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Thilo Cablitz ist bis Ende September Sprecher der Polizei.

© Foto: imago images/Stefan Zeitz

Nachfolger noch nicht bekannt: Thilo Cablitz hört als Sprecher der Berliner Polizei auf

Mehr als vier Jahre sprach er für die Polizei Berlin, über Demos, rechte Chatgruppen, Angriffe auf Polizisten. Nun verlässt Thilo Cablitz die Pressestelle.

Er war über Jahre das Gesicht der Polizei Berlin. Nun hört Thilo Cablitz als Sprecher der Polizei mit ihren 27.000 Mitarbeitern auf. Das sagte er am Wochenende beim Tag der offenen Tür der Polizei. Allerdings machte er das ausgerechnet in einem Video des früheren Aktivisten Martin Lejeune, der auch der Polizei durchaus bekannt ist.

„Mein Stichtag ist der 1. Oktober 2022. Das heißt, es sind nur noch knapp 14 Tage, die ich diese Funktion ausüben werde. Das ist ganz klassisch, alle zwei bis fünf Jahre rotiert man aus diesem Amt“, sagte Cablitz. „Bei mir sind es jetzt vier Jahre und fast zwei Monate, sodass ich jetzt dran bin, den Weg freizumachen für eine Kollegin, für einen Kollegen, eine Nachfolge.“

Cablitz und die Polizei wollen noch nicht erklären, wer künftig für die Polizei Berlin spricht. Als Cablitz Anfang September 2018 Sprecher wurde, war er bereits 17 Jahre lang bei der Polizei tätig. Seine ersten Jahre war er in den Straßen von Neukölln und Kreuzberg unterwegs, als Zivilfahnder, in einer Hundertschaft, im Funkwagen. Er leitete zwei Polizeiabschnitte und wechselte dann ins Präsidium, leitete dort zunächst den Bereich Öffentlichkeitsarbeit.

Cablitz, Jahrgang 1978, ist auch eines der Gründungsmitglieder des polizeiinternen Netzwerkes von Beamten mit Migrationshintergrund und Beiratsmitglied des Projektes ZuRecht, das sich mit der gleichberechtigten Teilhabe am Rechtssystem auseinandersetzt. Sein Vater war aus dem Sudan nach Berlin gekommen, er wuchs als zweitjüngstes Kind von insgesamt fünf Geschwistern auf. „Ich bin gebürtiger Berliner“, sagt Cablitz stolz.

Auch Cablitz hat Erfahrung mit ethnical profiling oder racial profiling durch Polizisten gemacht. Seine Motivation, Polizist zu werden: „Ich möchte was verändern. Ich wollte Menschen helfen, sie schützen. Ich wollte Hass bekämpfen. Ich wollte den mir möglichen Beitrag leisten, um Gerechtigkeit walten zu lassen.“ Das Amt als Sprecher sei eine der „besten Funktionen, die ich bei der Polizei Berlin ausüben durfte“.

In den vergangenen Jahren musste er einige rechtsextreme Umtriebe von Polizisten erklären. Er sprach ruhig in die Kamera von „Spiegel TV“, als in Spandau neben ihm ein bulliger Clan-Mann grimmig dreinschaute. Er musste wissen, was seine Chefin, Polizeipräsidentin Barbara Slowik, denkt.

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Thilo Cablitz erklärte, wie die Räumung besetzter Häuser abläuft, wie die Polizei nach einer Amokfahrt den Überblick behielt. Und am Rande von Querdenker-Demonstrationen sprach er in die Kameras und Mikrofone, auch von rechten Video-Aktivisten - weil er die Menschen erreichen wollte, wie er sagt.

„Ich mache keinen Unterschied, wenn die Voraussetzungen für eine journalistische Tätigkeit erfüllt werden“, sagt Cablitz. So hat er es offenbar auch bei Martin Lejeune gehalten. Einst war er Journalist, machte sich in dem Beruf aber unmöglich und driftete teils ins Radikale ab.

Lejeune erarbeitete sich einen Ruf als Antisemit, Freund von Islamisten und Verehrer des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. 2017 gewann er den Negativ-Preis „Goldener Aluhut“ für Anhänger von abstrusen Verschwörungsmythen. Auch Ausflüge zum vom Kreml gelenkten russischen Propagandasender RT Deutsch gab es, dann wurde er bei den „Querdenkern“ aktiv. Später distanzierte er sich von ihnen.

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