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Nicole van Dam, Direktorin des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau u sowie Leiterin der Forschungsgruppe Deutsches Zentrum für integrative Biodivitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv).

© Anne Günther/FSU

Prof im Profil: Nicole van Dam: Ein Garten, der sich selbst schützt

Nicole van Dam ist neue Direktorin des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau. Sie forscht zu Naturstoffen, die Pflanzen gegen Schädlinge resistent machen.

Es lastet viel Druck auf dem ländlichen Raum.“ Das erfährt Nicole van Dam schon, wenn sie morgens aus ihrem Dorf im Südosten Berlins durch die Felder in ihr nahegelegenes Institut radelt. Da sieht sie großflächige Monokulturen und Pflanzen, die unter der Trockenheit leiden, die der Klimawandel mit sich bringt.

Ihr begegnen auch andere Radler:innen, die hier wohnen, viele davon frisch zugezogen, oder die hier Erholung suchen. 30 Prozent der Flächen unter Naturschutz zu stellen, wie es jetzt in Montréal beschlossen wurde, und weitere 30 Prozent ökologisch zu bewirtschaften, wie es die EU fordert: Davon sei nicht nur ihre Region noch weit entfernt, sagt die Professorin für „Pflanzen und ihre biotischen Interaktionen“.

Nicole van Dam ist seit Oktober dieses Jahres Direktorin des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau in Großbeeren. Ihr Titel als Professorin, den sie von der Universität Jena mitbrachte, bezeichnet genau, wo zu sie forscht: Welche Naturstoffe verleihen Pflanzen eine Resistenz gegen Schädlinge, etwa gegen Fraßfeinde, die die Wurzeln angreifen? Und wie ändert sich die chemische Zusammensetzung von Pflanzen, die auf Umweltstress wie Hitze, Trockenheit oder Bodenplize reagieren?

Wir wollen die Pflanzenproduktion, das menschliche Wohl, Biodiversität und Naturschutz miteinander in Einklang bringen.

Nicole van Dam, Direktorin des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau

„Vor der Erfindung der Pestizide haben Bauern geschaut, welche Pflanze gegen Schädlinge widerstandsfähig ist und eine gute Ernte gibt“, erklärt van Dam. Durch den Einsatz chemischer Mittel hätten die Menschen dies verlernt. „Jetzt müssen wir es wiederentdecken, auch weil viele Pestizide aus gutem Grund verboten sind.“

Gute Erträge auch ohne Agrochemie

Das gelte weit über die quasi industrielle Gemüseproduktion in Deutschland oder in den Niederlanden hinaus, woher van Dam stammt, wo sie studierte, promovierte und 2010 auf ihre erste Professur an der Universität Nijmegen berufen wurde. „Wir müssen produzieren, wir müssen Milliarden von Menschen ernähren – so denkt man weltweit doch bis heute.“

Zarte Pflänzchen wachsen in einer Inhouse-Anlage im Supermarkt heran, um dort direkt verkauft zu werden.

© Getty Images/iStockphoto / kynny

Die resistenten, aber oft nicht ertragreichen Sorten, die die Forscherin und ihre Teams identifizieren, könnten mit den im Gartenbau gängigen Sorten, die große Früchte geben, gekreuzt werden. „Und dann bringen sie auch ohne oder mit sehr viel weniger Agrochemie gute Erträge“, so die Hoffnung in Großbeeren.

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Ins nahe Berlin pflegt Nicole van Dam schon gute Beziehungen, an die Technische Universität und an die Humboldt-Uni, wo zwei ihrer Kolleg:innen parallel Professuren haben. Sie selbst bleibt mit einem Bein an der Uni Jena, weil das gemeinsam mit Halle und Leipzig betriebene Deutsche Zentrum für integrative Biodivitätsforschung (iDiv) sie noch braucht. Doch eine zusätzliche Gastprofessur an der HU Berlin sei bereits im Gespräch, so van Dam.

Generationswechsel im früheren DDR-Institut

In Großbeeren hat sie derweil aber auch genug zu tun. In dem früheren DDR-Institut steht ein großer Generationswechsel an. Und eine neue Philosophie: „Wir wollen die Pflanzenproduktion, das menschliche Wohl, Biodiversität und Naturschutz miteinander in Einklang bringen.“

Dazu gehören auch Innovationen wie die vertikalen Hortikulturen, die van Dam und ihre Kolleg:innen vorantreiben wollen. Das Ziel lautet, den ländlichen Raum zu entlasten und Nahrungsmittel näher zu den Metropolen zu ziehen.

In unterirdischen Hallen, auf Dächern, an Hauswänden oder auch direkt im Supermarkt werden Früchte, Gemüse und Kräuter platz- und ressourcensparend an Gestellen produziert. Ganz nachhaltig mit LED-Leuchten anstelle der energiefressenden Quecksilber-Lampen, die in Gewächshäusern genutzt wurden, mit wiederverwertetem Wasser und zirkulierenden Nährstoffen.

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