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Pfarrerin Marika Elena David in ihrer Wohnung.

© David Heerde / David Heerde

Tänzerin, Schauspielerin, Pfarrerin: Der späte Weg zur Religion

Getauft wurde Marika David erst mit 32 Jahren. Über eine Pfingstgemeinde fand sie zum Glauben und zur Kirche. Jetzt tritt die Dänin in Mariendorf ihre erste Pfarrstelle an.

Den Weg zur Kirche fand Marika David erst spät. „Ich wurde nicht religiös sozialisiert“, sagt sie. Unter anderem bei Aufenthalten in in New York habe sie über den Besuch bei einer Gemeinde der Pfingstler angefangen, die Religion für sich zu entdecken, sagt sie. Getauft wurde sie mit 32 Jahren. Heute bedeutet der Glaube für die alleinerziehende Mutter einer zehn Jahre alten Tochter „Halt, Kraft, Lebensfreude und Gemeinschaft“. Anfang Januar tritt sie in der Gemeinde Mariendorf-Süd ihre erste Pfarrstelle an.

Zunächst hatte David eine andere Lebensplanung. Die gebürtige Dänin, aufgewachsen in Aarhus und Kopenhagen, hatte eine künstlerische Laufbahn eingeschlagen. Schon als Kind tanzte sie an der Oper Kopenhagen, wollte Balletttänzerin werden. Eine Verletzung am Knie machte das unmöglich. Nach der Schule entschied sie sich, nach Deutschland zu kommen, um in München eine Ausbildung in Jazz und Modern Dance zu absolvieren. Mit ihren künstlerischen Ambitionen ist Marika David nicht die einzige in ihrer Familie. Eine Schwester ist in Dänemark eine bekannte dänische Soul- und R&B-Sängerin, eine andere ist Schauspielerin.

Ich wurde nicht religiös sozialisiert.

Marika David, Pfarrerin

Zwei Jahre nachdem sie ihre Tanzausbildung beendet hatte, zog Marika David nach Berlin. Sie wollte wieder näher an ihrer Heimat Dänemark sein und arbeitete als Tänzerin, Choreografin und Schauspielerin. Beruflich war sie ohnehin viel unterwegs. Mit 34 Jahren entschloss sie sich dann, Theologie an der Humboldt-Universität zu studieren. Die vielseitigen Inhalte interessierten sie. Nach ihrem Examen zog sie noch einmal für ein gutes Jahr nach Kopenhagen. Dort arbeitete sie als Religionslehrerin.

Die Trabrennbahn in der Nähe

Sowie bei Juristinnen und Lehrern zur praktischen Ausbildung ein Referendariat gehört, müssen angehende Pfarrerinnen und Pfarrer ein Vikariat absolvieren. Dieses führte sie nach Schlachtensee. Zu dem Berufsweg einer Pfarrerin gehört auch, dass man sich bei der ersten Pfarrstelle nicht frei überall bewerben kann. Man wird von der Landeskirche in den Entsendedienst geschickt. Er dauert zwei Jahre, danach kann man sich auf eine andere Stelle bewerben oder eben bleiben, wenn es mit der Gemeinde passt.

In Mariendorf-Süd war die Pfarrstelle frei, so dass Marika David von Steglitz-Zehlendorf in den Nachbarbezirk wechseln kann. Die kleine Gemeinde mit der Ende der fünfziger Jahre gebauten Kirche liegt südlich der Trabrennbahn am Mariendorfer Damm. „Sie hat etwas gemütliches“, sagt die künftige Pfarrerin über den Bau, dessen weiße Wände und das durch die bunten Fenster unterhalb der Decke hereinströmende Licht ihm tagsüber eine freundliche, helle Atmosphäre verleihen. Marika David freut sich auf die Arbeit in Mariendorf. Erste Begegnungen hat sie schon gemacht - und auch erste Aufgaben wie Trauergespräche - für die Pfarrarbeit übernommen.

Gottesdienste auf Englisch

Bei der Gestaltung der Gottesdienste will sie die Gemeindemitglieder stark einbeziehen. Und sie möchte regelmäßig internationale Gottesdienste auf Englisch halten und diese damit für Menschen öffnen, die kein Deutsch verstehen. Natürlich soll es dann auch eine Übersetzung auf Deutsch geben.

Ihre erste wichtige Begegnung mit Kirche war zwar bei einer Pfingstgemeinde, die oft einen strengen evangelikalen Kurs fahren und bekannt sind für kirchlichen Fundamentalismus. Es gebe aber auch in dieser kirchlichen Strömung ganz andere Gemeinden. Intoleranz und Fundamentalismus lehne sie ab, sagt Marika David: „Ich bin bin ganz klar für Diversität.“

Weihnachten wird die neue Mariendorfer Pfarrerin in Dänemark bei der Familie verbringen. In den nächsten Jahren dürfte dies ziemlich unmöglich sein. Denn Heiligabend ist für Pfarrerinnen und Pfarrer wahrscheinlich der anstrengendste Tag im Jahr.

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