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Breitflügelfledermäuse fressen Insekten und sind mit bis zu 38 Zentimetern Flügelspannweite recht groß.

© imago/imagebroker

Einzigartig unter Säugetieren: Fledermäuse paaren sich ohne Penetration

Der Breitflügelfledermaus-Mann hat ein viel zu großes Geschlechtsorgan. Ein Forschungsteam aus Berlin hat nun herausgefunden, was es damit auf sich hat.

Der Schnabeligel hat ein Begattungsorgan mit vier Köpfen; Hyänenweibchen eine penisartig vergrößerte Klitoris – die Geschlechtsorgane von Tieren sind immer wieder für eine Überraschung gut.

Auch auf den enormen Penis der Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) konnten sich Forschende lange keinen Reim machen. Erigiert hat er eine Größe von einem Fünftel der Körperlänge, ist siebenmal länger als die Vagina und an seiner herzförmigen Spitze siebenmal breiter.

Eine „klassische“ Paarung, wie sie jeder von Katzen oder Hunden kennt, wäre also unmöglich. Forschende vom Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und der Universität Lausanne konnten das Rätsel nun aber lösen.

13
Stunden Paarungszeit wurden bei der Breitflügelfledermaus beobachtet

Wie sie in der Fachzeitschrift „Current Biology“ schildern und mit einem frei zugänglichen Video illustrieren, geht das Tier bei der Paarung auf eine ungewöhnliche Weise vor. Es klettert kopfüber hängend auf den Rücken des Weibchens und tastet sich mit seinem Glied um die Flughäute der Partnerin herum – die Forschenden bezeichnen den Penis als eine Art „Kopulationsarm“ –, dann presst es das Organ gegen die Genitalien des Weibchens.

Der ungewöhnliche Penis der Breitflügelfledermaus (Illustration).

© Leibniz Forschungsverbund Berlin/Taisiia Kravchenko

Rund hundertmal hat das Team die Fledermäuse anschließend bei der „Kontaktpaarung“ im Dachboden einer niederländischen Kirche beobachtet. Diese kann sich lang hinziehen, von 53 Minuten bis hin zu rekordverdächtigen 13 Stunden.

Bei Vögeln ganz normal

„Die vorliegende Untersuchung dokumentiert etwas Besonderes unter den Säugetieren“, sagen IZW-Forscherin Susanne Holtze und Marcus Fritze von der Universität Greifswald. Es sei der erste Beweis für eine Paarung ohne „Intromission“ bei einem Säugetier. Bei Vögeln ist dies dagegen ganz normal: Hahn und Henne besitzen nur eine Kloakenöffnung. Die beiden Flugtiere scheinen also mehr gemeinsam zu haben, als auf den ersten Blick ersichtlich.

Breitflügelfledermäuse fressen Insekten und sind mit bis zu 38 Zentimetern Flügelspannweite recht groß.

© imago/imagebroker

Die Breitflügelfledermaus ernährt sich von Insekten und ist mit bis zu 38 Zentimetern Flügelspannweite recht groß. Sie ist in Europa, dem Nahen Osten und Asien heimisch.

Es sei schwierig, das Verhalten von nachtaktiven Tieren zu beobachten, erst recht von fliegenden Tieren wie Fledermäusen, heißt es in der Publikation. Auf die Spur kam das Team der Penisfunktion der Fledermaus durch einen niederländischen Hobbyforscher, der die Tiere über eine Kamera beobachtete – auch bei der Paarung. In der Fachpublikation wird er auch als Autor geführt. (mit AFP)

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