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Nilpferde im Serengeti-Nationalpark rücken enger zusammen, wenn der Wasserspiegel sinkt.

© Patrick Eickemeier/Tagesspiegei

Wildwechsel: Wie Kolumbien einer Nilpferdplage Herr werden will

Es war der Drogenbaron Pablo Escobar, der sie ins Land brachte – illegal, aus Größenwahn und zoologischer Zugewandtheit. Escobar ist Geschichte, aber seine Nilpferde sind noch da. Noch.

Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

Wir kennen Plagen aus der Bibel, dem Alten Testament etwa: Frösche, Stechmücken, Stechfliegen, Heuschrecken und weitere Heimsuchungen. Das Neue Testament wartet mit den sieben Plagen der Endzeit auf, darunter zoologisch relevant auch wieder Heuschrecken.

Plagen, nicht nur tierischen, ist gemein, dass sie ziemlich lästig sind, ja sogar das Leben vieler Menschen gefährden können. In diesem Belang wird das, was sich derzeit in Kolumbiens Magdalena-Fluss abspielt, dem Plagebegriff nicht gerecht. Allerdings gefährdet es das ökologische Gleichgewicht der artenreichen Region.

Platz scheint es für die Tiere noch zu geben, aber ihr ökologischer Fußabdruck wird zu groß.
Platz scheint es für die Tiere noch zu geben, aber ihr ökologischer Fußabdruck wird zu groß.

© picture alliance/dpa/Luis Bernardo Cano

Vier ursprünglich von Pablo Escobar aus Afrika eingeführte Nilpferde (Hippopotamus amphibius), ein Männchen und drei Weibchen, sind in den 1990er Jahren vom Anwesen des Drogenbarons entkommen und vermehren sich seither im für sie durchaus heimeligen Ökosystem des Magdalena-Flusses: reichlich Futter und vor allem keine Löwen und keine häufigen Dürren, die in Afrika Nilpferdpopulationen kontrollieren.

Laut einer Erhebung des kolumbianischen Umweltministeriums sind aus den vier seither um die 200 Tiere geworden. Bis 2050 könnten es nach Schätzung eines Forschungsteams mehr als 1000 werden, die als gewichtige Faktoren das Ökosystem stark in Mitleidenschaft ziehen würden. Nilpferde gelten als die größte aller invasiven Arten.

Die kolumbianische Regierung will gleich drei Maßnahmen ergreifen, um der Plage Herr zu werden: Umstritten, aber unausweichlich erscheint, dass Tiere getötet werden. Außerdem sollen einige eingefangen, exportiert und in geeigneten ausbruchssicheren Einrichtungen untergebracht werden, etwa in Indien oder Mexiko.

Der dritte Ansatz erscheint besonders aufwändig: Tiere sollen eingefangen und sterilisiert werden. Unklar ist, ob sie anschließend wieder entlassen würden, ganz nach dem (nicht ganz korrekt wiedergegebenen) biblischen Motto: „Seid unfruchtbar und mehrt euch nicht mehr.“ Allein würde dieser Ansatz nach Einschätzung von Fachleuten aber nicht ausreichen. In der Vergangenheit haben sich die Tiere schneller vermehrt als man mit der operativen Geburtenkontrolle vorankam.

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