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Jagdtrieb und Appetit der Hauskatze sind ein fast globales Problem.

© Imago/Avalon.red/Gerard Lacz / Avalon

Wildwechsel: Katzen fressen zu vielseitig

Zum Schlafen und Schnurren bleiben sie gerne im Haus, aber was sie draußen so machen, wissen viele Katzenbesitzende gar nicht. Jagdtrieb und Appetit ihrer Haustiere sind ein Problem für den Artenschutz.

Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

In der Fernsehwerbung geht es sehr appetitlich zu, man möchte fast mitessen. Attraktive Katzenbesitzende reichen ihren frisch gebürsteten Lieblingen Kreationen, die auf weißem Porzellan, mit Soßenspiegel und gelegentlich Kräuterdekoration eher an Gerichte aus dem Feinschmeckerrestaurant erinnern, als an Tiernahrung. „Fein“ ist jedoch kein geeignetes Wort, um zu beschreiben, was Katzen gerne fressen. Sie nehmen es gar nicht so genau, zeigt eine aktuelle Erhebung.

Nassfutter, das Rind, Geflügel oder Fisch enthält, erscheint natürlicher als trockene Bröckchen. Sogar der häufig enthaltene Getreideanteil entspricht der Ernährung wilder Vorfahren. Zumindest haben von Wildkatzen erbeutete Vögel oder Nagetiere häufig Pflanzensamen im Magen, der mitgefressen wird. Aber als Raubtiere, Nachfahren der Wildkatzen, gestalten sich Hauskatzen (Felis catus) mit Auslauf ihren Speiseplan diverser als das Angebot zu Hause – biodiverser.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Katzen als Raubtiere extreme Generalisten sind“, berichtet ein Forschungsteam um Christopher Lepczyk von der Auburn University, USA, in der Fachzeitschrift „Nature Communications“. „Extreme Generalisten“ bedeutet, dass sie eigentlich alles fressen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, aber als gewandte Kletterer bisweilen auch dies.

Menschen haben Katzen auf alle besiedelten Erdteile mitgenommen.
Menschen haben Katzen auf alle besiedelten Erdteile mitgenommen.

© imago/imagebroker/IMAGO/imageBROKER/alimdi / Arterra / Sven-Erik Arndt

Hauskatzen werden von Menschen auf allen Kontinenten außer der Antarktis gehalten. Sie machen Jagd auf 2084 Arten von Beutetieren, berichten die Forschenden, nachdem sie Hunderte Studien ausgewertet haben: Vögel, Säugetiere, Reptilien, Amphibien und Insekten. Wahrscheinlich ist das Artenspektrum der Beutetiere noch breiter, vermutet das Team. Aber es enthält bereits fast jede zehnte bekannte Vogelart und jede zwanzigste Art von Säugetieren oder Reptilien – und insgesamt 347 bedrohte Arten. „Frei laufende Katzen sind weltweit verbreitete, invasive Raubtiere, die die biologische Vielfalt erheblich beeinträchtigen“, resümiert das Team um Lepczyk.

Halsbandglöckchen können die Jagderfolge der Katzen mindern. Mindestens zu Zeiten, in denen junge Vögel ihre Nester verlassen, wären aber auch Ausgangsbeschränkungen hilfreich. Denn – und das kann man (sinngemäß) in der Katzenfachliteratur „Calvin und Hobbes“ nachlesen: Man kann die Wildnis nicht aus der Katze nehmen, aber man kann die Katze aus der Wildnis nehmen.

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