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US-Präsident Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Waco, Texas.

© AFP/SUZANNE CORDEIRO

Reine Provokation in Waco: Nahezu ungestört entfaltet sich Trumps Plan

Kurz vor einer möglichen Anklage nutzt Donald Trump eine Rallye in Texas, um sich als Justizopfer darzustellen. Und er zeigt: Das Spiel um Aufmerksamkeit beherrscht er immer noch.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Alles an diesem Auftritt ist Provokation. Schon allein der Ort: Donald Trumps Kampagne hat sich für seinen ersten großen Wahlkampfauftritt 2023 für den Flughafen in Waco entschieden. In der texanischen Kleinstadt jährt sich in der kommenden Woche das „Massaker von Waco“ zum 30. Mal.

Der blutige Showdown zwischen Einsatzkräften und Mitgliedern einer religiösen Sekte, bei dem mehr als 80 Menschen starben, wird von Rechten gerne als Beispiel für angebliche staatliche Grenzüberschreitungen angeführt.

Auch die Inszenierung soll die Empörung gezielt befeuern: Zu Beginn von Trumps Rede wird das Lied „Justice for all“ (Gerechtigkeit für alle) gespielt – gesungen von einem Männerchor, dessen Mitglieder wegen ihrer Beteiligung an dem Angriff auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 verurteilt wurden.

Wenige Tage bevor das erste Strafverfahren gegen einen ehemaligen Präsidenten in der amerikanischen Geschichte eröffnet werden könnte, wird immer deutlicher, wie Donald Trump zurück ins Weiße Haus will: mit einer Kampagne gegen den Rechtsstaat. Nimmt man den Jubel seiner Anhänger als Gradmesser, mobilisiert die Rolle des Justizopfers besser denn je.

Wieder einmal will Trump den Beweis erbringen, dass mediale Aufmerksamkeit ihm nutzt – auch, wenn sie negativ ist. Mit seinen Tiraden gegen die Staatsanwaltschaft in Manhattan und die regierenden Demokraten putscht er seine Anhänger auf –  und entzieht seinen innerparteilichen Konkurrenten die mediale Aufmerksamkeit. Die tun sich schwer, darauf zu reagieren.

Die Hoffnung, dass die Daueraufregung um Trump die Wähler ermüdet, ist nachvollziehbar. Aber sie könnte wieder einmal enttäuscht werden. Die Warnsignale sind schon nicht mehr zu übersehen.

In Umfragen fällt Trumps potenziell stärkster Konkurrent um die republikanische Präsidentschaftskandidatur, Floridas Gouverneur Ron DeSantis, zurück. Und am Montag darf der Ex-Präsident sein Comeback bei Fox News feiern.

Der reichweitenstarke Sender hatte sich nach dem 6. Januar und dem schlechten Abschneiden der Republikaner bei den Zwischenwahlen 2022 von Trump distanziert.

Es ist atemberaubend zu beobachten, wie ungestört sich Trumps Plan zu entfalten scheint. Kann eine Anklage das ändern? Zweifel daran sind berechtigt. Vor allem, da der Fall in New York um Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin nicht der erfolgversprechendste in der langen Reihe der Verfahren gegen den 76-Jährigen ist.

Wenn diejenigen in der Partei, die genug von Trump haben, nicht bald ein Mittel gegen die Trump-Manie finden, könnte der im kommenden Jahr wieder auf dem Ticket stehen.

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