zum Hauptinhalt
Der Maya-Tempel in Copan ist selbst nach über tausend Jahren noch reich verziert. Das Geheimnis der Stabilität von Stuckarbeiten ist nun gelüftet.

© imago images/imagebroker/imageBROKER/Raimund Franken via www.imago-images.de

Mörtel der Maya: Wie Putz die Jahrhunderte überdauert

Kaum dass sich Menschen Häuser bauten, begannen sie schon, Wände zu verputzen und zu stuckieren. Aber nur die Maya im Mittelamerika hatten eine besonders haltbare Mischung – dank einer Zutat.

„Auf den Putz hauen“ – das können Menschen seit mindestens 12.000 Jahren. Jedenfalls deuten Funde an der Ostküste des Mittelmeers, in der Levante, darauf hin, dass damals bereits Wände mit einer Mischung aus Branntkalk und Wasser verputzt wurden. Haltbarer als ein paar Jahrzehnte war der Mix dort wie hier aber nicht.

Die Maya in Mittelamerika hingegen mischten ihrem Mörtel vor mehr als 3000 Jahren eine Zutat bei, die den Putz besonders widerstandsfähig machte und die jetzt von einem Forschungsteam um Carlos Rodriguez-Navarro von der Universität im spanischen Granada identifiziert wurde. Sie sorgte dafür, dass der Putz „mehr als 1200 Jahre lang der aggressiven heißen und feuchten tropischen Witterung trotzte“, schreiben die Forscher im Fachblatt „Science Advances“.

Putz, der weniger Ionen freisetzt

Dass es sich bei der Zutat um einen Bestandteil von Bäumen handeln könnte, geht auf Berichte des Bischofs von Yucatán zurück. Diego de Landa schrieb im 16. Jahrhundert, der Kalkputz auf den Dächern der Maya sei mit einer Flüssigkeit aus Baumrinden besser formbar und widerstandsfähig gemacht worden. Tatsächlich enthält Maya-Stuck Rückstände von Biomolekülen, die im Saft des Amerikanischen Balsam- und des Chukum-Baumes vorkommen.

Das Team um Carlos Rodriguez-Navarro untersuchte nun bis zu 1400 Jahre alten, rosafarbenen Stuck aus einem Tempel und von Innenwänden eines Bauwerks der Maya-Stadt Copan im heutigen Honduras genauer. Er bestand zwar zu 95 Prozent aus den typischen Kristallen des Kalkputzes, es waren aber auch organische Partikel eingelagert – ein Aufbau ähnlich den harten Schalen von Muscheln oder den Stacheln von See-Igeln.

„Nach Ratschlägen der lokalen Bevölkerung, die von den alten Maya-Hochkulturen abstammt, pressten wir Saft aus der Rinde von Chukum- und Amerikanischen Balsambäumen, die in der Gegend um die Überreste der Maya-Stadt Copan wachsen“, berichtet die Gruppe um Rodriguez-Navarro. Wurden diese Polysaccharid-reichen Extrakte beim Löschen in den Branntkalk gemischt, bildete sich ein Putz, dessen Struktur dem aus dem Copan-Tempel ähnelt. Ohne diesen Zusatz entstand hingegen ein Kalkputz geringer Haltbarkeit.

Offenbar bremsen die Biomoleküle die Verwitterung des Materials, zeigte ein Experiment: Die elektrische Leitfähigkeit von Wasser, in das die Forscher Proben des Maya-Putzes legten, stieg sehr viel langsamer an, als bei Wasser, das konventionellen Putz enthielt. Das bedeutet, dass Maya-Putz weniger Ionen freisetzt, also wohl aufgrund der Rindenextrakte weniger schnell verwittert.

„Weil einigen der Proben aus den alten Maya-Gebäuden keine Pflanzenextrakte beigemischt waren, wurden die Rindensäfte wohl nur für Putze verwendet, die für besonders wichtige oder stark beanspruchte Stellen wie bei Wandgemälden, Stuckarbeiten oder Fußböden vorgesehen waren“, vermutet das Team um Carlos Rodriguez-Navarro. Mit Hilfe des wiederentdeckten Rezepts könnten die Relikte der Maya nun besser vor dem Verfall geschützt werden. Durchaus ein Grund, sprichwörtlich „auf den Putz zu hauen“: ausgelassen zu feiern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false