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In „Der Goldene Kompass“ übernahm Nicole Kidman die Rolle der Marisa Coulter.

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Arte-Doku über Nicole Kidman: Augen auf!

Eine Arte-Doku erklärt das Phänomen Nicole Kidmann und räumt mit Vorurteilen zur Kunst der Schauspielerin auf.

Vom Teenie mit Löwenmähne in der „BMX Bande“ über die dominante, selbstbewusste Arztgattin in Kubricks „Eyes Wide Shut“ und Lars von Triers Unterwerfungs-Drama „Dogville“ bis hin zur missbrauchten, geschlagenen Ehefrau in der von ihr produzierten Serie „Big Little Lies“ – es war ein weiter, erstaunlicher Weg, um sagen zu können: Nicole Kidman ist eine der wenigen Frauen Hollywoods, wegen derer ein Film (oder auch eine Serie) gedreht wird.

Und meistens sind das auch noch gute. Wie hat sie das geschafft? Warum diese Wandlungen? Was ist ihr Kern? Antworten, auch die der Schauspielerin selber, sucht und findet Patrick Boudet in der Ein-Stunden-Doku „Nicole Kidman – Eyes Wide Open“ (Arte Mediathek).

1000 Gesichter, ein Gesicht? Es braucht viel Fantasie, um die Bilder der schüchternen Löwenmähnigen Teenagerin im zweitklassigen australischen Film aus den 1980ern oder auch die aus „Tage des Donners“ neben die aus „Eyes Wide Shut“ (1999), „The Hours“ (2002) oder „Big Little Lies“ (2017) legen zu können. In diesen verarbeitete Kidman die Traumata ihrer jüngeren Vergangenheit (Scheidung von Tom Cruise, Abnabelung als Ex-Gattin des Hollywoodstars), was sie zu einer Art Ikone des Feminismus werden ließ. Kidmans Filme aus über 40 Jahren Karriere spiegeln tatsächlich das Leben einer Frau und ihrer Rolle in der Gesellschaft wie bei kaum einem anderen weiblichen Hollywoodstar (Streep, Weaver).

Ihre Figuren stehen im Krieg mit der Welt.

Regisseur John Cameron Mitchell über Nicole Kidman

Für ihre stärksten Rollen schöpfte sie aus persönlichen Erfahrungen und Ängsten, vor allem in der Schnitzler-Verfilmung „Eyes Wide Shut“, einem ihrer besten Filme, indem sie sich im Zusammenspiel mit ihrem damaligen (Noch-)Ehemann Tom Cruise in einen Fiebertraum aus Realität und Fiktion hinein steigert. Ein Spiel mit Brüchen der eigenen Beziehung, ein Drehritt auf der Rasierklinge, angefeuert vom genialen Regisseur Stanley Kubrick.

Ganz zu verstehen ist das Phänomen Kidmann aber auch mit dieser Doku nicht, die sich der Spekulationen über etwaige Botox-Behandlungen und Hintergründe zur Trennung von Tom Cruise weitestgehend enthält und das Werk für sich sprechen lässt. Filmausschnitte, Talkshowauftritte, Statements von Filmkritikern wie Michel Ciment oder Regisseuren (Gus von Sant, John Cameron Mitchell). Und, Botox hin, Schönheitsideale her, die Erkenntnis: Dass die expressive Qualität von Kidmanns Eine-Miene-Spiel wie in Phillips Noyces unterschätzem Kammer-Thriller „Todesstille“ nichts mit Äußerlichkeiten zu tun hat. Man sieht ihre Filme jetzt mit anderen Augen.

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