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Hinweise auf die eingeschränkten Öffnungszeiten am  Hauptgebäude der TU Berlin.

© Amory Burchard/Tagesspiegel

Energiesparen an der Uni: Kein Bier mehr nach 22 Uhr

Schlimm sind verkürzte Öffnungszeiten an Hochschulen für Prüflinge oder für Arbeitsgruppen, die kurz vor der Abgabe stehen. Doch es gibt andere Gründe, sie zu beklagen.

Die Heizungen sind runtergedreht, die Beleuchtung ist gedimmt und Gebäude werden nachts abgeschlossen. So soll es an den Hochschulen in Berlin und bundesweit nach der Weihnachtspause weitergehen. Die allermeisten Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden zeigen sich einsichtig, geht es doch darum, Energiesparauflagen zu erfüllen. Und darum, komplette Unischließungen wegen unbezahlbarer Gas- und Stromrechnungen zu verhindern.

So ist die Stimmung auch an der Technischen Universität Berlin. Tim (21), der Wirtschafts- und Bauingenierwesen studiert, sitzt in dicker Daunenjacke im Foyer, die Rolle mit seinen Plänen fest in der Hand, sagt aber: „Von runtergedrehten Heizungen habe ich noch nichts gemerkt, in den Seminarräumen fühlen sie sich warm genug an.“ Und dass die Unigebäude bis auf weiteres abends um 22 Uhr abgeschlossen werden, statt die ganze Nacht geöffnet zu sein – unter anderem für studentische Arbeitsgruppen?

22 Uhr ist in der Regel zu früh, und einige Gebäude, die keinen Pförtner haben, schließen schon um 20 Uhr.

Pat Schubert, Studierendenvertreter im Akademischen Senat der TU

„Ich bin jeden Abend bis acht, neun Uhr an der Uni, um Pläne zu zeichnen und in freien Seminarräumen oder in der Bibliothek am Laptop zu arbeiten. Das reicht dann aber auch“, sagt Tim. Also alles kein Problem, zumal die Unibib bis Mitternacht geöffnet bleibt?

Ein Problem auch für Cafés wie das Erdreich

Das sieht Pat Schubert, Studierendenvertreter im Akademischen Senat, anders. „22 Uhr ist in der Regel zu früh, und einige Gebäude, die keinen Pförtner haben, schließen schon um 20 Uhr.“ Jobbende Studierende würden auch zu normalen Semesterzeiten oft länger als bis zehn Uhr abends in der Uni lernen. Für die Prüfungszeit im Januar und Februar müsse sich dringend etwas ändern.

Eine studentische Arbeitsgruppe von Studierenden der Brauereitechnologie an der TU Berlin.

© Amory Burchard/Tagesspiegel

Besonders prekär sei die Lage an den Wochenenden, wenn fast die ganze Uni zu ist – mit Ausnahme des sogenannten Erweiterungsbaus. Dort müssen sich die TU-Studierenden allerdings den Platz mit dem FOM Hochschulzentrum teilen, einer Fernuni, die am Wochenende Präsenzveranstaltungen an der TU anbietet.

Im Akademischen Senat forderte Schubert jetzt, „die Buchungen der FOM für 2023 zu canceln“. TU-Kanzler Lars Oeverdieck verwies auf einen langjährigen Mietvertrag. Und versprach, dass man im Januar an den Wochenenden wieder mehr Gebäude für Studierende öffnen werde.

Etienne, Paul und Raffael, Studierende der Brauerei- und Getränketechnologie, hadern am meisten mit der Abendschließung. Mit dem Pensum ihrer Arbeitsgruppe seien sie zwar immer schon vor 22 Uhr durch. „Aber danach gehen wir immer noch Bier trinken im Café Erdreich gegenüber vom Chemie-Gebäude – und das ist ebenfalls von der Nachtschließung betroffen.“

Für studentische Cafés und Kneipen wie das Erdreich seien die Energiespaßmaßnahmen richtig bitter, berichten die jungen Männer. Die lebten doch davon, dass man dort oft bis ein oder zwei Uhr morgens abhängt.

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