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Für Böden und auch Flüsse ist nicht nur wichtig, wie viel Regen fällt, sondern auch wann.

© dpa/Armin Weigel

Dürre in Deutschland: Warum Böden trotz mehr Regen trockener werden

Über Jahrzehnte zeigte der Trend beim Gesamtniederschlag in Deutschland nach oben. Doch ein einzelner statistischer Wert sagt wenig über Dürre und Trockenheit aus.

Von Markus Bergmann, dpa

Historisch betrachtet fällt in Deutschland pro Jahr mehr Regen als zu Beginn der Wetteraufzeichnungen. Eine entsprechende Statistik des Deutschen Wetterdienstes wird von Klimaschutz-Gegnern ins Feld geführt, um das Problem mit Dürre und Trockenheit kleinzureden. Weil der jährliche Niederschlag in Deutschland im Vergleich zu 1881 zugenommen hat, gäbe es keine Probleme mit Dürre. Diese Schlussfolgerung greift jedoch zu kurz.

Es sind 57,7 Millimeter beziehungsweise sieben Prozent mehr jährlicher Niederschlag in Deutschland als vor rund 140 Jahren: Das gibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) als sogenannten linearen Trend an. Doch der Wert allein hat wenig Aussagekraft.

Denn der Anstieg ist vor allem auf mehr Niederschlag in den Wintermonaten zurückzuführen. Darauf weist der DWD selbst hin. „Im Sommer hingegen ist der Niederschlag im linearen Trend seit 1881 um rund fünf Prozent zurückgegangen“, erläutert DWD-Agrarmeteorologe Andreas Brömser im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Gerade der Sommer sei aber zusammen mit dem Frühling der etwa für die Landwirtschaft wichtige Vegetationszeitraum. „Im Sommer bräuchten wir mehr Niederschlag“, sagt Brömser.

Zudem sei von der Niederschlagsmenge allein kein Schluss auf die Bodenfeuchte oder Dürre möglich, so Brömser. Als einen Grund dafür nennt er die seit 1881 gestiegenen Durchschnittstemperaturen: „Je höher die Temperaturen, desto mehr Regen verdunstet auch schnell wieder.“ Der in Deutschland verzeichnete Anstieg um 1,7 Grad Celsius bedeute rund zwölf Prozent mehr Verdunstung.

Der vergleichsweise nasse Sommer 2023 kann leicht darüber hinwegtäuschen, dass Dürren in Deutschland in den vergangenen Jahren teils außerordentlich waren. Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung schrieben 2020 im Fachblatt „Scientific Reports“, dass es in Zentraleuropa in den Jahren 2018 und 2019 die größten Sommerdürren der vergangenen 250 Jahre gegeben habe.

DWD-Meteorologe Brömser sagt: „Die letzten zehn Jahre sind trockener als der langjährige Trend.“ Allerdings müsse man noch vorsichtig sein mit Aussagen zur Frage, ob es sich dabei um eine längerfristige Entwicklung oder eine Schwankung von ein paar Jahren handele.

Und wie sieht es in den Böden aus? Das Umweltbundesamt schrieb 2019 in einem Bericht unter Berufung auf DWD-Angaben, dass die Zahl der Tage mit geringer Bodenfeuchte seit dem Jahr 1961 deutlich zugenommen habe. Aktuell zeigt ein Blick in den sogenannten Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums zwar, dass der Regen der vergangenen Wochen vielerorts für ausreichend Wasser in den oberen Bodenschichten gesorgt hat. Doch in den tieferen Schichten hält die Dürre in vielen Regionen an.

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