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Arte ließ Isaac Asimov 2022 für eine Doku wieder auferstehen.

© dpa / ARTE France/KEPLER22 PRODUCTIONS/dpa

Journalismus und Künstliche Intelligenz: Von Asimov und Luther lernen

Für die Robotik haben drei Gesetze gereicht. Das ZDF regelt den Umgang mit generativer KI in neun Grundsätze. Was andere Medien davon lernen können.

Eine Kolumne von Kurt Sagatz

Zum Reformationstag am 31. Oktober stellt sich Martin Luther für ein Q&A zur Verfügung. Natürlich beantwortet nicht der echte Begründer des Protestantismus die Fragen im Youtube-Kanal der Evangelischen Kirche im Rheinland, denn bekanntlich ist er 1546 gestorben. An seiner Stelle wird eine mit ChatGPT trainierte KI den Echtzeit-Chat bestreiten. Und damit das Gespräch nicht aus dem Ruder läuft, werden die Fragen zuvor manuell gefiltert. Schließlich weiß man nicht erst seit den ersten öffentlichen Fehlversuchen mit Microsofts KI Tay, dass auf abwegige Fragen ebensolche Antworten zu erwarten sind.

Der Wissenschaftler und Science-Fiction-Autor Isaac Asimov hat Anfang der 1940 Jahren die Robotergesetze formuliert. Er kam dabei mit drei Regeln aus. Sie laufen im Wesentlichen darauf hinaus, dass Androiden den Menschen unter keinen Umständen Schaden zufügen dürfen. Die Maschine muss dem Menschen Untertan sein, hat Asimov postuliert.

Das ZDF hat nun Grundsätze veröffentlicht, die den Umgang mit generativer Künstlicher Intelligenz regeln sollen. Anders als Asimov benötigt der öffentlich-rechtliche Sender dafür jedoch neun Regeln.

Der Begriff, der am häufigsten vorkommt, lautet „Unterstützung“. Um nur einige Beispiele zu nennen: KI-Tools sollen die Arbeit der Redaktionen unterstützen, nicht ersetzen. Die KI kann zur Unterstützung bei programmlichen, planerischen und kommunikativen Prozessen verwendet werden, die Verantwortung liegt jedoch bei den Redaktionen. Mit KI-Unterstützung erstellte Inhalte unterliegen der journalistischen Sorgfaltspflicht. Mit Unterstützung generativer KI erstellte Inhalte werden durch Redakteurinnen und Redakteure geprüft, abgenommen und publiziert. usw. usf.

Die Grundsätze dienen der journalistischen und redaktionellen Glaubwürdigkeit des Senders. Sie sollen sicherstellen, dass die KI-Tools nicht ins Reich der Fantasie abdriften. Fakten müssen Fakten bleiben. Wie Asimov dienen die Regeln auch dem Schutz der Menschen, über die berichtet wird. Denn KI-Tools dürfen im ZDF nicht mit personenbezogenen Daten, Daten von Dritten oder Unternehmensgeheimnissen angereichert werden.

Die wichtigste Regel dürfte indes die erste sein, die einer Prämisse gleichkommt. Das ZDF sehe sowohl Chancen als auch Risiken der Technologie, deshalb gehe der Sender „offen und zugleich kritisch mit dem Thema um“. Freilich kann das jeder Sender, jede Zeitung und jede Online-Publikation für sich selbst entscheiden. Indes sollte grundsätzlich gelten, dass KI-Inhalte kenntlich gemacht werden und Medien transparent mit den eigenen Entwicklungen in Sachen KI umgehen.

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