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Gisa Flake, 38, und Frank Leo Schröder, 62, verstärken das Team des „Polizeiruf 110“ des RBB. In „Cottbus kopflos“ sind beide im Einsatz. 

© rbb/Volker Roloff

Mörderischer Karneval in Cottbus: Zwei Neue im deutsch-polnischen „Polizeiruf“

Im „Polizeiruf 110“ des RBB gehören Gisa Flake und Frank Leo Schröder nun zum festen Ensemble. An der Seite von André Kaczmarczyk verhelfen sie der ARD-Krimireihe zu ungeahnter Lockerheit.

Fasching oder Fastnacht? Nein, in Cottbus heißt es Karneval. Kommissar Vincent Ross kommt in der neuen RBB-„Polizeiruf 110“-Folge „Cottbus kopflos“ (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) mit der richtigen Bezeichnung durcheinander. Bei der Besetzung könnte das aber auch den Zuschauern so gehen: Erst der Abschied von Maria Simon, dann der von Lucas Gregorowicz. Dafür kam zunächst André Kaczmarczyk und von diesem Sonntag an gehören nun auch Gisa Flake und Frank Leo Schröder zum festen Ensemble des RBB-Krimis aus der deutsch-polnischen Grenzregion.

Gisa Flake glaubt nicht, dass die Zuschauer damit überfordert werden. Es sei ja nicht so, dass die Ermittler blind ausgetauscht wurden. „Durch den Wechsel kann man neue Sachen erzählen. Es gibt nichts Schlimmeres als ein eingestaubtes Ermittlerteam, das eigentlich keine Lust mehr aufeinander hat“, meint die Darstellerin von Polizistin Alexandra Luschke.

Außerdem sind beide keine Unbekannten im RBB-„Polizeiruf“. Gisa Flake hatte in der Folge „Hermann“ im Dezember 2021 bereits eine Episodenrolle als Alexandra Luschke, an der Seite von Lucas Gregorowicz, dessen Kommissar Adam Raczek seinerzeit ohne Partner ermittelte.

Ihre Figur war bereits damals ein bisschen bodenständiger und direkter in der Kommunikation angelegt. „Sie musste sich aus der zweiten Reihe nach vorne kämpfen, weil sie eigentlich mehr kann, als sie selber glaubt“, erinnert sich die 38-Jährige. „Aber jetzt hat sie mehr Raum, das zu zeigen.“

Durch den Wechsel kann man neue Sachen erzählen. Es gibt nichts Schlimmeres als ein eingestaubtes Ermittlerteam, das eigentlich keine Lust mehr aufeinander hat.

Gisa Flake, Schauspielerin, Sängerin, Kabarettistin.

Frank Leo Schröder kam im Februar 2023 ebenfalls über eine Episodenrolle zum deutsch-polnischen „Polizeiruf“. André Kaczmarczyk war in „Der Gott des Bankrotts“ ohne Lucas Gregorowicz im Einsatz. „Karl Rogov hatte sich bei seiner ersten Zusammenarbeit mit Vincent Ross so richtig reingedrängt“, erzählt Schröder. Daraus wird nun eine dauerhaftere Zusammenarbeit. „Da diese Konstellation zwischen uns wohl recht gut funktioniert hat, geht es jetzt weiter. Meine Figur ist dabei die gleiche geblieben.“

Das Konzept des runderneuerten „Polizeiruf“ sieht vor, dass Flake und Schröder „in wechselnder Besetzung“ zum Einsatz kommen. „Was nachher wird, werden wir alle noch sehen“, sagen die beiden im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Wie hat Jurek Bukol seinen Kopf verloren. Das versuchen Karl Rogov (Frank Leo Schröder, links) und Gerichtsmediziner Marian Kaminski (Tomek Nowicki) herauszufinden.  
Wie hat Jurek Bukol seinen Kopf verloren. Das versuchen Karl Rogov (Frank Leo Schröder, links) und Gerichtsmediziner Marian Kaminski (Tomek Nowicki) herauszufinden.  

© rbb/Volker Roloff

Die neue Folge „Cottbus kopflos“ (Drehbuch Axel Hildebrand und Mike Bäuml, Regie Christoph Schnee) spielt vor dem Hintergrund des Cottbuser Karnevals. Die neue Saison startet am 11.1.1., also einen Tag vor der linearen Ausstrahlung des „Polizeiruf“ im Ersten.

Ross, Luschke und Rogov müssen den Tod von Jurek Bukol aufklären. Der Pole starb bei einem Brand in seiner Werkstatt. Der Motivwagen, den er dort für den Karnevalsumzug gebaut hat, wurde dabei zerstört. Bukol galt als Querkopf. Zwei Jahre zuvor war er strafrechtlich verurteilt worden, weil er den Tod eines Menschen verschuldet haben soll. Die Ermittler fragen, sich, ob es auch in der Beziehung zu seiner Ex-Frau und seinen beiden Kindern Auseinandersetzungen gab.

Für die Zuschauer jenseits von Berlin und Brandenburg ist freilich überraschend, wie groß der Karneval in Cottbus überhaupt gefeiert wird. Frank Leo Schröder war das völlig neu, Gisa Flake war davon beeindruckt.

Dem Norddeutschen Schröder, Jahrgang 1961, ist der Karneval an sich fremd. „Das hat womöglich mit dem Schauspielerberuf zu tun, dass man dazu keine Affinität hat“, vermutet er. Das gelte auch für das Verkleiden. „Weil man das beruflich macht, hat man privat eben nicht mehr so Bock drauf“.

„Beim Karneval geht es darum, Schablonen zu spielen. Einen Clown oder eine Nonne zum Beispiel. Als Schauspieler arbeiten wir an den Feinheiten“, sagt die aus Braunschweig stammende Schauspielerin, Sängerin und Kabarettistin Gisa Flake. „Ich war nie ein Funkenmariechen. Mich hat immer irritiert, dass Menschen auf die Idee kommen, im arschkalten Februar in Mini-Röcken auf der Straße das Beinchen zu schmeißen.“

Die Stoffe werden in den Redaktionen mit den Autoren entwickelt. Unsere Aufgabe ist es, das Ganze lebendig werden zu lassen.

Frank Leo Schröder, Schauspieler und Regisseur.

Dabei verstehe sie die historische und soziologische Funktion von Karneval durchaus, so Flake. Doch welche Funktion kann Fernsehen überhaupt übernehmen? Kann ein Fernsehkrimi mehr Verständnis für das Leben in Brandenburg, im Osten Deutschland insgesamt, schaffen? Oder etwas über die deutsch-polnischen Befindlichkeiten erzählen?

Frank Leo Schröder relativiert. Der Einfluss der Schauspieler werde überschätzt. „Die Stoffe werden in den Redaktionen mit den Autoren entwickelt. Unsere Aufgabe ist es, das Ganze lebendig werden zu lassen.“

„Ich war nie ein Funkenmariechen“, sagt Gisa Flake. Im „Polizeiruf“ gibt sie gleichwohl alles.
„Ich war nie ein Funkenmariechen“, sagt Gisa Flake. Im „Polizeiruf“ gibt sie gleichwohl alles.

© rbb/Volker Roloff

Für Gisa Flake ist die Aufgabe eines TV-Krimis zuallererst Unterhaltung. „Als Schauspielerin finde ich es spannend, in Welten reinzugucken, von denen man sonst nichts mitbekommt. Du findest einen emotionalen Zugang zu Augenblicken und Situationen und Konstellationen, den du sonst nicht hättest“, sagt sie. Das gelte auch mit Blick auf den Karneval. „Die einen sagen ,Ach, guck mal, das ist ja genauso wie bei uns‘. Und die anderen, die von außen draufgucken, sagen vielleicht ,Oh Gott, wie furchtbar‘.“

Mit André Kaczmarczyk ist bereits eine neue Lockerheit in den RBB-„Polizeiruf“ eingezogen. Mit den beiden Neuen verstärkt sich diese Entwicklung, die dem deutsch-polnischen „Polizeiruf“ bislang völlig abging. „Man muss sich ein bisschen von diesen Heldengeschichten entfernen, dass da zwei Kommissare irgendwo reinkommen und schon alles wissen. Das hat sich auserzählt“, meint Gisa Flake. „Mehr Lockerheit gibt uns die Möglichkeiten, die Geschichte neu zu erzählen, Menschen zu befragen, direkter miteinander zu kommunizieren, auch Missverständnisse miteinander zu haben.“

In „Cottbus kopflos“ gibt Flake jedenfalls eine besondere Showeinlage. „Ich habe fünf Jahre Jazz-Tanz gemacht und fand am Tanzen immer toll, wie ich Menschen überrascht habe, wie beweglich ich bin und wie gerne ich das mache. Und deswegen hat es mich dann nicht so überrascht, dass auf einmal das Tanzen auftauchte“, verrät Flake.

Aber auch Karl Rogov ist kein gewöhnlicher Ermittler, schließlich war er bereits aufs Abstellgleis abgeschoben worden, bevor er seine Nische fand. „Witzigerweise hat Rogov über Vincent Ross als diese komische, zarte Blüte des Orients zurückgefunden. Er hat ihn so akzeptiert, wie er ist. Das Gleiche gilt umgekehrt für Karl Rogov. Wenn das überall so funktionieren würde, hätten wir eine wunderbare Gesellschaft.“

Die Dreharbeiten für den nächsten „Polizeiruf 110“ des RBB haben bereits begonnen. Diesmal nicht in Cottbus, sondern im polnischen Grenzgebiet. „Wir sind sogar hauptsächlich in Polen“, kündigt Gisa Flake an, die sich bereits seit zwei Monaten bemüht, ein bisschen Polnisch zu lernen. „Aber es ist so schwer.“

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