zum Hauptinhalt
Robert Schlögl, Chemiker und bis 1.4. 2023 Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, ist seit Januar 2023 neuer Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung.

© AvH / David Ausserhofer

Humboldt-Stiftung fordert Stabilität: Neuer Präsident hadert mit Rettungspaket

Der Bund kürzte bei der Stiftung, die internationale Gäste ins Land holt, der Bundestag glich aus. Doch Robert Schlögl, der neue Präsident, fordert mehr – für gefährdete Forschende.

Robert Schlögl, der neue Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, hatte sich vorgenommen, nicht gleich zum Amtsantritt mit konkreten Geldforderungen an den Bund und insbesondere ans das Auswärtige Amt heranzutreten. Das wäre schlechter Stil, zumal angesichts der Zeitenwende, die der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine heraufbeschworen hat, gibt er am Mittwoch bei der Präsentation seines Programms im Wissenschaftsforum am Gendarmenmarkt zu verstehen.

So betont Schlögl dann auch, dass man das millionenschwere Programm der Alexander von Humboldt-Professuren, mit dem jährlich zehn international führende Forschende für fünf Jahre nach Deutschland eingeladen werden, „nicht ausbauen, sondern kontinuierlich machen“ müsse. Sein Vorgänger Hans-Christian Pape hatte bei seinem Amtsantritt 2018 noch eine Verdoppelung gefordert.

Nach dem Münsteraner Neurophysiologen Pape hat nun ein in Berlin verwurzelter Chemiker die Leitung der nationalen Wissenschaftsstiftung übernommen. Katalyseforscher Schlögl ist seit 1994 und noch bis Ende März Direktor am Berliner Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft. Zudem ist er Honorarprofessor an der Humboldt-Universität sowie an der TU Berlin, wo er Co-Initiator des Exzellenzclusters für Katalyseforschung war.

Die AvH-Präsidentschaft ist ein Ehrenamt für den 68-Jährigen, der damit aber kein Neuland betritt: 2010 bis 2019 war er in der Jury zur Auswahl von Humboldt-Forschungspreisen und selbst mehrfach Gastgeber von Geförderten. Vorrangiges Ziel der Stiftung ist es, exzellente Forschende aus aller Welt ins Land zu holen und mit den rund 30.000 Alumni ein globales und interdisziplinäres Netzwerk zu pflegen. In Krisen- und Kriegszeiten hinzugekommen sind Programme für gefährdete Forschende.

Schlögl will drei Prozent mehr Budget im Jahr

Mit der durch den Krieg gegen die Ukraine veränderten Haushaltslage hatte das Auswärtige Amt zuletzt allerdings auch kurzfristige Budgetkürzungen von rund acht Prozent bei der Stiftung begründet. Diese wurden zwar vom Haushaltsausschuss des Bundestages im November ausgeglichen, indem die Parlamentarier der Stiftung für dieses Jahr 6,5 Millionen Euro aus dem AA-Etat zusprachen.

Konkret danach gefragt, platzt es aber doch aus Schlögl heraus: „Wenn uns einer für drei Jahre zehn Millionen Euro gibt, das hilft nicht viel.“ Finanzielle Planungssicherheit gäbe es nur, wenn auch die Alexander von Humboldt-Stiftung endlich in den Pakt für Forschung und Innovation aufgenommen werde. Dieser sichert den Wissenschaftsorganisationen einen Budgetzuwachs von jährlich drei Prozent zu.

Die Alexander von Humboldt-Stipendien wurden seit zwölf Jahren nicht erhöht, sie bringen die Stipendiaten heute eher an die Armutsgrenze.

Robert Schlögl, neuer Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung

„Alles tun, damit es mehr wird“ will Schlögl bei der Philipp Schwartz-Initiative, mit der Universitäten und außeruniversitäre Institute gefährdete Forschende als Fellows für ein Jahr einladen und ihnen 2000 Euro im Monat zahlen können. Problematisch sei indes, das die AvH-Stipendien insgesamt seit zwölf Jahren nicht erhöht wurden, sagt Schlögl. Früher in aller Welt hoch begehrt, würden sie die Stipendiaten „heute eher an die Armutsgrenze bringen“.

Seine Expertise für Energiesysteme der Zukunft will Schlögl ganz praktisch in seiner Präsidentschaft nutzen: „Die globale Energiewende ist eine ideale Aufgabe für das Humboldt-Netzwerk.“ Ansetzen möchte Schlögl in Afrika, wo es viele AvH-Alumni und ihre von der Stiftung geförderten Forschungs-Hubs gibt. Dort seien Energiesysteme im Aufbau, es herrsche eine Aufbruchsstimmung, oft würde nur noch „Hilfe zur Selbsthilfe“ gebraucht, schwärmt Schlögl.

Überdenken müsse man auch das Verhältnis zu Ländern wie Russland, mit dem die institutionellen wissenschaftlichen Kontakte wegen des Angriffskrieges eingefroren sind, und zu China, wo Ähnliches anstehen könnte. Schlögl plädiert dafür, bei Kontakten zu Forschenden jeweils genau hinzugucken: „Wie nah steht der zum System?“ Und zu fragen, ob sich die wissenschaftliche Exzellenz etwa einer Systemnähe verdanke – oder eben nicht.

„Eine kursorische Ablehnung von Wissenschaftlern aus diesen Staaten halte ich für falsch“, erklärt Schlögl. Da spreche er aber nur für die Stiftung – und das „aus persönlicher Erfahrung“. Ob der neue AvH-Präsident seine Haltung in den Diskussionen um die deutsche Wissenschaftsaußenpolitik stark macht, bleibt abzuwarten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false