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Teil der Ausstellung im Hotel Berlin: Taras Haias Gemälde „Biosignals“.

© Dzhemma Grebenko

Ausstellung ukrainischer Künstler in Berlin: Malen heißt, eine neue Welt zu imaginieren

Der Krieg verändert auch die Kunst. Die Gruppenausstellung „Fragment.Ukraine“ zeigt Malerei von acht Künstlern. Deren Neuanfang beginnt auf der Leinwand. 

Die Ausstellung „Fragment. Ukraine“ zeigt 19 Werke von acht ukrainischen Künstler:innen. Der Krieg hat ihre Arbeit stark beeinflusst. Die Werke sind hauptsächlich in den Jahren 2022 und 2023 entstanden.

Gemma Grebenko, Ausstellungsmacherin und Gründerin der auf osteuropäische Kunst spezialisierte G.ART Gallery sagt, die ukrainische Kunst erlebe „trotz der ständigen feindlichen Angriffe und blutigen Gegenoffensiven derzeit eine wahre Blütezeit“. Der Feind versuche, die Ukraine zu spalten, die Identität und die Kulturgüter des Landes zu zerstören. Aber der Krieg mache aus ihrer Sicht die Bevölkerung stärker.

Trotz Leid wird Kunst geschaffen

In ihrer Heimat und im Exil setzen Ukrainer:innen Fragmente zusammen: Sie bauen Gebäude wieder auf, schmücken Wände mit optimistischen Wandmalereien, restaurieren zerbrochene Glasfenster, schreiben Bücher und malen Bilder.

Der Hauptakteur der Ausstellung „Fragment. Ukraine“ ist Pavlo Yarmolyuk. Er beschäftigt sich in seiner Malerei mit Themen wie Transhumanismus, futuristischen Prognosen der menschlichen Entwicklung oder mit Reflexionen über die Rolle des Menschen in der Welt. Yarmolyuk arbeitet mit Farben auf Spanplatten und Sperrholz, nutzt Elemente der Collage.

Im Hotel Berlin am Lützowplatz hat er nun eine Wand gestaltet. In Auftrag gegeben wurde das Wandgemälde vom Freiluft Kunst Klub Berlin (FKKB). Der FKKB präsentiert zeitgenössische urbane Kunst, fördert junge Künstler:innen und bietet seinen Mitgliedern eine Plattform, um neue Werke auszustellen.

Surreales Gemälde von Pavlo Yarmolyuk.

© Promo

Pavlo Yarmolyuks Werk bezieht sich auf Gedanken zum zukünftigen Leben in der Ukraine nach dem Krieg. „Die Ukraine ist ein Land mit extrem viel Potenzial, also habe ich architektonische Objekte dargestellt, die mit Pflanzen als lebendigen Organismen koexistieren. Ökologisches und gleichzeitig hochtechnologisches Leben als Bild der Harmonie, das die Fantasie über die Zukunft meines Landes und seinen Platz in der Welt anregt“, sagt Yarmolyuk.

Acht Künstler:innen zeigen ihre Werke

Die Ausstellung vereint Werke von sieben weiteren Künstler:innen aus verschiedenen Generationen. Im Juni nahmen die Werke an einer Wohltätigkeitsauktion im Museum Berlin-Karlshorst teil, die von der Organisation Airlift in Zusammenarbeit mit der G.ART Gallery und der Ukraine-Fundraisingorganisation United24 veranstaltet wurde.

Die Künstlerin Ganna Kryvolap ist eine Meisterin der expressiven, abstrakten Landschaftsmalerei. Ihre Stadtansichten sind auf geometrische Formen und Farbflächen reduziert, die aber erkennbar bleiben: Man sieht Kiew, Istanbul, Sarajewo. Auch Berlin ist aus der Vogelperspektive wahrzunehmen.

Andriy Bludov. Aus der Serie „Tibetan Diaries“.

© Dzhemma Grebenko

Serhiy Savchenko ist Maler, Grafiker und Romantiker. Seine Landschaft zeigt einen angehaltenen Moment. Der Künstler eilt durch die Stadt, was er sieht, verschmilzt zu einem lebendigen Eindruck, die Metropole verwandelt sich in eine Stadt der Träume.

Gedanken an die Ukraine nach dem Krieg

Petro Smetana ist anerkannter Meister für Industrielandschaften, ein Liebhaber komplexer Farbmuster und rauer Texturen. In der Ausstellung präsentiert er das Gemälde „Ukrainische Gotik“ mit Backsteinmauern und Türmen einer verlassenen Fabrik. Die Ruinen des einst schönen Gebäudes erzählen davon, das nicht nur die Zeit Dinge zerstört, sondern auch der Mensch selbst, mit seiner Gleichgültigkeit.

Oleksandr Barbolin macht surrealistische Collagen, in denen er Digitaltechnik und Acrylmalerei miteinander verbindet. Er verbindet Gemälde alter Meister und moderne Modefotos zu Bildern, die neue seltsam-faszinierende Geschichten erzählen.

Taras Haida ist der jüngste Künstler in der Reihe. Er interessiert sich für die Erforschung des menschlichen Unterbewusstseins und emotionaler Zustände im Zeitalter der Digitalisierung. Er präsentiert Ölgemälde mit surrealen Landschaften, Porträts und Kompositionen, in denen sich die Zustände der Seele in materielle Objekte verwandeln: in Bäume, Wolken, magische Tiere.

Andriy Bludov ist ein renommierter zeitgenössischer Künstler, er gilt als Ideologe der neuen Kunst der unabhängigen Ukraine, als Reisender, als Philosoph. Jedes Werk gleicht einem Labyrinth, in dem sich Epochen und Kulturen vermischen. Dima Kashtalyan ist ein unermüdlicher Erfinder, ein Meister des „märchenhaften" Surrealismus“. Er nennt seine Technik „dotwork“, „pointillism“ oder „stippling“ und zeichnet nur das, woran er aufrichtig glaubt und was seine innere Welt und seine Gefühle widerspiegelt.

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