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Carola Lentz, die Präsidentin des Goethe-Instituts, bei der Jahres-Pressekonferenz vom Goethe-Institut Mitte Dezember.

© dpa/Jens Kalaene

Turbulenzen beim Goethe-Institut: Präsidentin Carola Lentz verzichtet überraschend auf weitere Amtszeit

Nach den angekündigten Schließungen mehrere Institute vor allem in Italien und Frankreich tritt nun auch die Präsidentin des Goethe-Instituts von ihrem Posten zurück.

Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Das Goethe-Institut kommt nicht zur Ruhe. Nachdem es im September vergangenen Jahres angekündigt hatte, fast ein Dutzend seiner 158 Institute auf der Welt zu schließen, darunter mehrere in Italien und Frankreich, hat jetzt seine Präsidentin Carola Lentz angekündigt, nach dem Ende ihrer ersten Amtszeit im November ihr Amt zur Verfügung zu stellen. Das teilte Lentz dem Präsidium in einem Brief mit, wie das Goethe-Institut am Donnerstagabend bestätigte.

Lentz, die 1954 in Braunschweig geboren wurde, lange als Ethnologie-Professorin in Frankfurt am Main und in Mainz, aber auch in den Ländern Westafrikas gearbeitet hat, war im November 2020 als Nachfolgerin von Klaus-Dieter Lehmann zur Präsidentin des Goethe-Instituts ernannt worden. Dass ihre überraschend kommende Demission mit den geplanten Umstrukturierungen und den damit einhergehenden anvisierten Einsparungen und Institutsschließungen des Goethe-Instituts zu tun hat, auf diesen Gedanken kann man leicht kommen.

Lentz hatte im September zwar noch davon gesprochen, dass die „Transformation“ der angesehenen kulturexportierenden Institution „seine langfristige Handlungsfähigkeit“ sichern würde.

„Vertrauen erschüttert“

Doch in ihrem Rücktrittsbrief soll sie laut der „Süddeutschen Zeitung“, der das Schreiben vorliegt, geschrieben haben, dass die Schließungen „das Vertrauen in das Institut als verlässlicher Partner erschüttert“ hätten: „Dem zu begegnen, war und ist eine große Herausforderung, die mich auch persönlich intensiv beschäftigt hat.“ Und weiter: „Nur bei einer stabilen Zuwendung können die intensiven Transformationsanstrengungen auch Früchte zeigen.“

Das klingt diplomatischer als es vermutlich ist, auch dass Lentz sich wieder verstärkt ihrer eigentlichen wissenschaftlichen Arbeit als Ethnologin zuwenden wolle, wie sie in dem Brief schreibt.

Aber unter den erschütternden weltpolitischen Umständen, gerade vor dem Hintergrund der angespannten Lage in der Ukraine und dem Nahen Osten, und den Auswirkungen auch auf den Kulturbetrieb (auf „Spiegel Online“ beklagte sie in einem Beitrag die „Einengung der Kunst- und Meinungsfreiheit“ und einen „moralischen Rigorismus“), scheint Carola Lentz im Verein mit den so euphemistisch als „Transformation“ verkauften Mittelkürzungen und Einsparungen keine Aussicht auf eine erfolgsversprechende zweite Amtszeit gesehen zu haben.

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