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Das Arecibo-Signal, das im Jahr 1974 vom Arecibo Observatorium gesendet wurde.

© Wikipedia/ Arne Nordmann (norro)

Heute vor 49 Jahren: Die Arecibo-Botschaft als Einladung an Invasoren aus dem All

Im Jahr 1974 schicken Astrophysiker eine Botschaft aus 1679 Zeichen ins Universum. Die Nachricht soll außerirdisches Leben erreichen. Der Astronom der Queen ist „not amused“.

Eine Kolumne von David Will

Sir Martin Ryle war ein angesehener Mann: Als „Astronomer Royal“ beriet er die britische Krone in galaktischen Fragen. Er war Physiker von Weltrang.

Umso mehr sorgte es für Aufsehen, als Ryle 1974 – dem Jahr, in dem er den Nobelpreis bekam – Beschwerde bei der Internationalen Astronomischen Union (IAU) einlegte: Die IAU solle sofort jeden Versuch unterbinden, mit Außerirdischen in Kontakt zu treten. Andernfalls müssten sich künftige Generationen darauf einstellen, womöglich kolonisiert, versklavt oder komplett ausgelöscht zu werden.

Doch sein Einsatz war vergeblich. Am 16. November 1974, heute vor 49 Jahren, verschickten Wissenschaftler:innen am US-amerikanischen Arecibo-Observatorium eine Nachricht ins All: eine Botschaft an alle da draußen, dass auf der Erde intelligentes Leben existiert.

Ausgedacht hatte sich das der US-amerikanische Astronom Frank Drake, der Physiker und Fernsehmoderator Carl Sagan half ihm dabei. Drake entwarf eine Sequenz aus 1679 Zeichen – 23 mal 73 Kästchen, wenn man sie in Form eines Rechtecks anordnet –, die außerirdischem Leben unmissverständlich signalisieren sollte, dass sie es mit mindestens Ebenbürtigen zu tun hatten. Die Sequenz codiert in Binärform die Zahlen 1 bis 10 und beschreibt unter anderem die häufigsten chemischen Elemente sowie die Struktur der DNA. Das Muster aus Einsen und Nullen ergibt außerdem das Bild eines Strichmännchens, inklusive Größenangabe und der intergalaktischen Anschrift der Menschheit.

Diese Sequenz schickten Drake und seine Kolleg:innen per Radiowelle in Richtung des Sternbilds Herkules, das damals als heißester Anwärter dafür galt, außerirdisches Leben zu beherbergen. Die Idee dahinter: Die beschriebenen Konzepte sind so grundlegend, dass sie jeder verstehen müsste, der in der Lage ist, die Botschaft zu entschlüsseln. Und sollte tatsächlich jemand die Nachricht dechiffrieren, dann wüsste er auch, wo er uns finden kann.

Dass Außerirdische die Arecibo-Botschaft tatsächlich verstehen würden, wenn das Signal in rund 25.000 Jahren vielleicht ankommt, hängt auch davon ab, wie intelligent sie wären. Sie müssten es fehlerfrei auslesen. Das wäre in Anbetracht der Tatsache, dass das Signal nur ein einziges Mal verschickt wurde – unsere eigene derzeitige irdische Intelligenz zugrundelegend – zumindest anspruchsvoll.

Aber von der Erde werden ständig Radiowellen ausgesandt. Aliens, die vielleicht schon viel schlauer sind als wir, könnten diese irgendwo irgendwann potenziell zumindest empfangen und einer Quelle zuordnen.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Tagesrückspiegel-Kolumne hier.

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