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Nach der Kundgebung legen Teilnehmende in Gedanken an Jina Mahsa Amini Blumen nieder.

© Foto: Büşra Delikaya

Trauer und Wut am Kottbusser Tor: Iranische und kurdische Frauen protestieren gegen die Unterdrückung im Iran

Zwei Tage nachdem eine 22-jährige Kurdin nach ihrer Verhaftung im Iran gestorben ist, gehen in Berlin iranische Frauen auf die Straße. Und sie sind nicht allein. 

| Update:

„Jin, Jiyan, Azadî“, ertönt es aus der Menge, ein kurdischer Ausruf, der übersetzt „Frauen, Leben, Freiheit“ bedeutet und ursprünglich Ausdruck der kurdisch-feministischen Freiheitsbewegung ist. Um die 200 Menschen haben sich am Montagnachmittag vor dem U-Bahnhof Kottbusser Tor versammelt, um zwei Tage nach dem Tod der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini gegen die Islamische Republik Iran zu protestieren.

Am Freitag starb die junge Frau, nachdem sie im Iran von der Sittenpolizei angehalten und festgenommen wurde, weil sie das im Iran für Frauen obligatorische Kopftuch nicht „ordnungsgemäß“ getragen haben soll. Polizeiangaben zufolge sei sie einem Herztod erlegen, doch weite Teile der iranischen Bevölkerung sprechen sich gegen diese Darstellung der Geschehnisse aus.

Sie sind sich sicher, Jina Mahsa Amini, die aus der kurdischen Stadt Sine kam, sei durch Schläge der iranischen Polizei ins Koma gefallen und ihren Verletzungen erlegen. Initiiert wurde die Kundgebung von Aktivist:innen der Gruppe „Say it Loud“, während der Verein iranischer Flüchtlinge in Berlin e.V. und die ezidische Organisation Destan mitorganisierten.

Zur Kundgebung sind um die 200 Menschen gekommen.

© Foto: Büşra Delikaya

Es gab Redebeiträge in persischer, kurdischer und deutscher Sprache. „Die Ermordung von Jina ist ein weiterer Fall in einer Reihe von systematischen Morden, die das islamische Regime und seine regressiven, chauvinistischen Gesetze seit mehr als vier Jahrzehnten begehen“, so eine Sprecherin der ezidischen Organisation.

Aktivistinnen schneiden während der Kundgebung ihre Haare ab

Auf Persisch wurden Slogans wie „Von Teheran bis Kurdistan – Jin, Jiyan, Azadî“ gerufen und in Redebeiträgen die Wichtigkeit eines „gemeinsamen Kampfes aller unterdrückten Völker und Frauen“ betont. Auch der armenischen Soldatin Anush Apetyan wurde gedacht, deren Leiche vor wenigen Tagen von aserbaidschanischen Soldaten geschändet wurde, während sie die Tat auf Kamera festhielten.

Nach knapp einer Stunde traten nacheinander vier Frauen in die Mitte des Platzes und schnitten – als Zeichen des Protestes gegen den Kopftuchzwang im Iran – mit einer Schere ihre Haare ab, was von den umstehenden Demo-Teilnehmenden mit einem rhythmischen Fußstampfen begleitet wurde.

Die politische Geflüchtete Zeinab Bayazidi, die vor zehn Jahren viereinhalb Jahre lang im iranischen Gefängnis saß, sagte: „Wir haben immer gesagt, dass es keine Freiheit für Frauen geben kann, wenn es nicht die Freiheit aller Frauen gibt. Das haben auch die iranischen Frauen verstanden und rufen mit uns gemeinsam Frauen, Leben, Freiheit.“

Nach zwei Stunden löste sich die Kundgebung mit der Niederlegung von Blumen und Kerzen „in Gedenken an Jina und alle unterdrückten Frauen und politischen Gefangenen im Iran“ auf.

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