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FILE PHOTO: Ukrainian UkrOboronProm logo is pictured at their stand inside a hall of the 30th International Defence Industry Exhibition in Kielce, Poland September 5, 2022. REUTERS/Kacper Pempel/File Photo

© REUTERS/Kacper Pempel

Ukraine-Invasion Tag 490: Ein 31-Jähriger soll die ukrainische Waffenproduktion retten

Mindestens acht Tote bei Angriff auf Kramatorsk, Gesandter des Vatikans in Moskau. Der Überblick am Abend.

der ukrainische Präsident ist nicht nur entschieden, was den militärischen Kampf gegen Russland angeht – er versucht offensichtlich auch mit Nachdruck, die Ukraine wirtschaftlich weiterzuentwickeln. Ein Beispiel dafür ist die Ernennung des neuen Chefs des staatlichen Rüstungskonzerns Ukroboronprom (jetzt auch unter dem Namen „Ukrainian Defense Industry“ bekannt). Künftig wird den Zusammenschluss mehrerer Unternehmen der 31 Jahre junge Herman Smetanin führen, der bisher das Malyschew-Werk, einen Maschinenbau- und Rüstungsbetrieb, in der ukrainischen Stadt Charkiw leitete. 

Das ist einerseits eine sehr ukrainische Erfolgsgeschichte, denn die Wirtschaft des Landes setzt neben der alten Schwerindustrie und der Landwirtschaft auf Digitalisierung und Start-ups, also junge Unternehmer und Unternehmerinnen. Noch etwas ukrainischer wird die Geschichte, wenn man den Hintergrund kennt.

Schon im März hatte Selenskyj den 38-jährigen Chef der ukrainischen Eisenbahn Olexander Kamyschin zum Industrieminister gemacht; auch mit der Aufgabe, die Korruption und Misswirtschaft im Land einzudämmen. Zur Erinnerung: Kamyschin ist der Mann, der seine Züge sogar im Krieg pünktlicher fahren ließ, als die Deutsche Bahn es in Friedenszeiten schafft (hier ein Tagesspiegel-Porträt über ihn). 

Unter seiner Obhut hat sich die Munitions- und Waffenproduktion von Ukroboronprom innerhalb kürzester Zeit wohl verdreifacht, wie die Zeitung „Ekonomichna Pravda“ berichtet. Der Grund aber für den Rausschmiss des früheren Chefs war ein großes Raketen- und Drohnenprogramm, das nicht voranging.

Sowohl die Raketen als auch die Drohnen haben hohe Reichweiten und sind deshalb im Krieg gegen Russland von entscheidender Bedeutung. Eigentlich sollte beides schon jetzt einsatzbereit sein. Selenskyj soll gefragt haben: „Wo sind denn jetzt die Raketen? Wo sind denn jetzt die Drohnen?“ Ein 31-Jähriger soll sie ihm jetzt liefern.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Ukrainische Streitkräfte haben sich wohl auf der russisch besetzten Uferseite des Dnipro festgesetzt. Moskau versucht den Vormarsch mit allen Mitteln aufzuhalten und scheitert bisher. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Nach einem russischen Raketenangriff auf ein Lokal in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk im Gebiet Donezk ist die Zahl der Toten auf mindestens acht gestiegen. Unter den Opfern sind laut Behörden auch drei Kinder. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Ein ukrainischer Raketenangriff auf eine wichtige Brücke zur annektierten Krim hat laut britischem Geheimdienst den russischen Nachschub zuletzt erschwert. Die vorübergehende Schließung der Route habe dazu geführt, dass Logistiktransporte mindestens 50 Prozent länger gedauert hätten, hieß es. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat Deutschland und Frankreich vorgeworfen, nicht ernsthaft an einem Dialog mit Moskau über die Ukraine interessiert zu sein. Der Westen habe bisher „überhaupt keine ernsthaften Vorschläge“ gemacht, sagte er laut Staatsagentur Tass im russischen TV.
    Einige Wagner-Söldner sind nach Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zwar immer noch in der Ukraine. Die ukrainische Armee gehe jedoch davon aus, dass die Lage im Norden des Landes unter Kontrolle sei, sagt Selenskyj.
  • Die Ukraine will ihre Waffen und Rüstungsgüter nach Angaben von Präsident Selenskyj künftig komplett selbst produzieren. „Unsere Soldaten werden immer Waffen haben“, sagte er zum Tag der ukrainischen Verfassung im Parlament. 
  • Der Kreml hat bestätigt, dass ein Gesandter des Vatikans zu Gesprächen in Moskau eingetroffen ist. „Wir schätzen die Bemühungen und Initiativen des Vatikans sehr, eine friedliche Lösung der Ukraine-Krise zu suchen“, so Kremlsprecher Dmitri Peskow.
  • Russland hat einen Bericht der Vereinten Nationen (UN) zurückgewiesen, wonach es zahlreiche Kinder in der Ukraine inhaftiert und ihre Rechte verletzt haben soll. Die russischen Streitkräfte hätten Maßnahmen zum Schutz der Kinder ergriffen, indem sie diese evakuiert hätten, sagte Peskow.
  • Mindestens drei Menschen sind nach Behördenangaben bei einem russischen Beschuss der ostukrainischen Region Charkiw ums Leben gekommen. Es habe sich um Zivilisten gehandelt, erläutert der Gouverneur von Charkiw, Oleh Synjehubow.
  • Der polnische Präsident Andrzej Duda ist zu Gesprächen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj nach Kiew gereist. Die Gespräche mit Selenskyj drehten sich um die Lage an der Front, teilt Dudas Büros mit.
  • In der Ukraine sind der prominente kolumbianische Schriftsteller Hector Abad Faciolince sowie der ehemalige Friedensbeauftragte des südamerikanischen Landes, Sergio Jaramillo, bei einem russischen Raketenangriff verletzt worden. Das berichtet die Tageszeitung „El Tiempo“.
  • Der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Blick auf den Söldneraufstand vor wenigen Tagen mangelnden Rückhalt in der Bevölkerung attestiert. „In dem Moment, in dem Militärkolonnen nach Moskau fuhren, um es zu besetzen, stand niemand auf, um Putin zu verteidigen“, ließ er über sein Team in sozialen Netzwerken mitteilen.

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