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In Haiti gingen die Sklav:innen im Geist der Französischen Revolution über diese hinaus.

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Heute vor 232 Jahren: Revolution in Haiti

Nach der Französischen Revolution kam die in Haiti. Die dortigen Sklaven machten mit den Gedanken von Freiheit, Gleichheit und Menschenrechten Ernst und schufen den ersten unabhängigen Staat in Mittel- und Südamerika.

Eine Kolumne von Christoph David Piorkowski

Freiheit und gleiche Rechte für alle – die epochemachenden Losungen von 1789 hallten damals auch über den Großen Teich und erreichten Frankreichs Kolonie Saint Domingue. Auf die Französische Revolution folgte – im Westen bis heute kaum beachtet – die des späteren Staates Haiti.

In der Nacht zum 23. August 1791, heute vor 232 Jahren, begann im Westteil der Insel Hispaniola ein von Sklav:innen initiierter Aufstand, der Haiti zum ersten unabhängigen Staat Mittel- und Südamerikas machte. Dabei gingen noch Jahre des Bürgerkriegs ins Land, bis Haiti am Neujahrstag 1804 zur einzigen jemals von früheren Sklaven gegründeten Republik wurde.

Haiti, zunächst von Kolumbus besiedelt und mithin die erste europäische Kolonie überhaupt, wurde Ende des 17. Jahrhunderts von Spanien an Frankreich abgetreten. Nachdem die einheimische Bevölkerung schon unter spanischer Herrschaft durch Zwangsarbeit und eingeschleppte Krankheiten binnen kürzester Zeit fast ausgerottet war, wurden zahllose Sklav:innen, meist aus Westafrika, auf die Insel Hispaniola verschleppt.

Diese schufteten auf Kaffee- und Zuckerplantagen – wobei die Hälfte von ihnen an der Arbeit verstarb – und machten die Kolonie zu einer der profitabelsten des 18. Jahrhunderts. Verglichen mit anderen Kolonien war die Gesellschaftsstruktur hier komplexer.

Unter Führung von François-Dominique Toussaint L’Ouverture befreiten die Sklav:innen sich selbst.

© imago images/Heinz-Dieter Falken/Heinz-Dieter Falkenstein via www

Ganz oben standen die wenigen „grands blancs“, weiße europäische Plantagenbesitzer. Es folgten die freien „gens de couleur“, oft Nachkommen von Sklavinnen und Kolonialisten, die es trotz heftiger Diskriminierung nicht selten als Pflanzer zu Reichtum brachten. Schließlich gab es noch die „petit blancs“, mehr oder weniger besitzlose Weiße, die den freien PoC deren Wohlstand verargten. Ganz unten im Sozialgefüge lebte die riesige Menge von Sklav:innen.

Nachdem die Erklärung der „Menschen- und Bürgerrechte“ 1789 von der französischen Nationalversammlung verabschiedet wurde, forderten die „gens de couleur“ gleiche Rechte. Sie bliesen zur Revolte gegen die Herrschaft, jedoch ohne die Sklav:innen einzubeziehen, von denen sie oft selbst recht viele „besaßen“.

Das Freiheitsethos aber griff auf diese über, die Sklav:innen befreiten sich nach und nach selbst. Unter Führung des ehemaligen Sklaven Toussaint L’Ouverture beendeten sie die französische Herrschaft im Geist der Französischen Revolution, über welche sie dabei hinausgingen. So machten sie mit dem Gedanken Ernst, dass alle Menschen, nicht bloß weiße Europäer, auf der Erde als Freie und Gleiche leben sollten.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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