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Drag Queen Miss Ivanka T

© Niklas Van Schwarzdorn

Berliner Dragqueen Miss Ivanka T.: Aus dem Netz ins Fernsehen ins Schwuz

Eine eigene Partyreihe im queeren Berliner Club Schwuz ist ein Ritterschlag. Für die aus Österreich stammende Dragqueen Miss Ivanka T. ist es aber nur eines von vielen Projekten.

Samstag, 21.30 Uhr, im Neuköllner Nachtclub Schwuz ist noch nicht viel los. An der Bar tummeln sich einige Leute, die Türen zur großen Tanzfläche sind noch verschlossen. Trotzdem wummert schon laute Musik durch die Kellergewölbe der ehemaligen Kindl-Brauerei.

Die Berliner Dragqueen Miss Ivanka T. bittet in zivil und ungeschminkt herein. Auf der Bühne, am Ende des großen Raums wird geprobt, der Sound und das Licht gecheckt, einige Tänzer:innen und Sänger:innen räkeln sich testweise hinter ihren Mikrophonen.

Eine Weile noch überwacht Miss Ivanka T. die Situation und verschwindet dann in den Backstagebereich, um sich für die kommenden vier Stunden in das zu verwandeln, für was rund 1500 Leute später vor dem Club Schlange stehen werden: Das Gesicht einer Partyreihe, die es erst seit einem Jahr gibt und die von Beginn an einer voller Erfolg war.

„Femme Top“ heißt sie und findet in unregelmäßigen Abständen, maximal aber einmal im Monat, im ältesten queeren Club Deutschlands statt. Ihre Party unterscheide sich von ähnlich erfolgreichen Reihen hauptsächlich dadurch, dass sie einen hohen Frauenanteil habe, erzählt Miss Ivanka T. hinterm Schminkspiegel.

„Und sehr viele, sehr junge Leute aus der TikTok-Generation kommen, die nicht automatisch schwul, sondern eher queer sind. Außerdem haben wir jedes Mal ein Motto, was die Leute dazu animiert, in Looks zu kommen.“ Ein Look sei ein durchdachtes Outfit, das von Kopf bis Fuß eine Idee verfolge und das man auf der Straße nicht tragen würde.

Dragqueen Miss Ivanka T., aufgenommen vom Fotografen Niklas van Schwarzdorn, der auch hinter dem Make-up steckt.

© Niklas Van Schwarzdorn

Dass die Party bei vielen jungen Leuten beliebt ist, verwundert nicht. Miss Ivanka T. gehört zu der Generation ihres Metiers, die unter anderem auch durch Social Media bekannt wurde. Mit Drag angefangen habe sie ganz „unpolitisch“, sagt sie: „Ich wollte kostenlosen Clubeintritt, gratis Getränke und Aufmerksamkeit.“

Während Corona, als nichts anderes passiert sei, habe sie Drag dann online auf ihren Social Media-Plattformen professionalisiert. Hinzu kam ihr erfolgreicher Podcast „Gag“ und plötzlich sei das Ganze explodiert. „Irgendwie kam es dann dazu, dass ich das hauptberuflich mache. Ich bin jetzt hauptberuflich Miss Ivanka T.“

Wenn du das Gesicht einer Party bist und die läuft nicht, dann bist immer du schuld

Miss Ivanka T.

Der Erfolg des Podcasts sei unter anderem auch ihrem Kollegen zu verdanken, dem Berliner Robin Solf, „der seinen Körper an RTL verkauft hat“, erzählt sie scherzhaft. Um genau zu sein war Solf Zweitplatzierter des schwulen RTL+-Dating-Formats „Prince Charming“.

Anfangs seien Miss Ivanka T., die es übrigens vorzieht, immer mit vollem Namen genannt zu werden, und Solf oft als Duo angefragt worden. „Weil wir uns aber visuell so unterscheiden, und weil man inzwischen weiß, was eine Dragqueen macht, funktionieren wir auch als Einzelpersonen ganz gut.“

Der Erfolg gibt ihr recht: Nach Auftritten in unterschiedlichen Online-Formaten saß Miss Ivanka T. 2022 als Jurorin in der RTL-Sendung „Viva la Diva – Wer ist die Queen?“ mit Tim Mälzer und stylte kürzlich erst für die ProSieben-Show „Die Unschlagbaren“ den Schauspieler Tom Beck zur Dragqueen um.

Warum ausgerechnet ihr schon so früh in der Kariere eine eigene Party angeboten wurde, weiß sie selbst nicht so genau: „Irgendwann hat mich der künstlerische Leiter des Schwuz angerufen und gefragt, ob ich Lust hätte.“

Zunächst war sie sich unsicher, ob sie die Verantwortung haben wollte: „Wenn du das Gesicht einer Party bist und die läuft nicht, dann bist immer du schuld.“ Auch finanziell lohne sich der ganze Aufwand eigentlich nicht.

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Dem guten Ruf schadet es allerdings auch nicht. Sie mache das auch nicht wegen des Geldes, sondern für die Community: „Ich freue mich, wenn Heteros kommen und gut finden, was ich mache – aber ich mache das nicht für sie. Ein großer Anteil meines Charakters ist, dass ich Räume für Leute schaffen will, die im wahren Leben nicht frei und sie selbst sein können.“ 

Irgendwann, kurz vor zwei Uhr, das Make Up sitzt, der Look und die Perücke auch. Der Backstagebereich ist jetzt voller Leute, aus dem Club dringen laute Musik und aufgeregte Rufe der tanzenden Massen. Hinter den Kulissen ist die Stimmung entspannt.

Miss Ivanka T. ist nur dann aufgeregt, wenn sie nicht weiß, ob genug Leute kommen. Da gibt es jedoch keinen Grund zur Sorge – die Schlange vorm Club ist immer noch ungewöhnlich lang. Die Show muss trotzdem starten: Aufritt Miss Ivanka T.

Am 20. Mai feiert die Partyreihe „Femme Top“ im Schwuz das einjährige Bestehen, entsprechend lautet das Motto „Geburtstag“.

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