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Der Lärm an Silvester stresst Tiere.

© dpa/Ralf Hirschberger

Besonders Vögel sind betroffen: Was Silvester für Wildtiere in Berlin bedeutet

Silvesterfeuerwerk bedeutet Lärm und Licht. Für Haus- und Wildtiere sind das extrem stressige und sogar lebensgefährliche Momente.

Leuchtraketen, Böller, riesige Wunderkerzen, das gehört für viele zu Silvester. Je lauter und greller, umso besser. Das ist die Sichtweise von Menschen. Aus Sicht von Tieren ist Silvester eine extrem stressige Zeit. Der Naturschutzbund (Nabu) weist warnend darauf hin, was der Lärm für Haus- und Wildtiere bedeutet. Auch aus diesem Grund fordert der Nabu bereits seit 2022 ein Verbot privater Feuerwerke.

Vögel fliegen in ihrer Panik viel zu hoch

„Die Knallerei hat schädliche Auswirkungen auf Wildtiere“, sagt Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Vor allem Vögel sind betroffen. Sie fliehen in große Höhen und landen für lange Zeit nicht. Sie kommen lange nicht zur Ruhe und kehren sehr zögerlich zu ihren Schlafplätzen zurück.“ Wasservögel reagierten noch in vier bis sieben Kilometern Entfernung auf Feuerwerk mit Flucht.

Flucht bedeutet aber zugleich eine enorme Gefahr für die Tiere. Denn bei ihrer panikartigen Reaktion prallen sie nicht selten gegen Glasscheiben und Stromleitungen. Aber auch andere Wildtiere wie Füchse, Biber und Fledermäuse werden durch den Lärm gestresst.

Die lauten Geräusche lösen Fluchtreflexe aus

„So wie unsere Haustiere durch den Lärm verängstigt werden, geht es auch den Wildtieren“, sagt Miller. „Die sehr lauten Geräusche lösen den Fluchtreflex aus. Dadurch verbrauchen sie viel Energie, die sie zum Überleben in der kalten Jahreszeit benötigen. Das kann sogar lebensbedrohend werden.“

Auch Derk Ehlert, der Wildtierexperte des Berliner Senats, sieht die Knallerei sehr skeptisch. „Die Kombination von Lärm und Helligkeit setzt den Tieren enorm zu“, hat er schon in der Vergangenheit gesagt. „Es spielt keine Rolle, wie oft sie das schon erlebt haben.“

Alarmierende Ergebnisse in den Niederlanden

In den Niederlanden hat man in zwei Silvesternächten die Folgen der Knallerei für Vögel untersucht. Das Ergebnis ist erschreckend. Im Fachmagazin „Der Falke“ heißt es dazu: „Die Vögel steigen in viel größere Höhen auf, als sie es für ihre täglichen Pendelflüge normalerweise tun.“

Das kostet sie unnötigerweise Energie, die sie im Winter viel dringender zum Überleben bräuchten. Es kostet sie auch Schlaf und Zeit zum Ausruhen und Fressen, welche sie nun damit verbringen, einen neuen Rastplatz zu suchen. Das könne die Tiere in eine lebensbedrohliche Situation bringen. Zudem verlören sie die Orientierung. So besteht die Gefahr, dass sie gegen Hindernisse fliegen.

Andere Tiere leiden natürlich ebenfalls. „Höhlenbewohner verkriechen sich tief in ihrem Bau“, sagt Ehlert, „andere, wie Wildschweine etwa, fliehen. Alttiere betrifft das genauso hart wie Jungtiere.“ Und tagesaktive Tiere haben noch den besonderen Nachteil, dass sie nachts orientierungslos umherirren. Aber auch nachtaktive Tiere haben bei ihrer Flucht Orientierungsprobleme.

Haustiere sind tagelang verstört

Betroffen sind auch Haustiere. Viele Besitzer von Hunden, Katzen und anderen Haustieren kennen das sehr gut. Viele haben erlebt, wie verstört ihre Tiere auch noch Tage nach Silvester waren. Erst dann kommen sie zur Ruhe.

Der Nabu will die Silvesterfeiern aber nicht gänzlich verbieten. Er schlägt vor, dass Städte und Gemeinden zentrale Feuerwerke organisieren, vorzugsweise Lichtshows. Die Konzentration auf bestimmte Orte reduziere Müll und Lärm. Das helfe nicht bloß Tieren, sondern auch Menschen.

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