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Die Sojus-Kapsel der Internationalen Raumstation (ISS) während ihres Fluges. Ein erhebliches Leck verhindert den Rückflug.

© dpa/Sergei Korsakow

Leck am Raumschiff: Sojus-Besatzung vor ungewöhnlicher Rückkehr?

Nach einer Havarie im All kündigt Roskosmos für diesen Mittwoch eine Entscheidung an, wie die Besatzung von Sojus MS-22 von der ISS abgeholt wird.

Auf der Internationalen Raumstation ISS steht möglicherweise eine Premiere bevor. Erstmals könnte es notwendig werden, dass eine Stammbesatzung wegen technischer Probleme nicht mit dem Raumschiff zur Erde zurückkehren kann, mit dem sie gestartet ist.

Der Grund dafür ist ein erhebliches Leck an dem an die ISS angekoppelten Raumschiff Sojus MS-22. Eine Entscheidung über das Rückkehrszenario wird Juri Borissow, der Chef der russischen Weltraumagentur Roskosmos, an diesem Mittwoch verkünden, melden russische Nachrichtenportale.

In den Morgenstunden des 15. Dezember war im russischen Flugleitzentrum nahe Moskau eine Alarmmeldung von der ISS eingegangen. An der Geräte- und Aggregatesektion von Sojus MS-22 war ein erhebliches Leck aufgetreten. Durch die Schutzverkleidung trat Kühlflüssigkeit aus dem System zum Wärmeaustausch in einer großen Wolke in den Weltraum aus, zeigten Fernsehbilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa.

Sojus MS-22 hatte im September vergangenen Jahres die russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin sowie den US-Astronauten Frank Rubio zur ISS gebracht. Sie sollten im März zur Erde zurückkehren.

Temperaturen bis 40 Grad

Nach der Havarie stiegen die Temperaturen nicht nur im Sojus-Raumschiff, sondern auch in Teilen der ISS besorgniserregend auf über 30 Grad, zeitweise sogar auf 40 Grad Celsius an. Roskosmos versuchte zu beschwichtigen: es bestehe keine Notwendigkeit für eine Notlandung.

Inspektionen ergaben, die Außenhaut wies ein vier Millimeter großes Loch auf, die Kühlleitung eines von einem Millimeter. Als Ursache in der Kühlleitung diskutierten die Experten zwei Varianten: Entweder ein Mikrometeorit oder eines der vielen Teilchen von Weltraumschrott, die inzwischen auf Umlaufbahnen kreisen.

Die Besatzung von Sojus MS-22 (von links): US-Astronaut Frank Rubio, die russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin.

© Foto: dpa/DMITRI LOVETSKY

Die Spezialisten erörterten über den gesamten Dezember auch, ob eine Rückkehr von Raumfahrern an Bord von Sojus MS-22 überhaupt möglich sei. Die Nasa fragte vorsorglich bei SpaceX, dem Raumfahrtunternehmen von Elon Musk, an, ob es möglich wäre, die gesamte ISS-Besatzung mit Dragon-Raumschiffen zur Erde zurückzubringen. Aber Priorität habe die Frage, was mit Sojus noch möglich sei.

Im russischen Online-Nachrichtenkanal Telegram wurde im Januar dennoch ein mögliches Szenario immer wieder diskutiert. Danach könnte der für Ende März vorgesehene Start von Sojus MS-23 um einen Monat vorgezogen werden. Dann wäre nur Kommandant Oleg Kononenko an Bord, zwei Sitze blieben frei.

Kononenko würde dann die beiden russischen Kosmonauten abholen, für US-Astronaut Rubio fände sich ein Platz an Bord der Dragon-Landekapsel. Roskosmos bezeichnete dies noch zu Wochenanfang als „Erfindungen“. Informationen werde es erst nach der Sitzung des russischen Staatskomitees geben.

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