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Das Hauptgebäude der TU. Gut läuft das Orientierungsstudium, von den Erfahrungen soll gelernt werden.

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Weniger Bewerbungen: TU Berlin will stärker um Studierende werben

Die Technische Universität will sich noch mehr als bisher um Studieninteressierte kümmern – etwa indem die gesellschaftliche Relevanz ihrer Fächer herausgestellt wird.

Die Bewerbungen für die Berliner Hochschulen gehen zurück – darauf will die Technische Universität jetzt reagieren. Die TU werde Arbeitsgruppen zur Gewinnung von Studierenden und zum Halten von Studierenden einsetzen, kündigt Christian Schröder, Vizepräsident für Lehre, gegenüber dem Tagesspiegel an. „Das Thema ist allen Hochschulen bewusst, alle werden daran arbeiten.“

Zu Beginn des Jahres etwa sei ein Treffen angesetzt, wie die Uni noch besser an Schulen präsent werden könne. Zwar gebe es bereits viele Initiativen in den Fakultäten der TU. Diese sollten jetzt aber auch strukturell unterstützt werden. Ein Schwerpunkt sei: „Wir wollen gut informierte Studienanfänger*innen“, sagt Schröder. Denn wer über die Inhalte des künftiges Faches Bescheid wisse, breche dieses seltener ab..

Wie die TU mit dem schwindenden Interesse umgeht, war in der vergangenen Woche auch Thema im Akademischen Senat, wo Schröder dazu Bericht erstattete. „So dramatisch wie an anderen Hochschulen ist es nicht“, sagte Schröder. An der TU seien im Bachelor beispielsweise 4400 Studierende neu immatrikuliert worden – in etwa so viele wie zum Wintersemester 2021/22. „Das allerdings bei 15 Prozent weniger Bewerbungen“, so Schröder. Im Master seien es zehn Prozent weniger gewesen.

15
Prozent weniger Bewerbungen im Bachelor.

Insgesamt gingen auf die 3035 Studienplätze in 29 zulassungsbeschränkten Bachelorstudiengängen rund 14.500 Bewerbungen ein. Noch deutlicher ist der Rückgang im Vergleich zum Wintersemester 2020/21, damals erhielt die TU über 17.000 Bewerbungen. Dazu kommen die Einschreibungen in Fächern ohne Numerus Clausus, für die Interessierte sich nicht extra bewerben müssen.

Konkrete Zahlen für andere Technische Universitäten in Deutschland hatte der Vizepräsident nicht dabei, berichtete aber, dass andernorts „darüber nachgedacht wird, ganze Fachgebiete zu schließen“. Mehr oder weniger dramatisch betroffen seien alle Studiengänge bis auf Informatik.

Im Verbund der Technischen Universitäten TU9 laufe derzeit ein Abgleich der rückläufigen Bewerbungen in allen technischen Fächern. Doch schon jetzt sei klar: „Die Zahlen sind erschreckend, sie müssten uns alle wachrütteln.“

Bei Topwünschen abgerutscht

Ein Problem der TU Berlin sei, dass sie „von Studieninteressierten nicht als besonders attraktive Hochschule wahrgenommen“ werde. Das zeige eine Abfrage für zulassungsbeschränkte Studiengänge über dien Dienstleister Hochschulstart. Demnach sei die TU Berlin „bei den Topwünschen abgerutscht“. Weniger Studienbewerber für technische Fächer als früher geben also an, dass sie prioritär an die Berliner Universität wollen.

Ursachen für den Rückgang gibt es viele, so gehen in Berlin und bundesweit zum Beispiel die Abiturientenzahlen zurück. Berlin sei auch längst nicht mehr so erschwinglich für Studierende, sagt Schröder im Gespräch – Stichwort: hohe Mieten.

Berlin ist längst nicht mehr erschwinglich für Studierende

Dass Jugendliche sich inzwischen im Schnitt mit 19 Jahren ins erste Fachsemester einschreiben und nicht wie zu Beginn der 2000er Jahre mit 21, verschärfe das Problem: „Wer jünger ist, hat es noch einmal schwerer, eine Wohnung zu finden oder sich vom Elternhaus abzukoppeln.“ Interessanterweise steigt inzwischen die Zahl derjenigen, die in einem höheren Semester an die TU kommen wollen. Das ist für Schröder ein Indiz, dass Berlin für Studierende im Verlauf ihrer Unikarriere doch noch attraktiv wird.

Als vorbildlich sieht Schröder das Orientierungsstudium „MintGrün“, in das seit Jahren konstant rund 600 Jugendliche pro Jahrgang starten. Ein Großteil von ihnen sei zu Beginn noch nicht endgültig für die TU und ihr Fach entschieden; die einjährige Eingangsphase mache eine informierte Studienwahl danach leichter. Es gebe weitere gute Projekte, um Schülerinnen und Schüler an das Studium heranzuführen – etwa das „dEIn-Labor“ für Schulen im Bereich Elektrotechnik und Informatik. Von allen diesen Initiativen wolle die TU weiter lernen.

Auch aus den Reihen des Akademischen Senats wurde Schröder nach Konzepten gefragt, die zu besseren Bewerbungszahlen führen könnten. Dort verwies Schröder auf eine gemeinsame „Best practice“-Ideen-Sammlung mit den TU9, die im Frühjahr vorgelegt werden solle.

Ein Ansatz könne es sein, „aktuelle gesellschaftliche Themen aufzugreifen – aber ohne Green Washing zu machen“, sagte Schröder. Gemeint ist unter anderem der Klimaschutz, für den sich junge Menschen engagieren. Auf einen griffigen Slogan wie: „Bei uns studierst du Klimaretter“ wird es dabei also wohl eher nicht hinauslaufen.

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