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Die Springspinne imitiert mit ihrem Gang Ameisen.

© Yuchang Chen

Bunte Mini-Spinne irritiert Feinde: Blümchen im Ameisengang

Wer winzig ist, hat es nicht leicht. Eine Mini-Spinne versucht mit einem Mix aus Tarnung und Nachahmung Fressfeinden zu entgehen. Das gelingt allerdings nicht immer.

Von Annett Stein, dpa

Bunt wie ein Blümchen mit dem Gang einer Ameise: Mit diesem Doppeltrick versucht eine kleine Spinne ihr Leben zu schützen. Die Springspinne hüpfe nicht wie verwandte Arten, sondern imitiere mit ihren Vorderbeinen Fühler und laufe mit den übrigen sechs Beinen wie eine Ameise, berichten chinesische Forscher im Fachjournal „iScience“. Zudem sei sie außergewöhnlich farbenfroh. Diese ungewöhnliche Mischung aus Nachahmung und Tarnung funktioniert demnach in vielen Fällen gut – Gottesanbeterinnen allerdings bleiben eine Gefahr.

Ameisen sind mit ihren Beißwerkzeugen wehrhaft, manche setzen zudem chemische Abwehrstoffe ein. Mehrere Spinnenarten ahmen die Insekten daher nach, um potenzielle Fressfeinde abzuschrecken. Meist seien sie dann aber auch so dunkel gefärbt wie Ameisen und nicht so bunt wie die winzige Springspinne Siler collingwoodi, erläutern die Wissenschaftler.

Test mit Fressfeind

Das Team sammelte Spinnen der Art in der Provinz Hainan und testete unter Laborbedingungen, ob sie eher von Fressfeinden verschont wurden als andere Springspinnen-Arten. „Aus menschlicher Sicht scheint sie gut mit den Pflanzen in ihrer Umgebung zu verschmelzen, aber wir wollten testen, ob ihre Körperfärbung wirklich als Tarnung zum Schutz vor Fressfeinden dient“, sagte Hua Zeng von der Universität Peking, Erstautor der Studie.

Die Forscher charakterisierten und verglichen die Bewegungen der Spinnen mit der verschiedener Ameisenarten. Sie ähnelten dem Laufstil kleiner Ameisenarten am meisten. „Ihr Gang und ihre Bewegungsbahn wiesen große Ähnlichkeit mit mehreren Ameisenarten auf“, erklärte Zeng. „Eine generelle Nachahmung statt der perfekten Nachahmung nur einer Art kann für die Spinnen ein Vorteil bei der Besiedlung verschiedener Lebensräume sein.“

Das Team testete auch die Reaktion zweier potenzieller Fressfeinde auf die bunte Springspinne: einer ähnlich großen, auf die Jagd nach anderen Spinnen spezialisierte Springspinne mit Farbsehvermögen (Portia labiata) und einer nur monochromatisch sehenden Gottesanbeterin (Gonypeta brunneri). Als Untergrund wurde entweder rot blühender Westindischer Jasmin oder Fukientee genutzt. Auf beiden Pflanzen kommen die Spinnen auch in der Natur vor.

Den Tests zufolge wurden die bunten Spinnen auf den roten Jasminblüten seltener zur Beute der räuberischen Spinnen oder Gottesanbeterinnen als auf den grünen Teeblättern. In weiteren Versuchen bekamen die beiden Räuber die Wahl zwischen Siler collingwoodi und einer anderen, Ameisen nicht nachahmenden Springspinne. Die räuberischen Spinnen wählten weitaus häufiger die harmloser wirkenden Verwandten aus. Die Gottesanbeterinnen allerdings griffen beide Beutetierarten mit gleicher Bereitschaft an.

Die weitaus größeren Gottesanbeterinnen seien weniger gefährdet, von wehrhaften Ameisen empfindlich verletzt zu werden, und mieden sie daher nicht, vermuten die Forscher. In der Summe gilt demnach: Vor allem auf passend buntem Hintergrund bleibt Siler collingwoodi mit ihrer Tarnfärbung eher von Attacken verschont. Ihre Nachahmungs-Taktik wirkt jedoch nur bei Räubern, die von Ameisen Abstand halten.

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