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Bild aus glücklichen Tagen: Das Ex-„Tatort“-Ermittlerteam Meret Becker und Mark Waschke.

© dpa / Britta Pedersen dpa

Berlin-„Tatort“: Alles klar, Herr Kommissar?

Mark Waschke ermittelt im nächsten Berlin-„Tatort“ solo. Das sollte und wird kein Modell für die Ewigkeit sein.

Ein Kommentar von Markus Ehrenberg

Kommen wir zur traurigsten Geschichte der Welt: Er ist hier, und sie ist dort. Sie ist fort. Robert Karow und Nina Rubin, eines der spannendsten Ermittlerteams im „Tatort“ – es gibt es nicht mehr. Schmerzhaft wird das am Sonntagabend im Ersten in Erinnerung gerufen. Die neue „Tatort“-Folge „Das Opfer“: Minutenlang starrt Kommissar Karow alias Mark Waschke im Berliner Kommissariat auf den leeren Schreibtischplatz gegenüber.

Seine Kollegin, gespielt von Meret Becker, die auch seine Geliebte war, starb zuletzt im Einsatz, in Karows Armen. Wie sich dieser nun als Schmerzensmann solo durch eine leidlich düstere Geschichte um einen (offenbar) ermordeten V-Mann schlägt, die ihn mit seiner Vergangenheit – und seiner uneindeutigen Sexualität – konfrontiert, lässt, bei aller Klasse Waschkes, erahnen, was Beckers Abgang für ein Verlust ist.

Dazu ambitionierte, mutige Fälle wie der Film-im-Film-Berlinale „Tatort“

Wir erinnern uns an 2015, der Neuanfang beim RBB. Jahrzehntelang hatte der Berlin- „Tatort“ am Rande der Wahrnehmung vor sich hingedümpelt. Heinz Drache, Günter Lamprecht, Winfried Glatzeder und Robinson Reichel, Dominic Raacke und Stefan Jürgens, Dominic Raacke und Boris Aljinovic – während sich der „Tatort“ in Münster, München oder Köln in die Herzen der Fans und Kritiker spielte, reichten sich an der Spree die Kommissare erfolglos die Klinke in die Hände.

Massenkompatibilität, öffentlich-rechtlicher Sendeauftrag, Qualitätsanspruch, Innovationszwang, der Geist der hippen Metropole /Hauptstadt – das ging alles zusammen nie auf. Mit Waschke und Becker kam frischer Schwung. Der Coole und der Gefühlsmensch, eine an US-Serien orientierte horizontale Erzählweise. Interessante, ambivalente Ermittler mit dunkler Vorgeschichte, Charakterentwicklung, dazu ambitionierte, mutige Fälle wie der Film-im-Film-Berlinale „Tatort“.

Und nun? Ich schaue gerne Mark Waschke bei der Arbeit zu, gerade auch, wenn er, wie am Sonntag, als Deutschlands einsamster TV-Ermittler und Schmerzensmann rüberkommt. Der Berlin-„Tatort“ muss und wird aber auch nach Meret Beckers Abgang im Team weiter gehen. 2023 geht Corinna Harfouch an Waschkes Seite. Wieder eine explosive Ermittler-Mischung. Viel Reibungen. Ich werde einschalten.  

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