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© Lisa Rock für den Tagesspiegel

„Der Erbonkel“: Das bisschen Haushalt

Etwas mehr Ordnung im neuen Jahr, das ist ein gängiger Vorsatz. Sogar die Natur hat ein paar tausend Gene am Start, um ein Mindestmaß an Ordnung zu halten.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Das neue Jahr hat begonnen und von guten Vorsätzen ermutigt schweift der Blick durch die Wohnung. Sieht die Reste der Weihnachtsdekoration, die auf den Transport in den Keller warten. Streift über den Staub im Regal. Bleibt am liegengebliebenen Abwasch der Silvesterparty hängen.... Für den Start in ein frisches 2024 ist noch entschieden zu viel vom 2023er Chaos übrig.

Da wäre es schon cool, wenn es Gene gäbe, die uns beim Aufräumen unterstützen würden. Tatsächlich gibt es so etwas wie „Housekeeping“ Gene, Haushaltsgene, die ein Mindestmaß an Ordnung und Funktionalität aufrechterhalten, die dem Tag einen Rhythmus geben und die Grundversorgung sicherstellen. Allerdings sind diese etwa 3800 Gene, die in absolut jeder Zelle, egal welchen Gewebetyps und Entwicklungsstadiums, und unabhängig von äußeren Einflüssen aktiv sind, nur für den Haushalt in den Zellen des menschlichen Körpers zuständig.

Bring doch mal den Müll raus

Während die meisten Gene nur kurze Zeit, etwa im Embryonalstadium oder nur in der Leber oder anderen Organen eingeschaltet werden, halten die Haushaltsgene den Grundstoffwechsel in allen Zellen aufrecht. Sie sorgen dafür, dass der Laden läuft, etwa genug vom Blutzucker Glukose in Energie für die Zelle umgesetzt wird. Und sie räumen den Müll weg, zerlegen defekte Eiweiße und schaffen sie aus der Zelle.

Um sicherzustellen, dass die Housekeeping Gene stets aktiv sind, haben sie sogar einen anderen Schalter als die übrigen Gene. Allerdings sind nicht alle Haushaltsgene, der Begriff wurde in den 1970er Jahren geprägt, auch essenziell für das Überleben der Zellen, zeigen neuere Forschungen.

Vielleicht ist Aufräumen also doch nicht so überlebenswichtig? Oder sogar schädlich? Tatsächlich führt der Ausfall des Gens „Hoxb8“ zu krankhaftem Putzzwang, jedenfalls bei Mäusen. Also besser nicht übertreiben mit den guten Vorsätzen. Das Staubsaugen kann auch noch bis morgen warten.

Was wir zum Leben mitbekommen und was wir weitergeben – jedes Wochenende Geschichten rund um Gene und mehr in der „Erbonkel“-Kolumne.

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