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Pedro Goncalves Crescenti (links) und Peter Rubel sind The Düsseldorf Düsterboys. Ihre zweite Band heißt International Music.

© Felix Aaron

The Düsseldorf Düsterboys im Konzert: Zarter Schmelz, fragile Männer

Mit ihrem Fernweh-Hit „Teneriffa“ wurden die Düsseldorf Düsterboys bekannt. Bei einem umjubelten Konzert präsentieren sie im Lido ihr Album „Duo Duo“.

Die schönsten, sonnigsten und wonnigsten Pop-Gesänge dieses Herbstes kommen nicht aus Kalifornien, nicht von der Waterkant und, nein, auch nicht aus Düsseldorf. Sondern aus Essen, von einem Duo, das sich – warum auch immer – The Düsseldorf Düsterboys nennt.

Peter Rubel und Pedro Goncalves Crescenti sind seit ihren Mainzer Jugendtagen miteinander befreundet. Inzwischen leben sie in Essen, wo Rubel Komposition an der Folkwang-Hochschule studiert, während Crescenti als Germanist an der Bochumer Ruhr-Universität eingeschrieben ist.

„Duo Duo“ heißt ihr neues Studioalbum, das vor ein paar Tagen beim Berliner Indielabel Staatsakt herausgekommen ist. Der Titel ist einerseits völlig korrekt, weil es sich ja um die zweite Platte der Düsseldorf Düsterboys handelt, Nachfolger des 2019 herausgekommenen Debüts „Nenn mich Musik“, das den auch weit über das Ruhrgebiet hinaus gefeierten Fernweh-Hit „Teneriffa“ enthielt. Andererseits wirkt die Verdopplung „Duo Duo“ windschief und ein wenig irrwitzig.

Außer ihrer virtuosen Musikalität und ihrem spielerischen Umgang mit Wörtern ist ein überaus trockener Humor das größte Talent von Rubel und Crescenti. Sie sind bereits mit Simon und Garfunkel verglichen worden, aber auch mit Blödelbarden der siebziger Jahre wie Insterburg & Co. oder Schobert & Black.

Man kann sich auch an das Avantgardepop-Duo Foyer des Arts und deren Neue-Deutsche-Welle-Erfolg „Wissenswertes über Erlangen“ erinnert fühlen. Neben den Düsseldorf Düsterboys sind Rubel und Crescenti noch in der ebenfalls dadaistisch verspulten, etwas rockigeren Gruppe International Music aktiv.

Bei ihren Konzerten gehe es um „Nähe“ und „gesteigerte Intensität“, haben  Crescenti und Rubel in einem Interview gesagt. Das Kreuzberger Lido ist ausverkauft, als sie dort „Duo Duo“ präsentieren. Auf der Bühne wechselt die Farbe von Blau zu Lila, dann hocken sich die beiden Liedermacher an die Rampe, jeder mit Akustikgitarre auf den Knieen. Crescenti trägt Jeans und ein blaues Hemd, Rubel ein wallendes weißes Hippie-Männerkleid.

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Gleich ihr zweites Stück ist „Ab und zu“, eines der besten des Albums. Zu einem sanft schaukelnden Bossa-Nova-Rhythmus singen sie seufzend: „Ab und zu / Schau’ ich mir selbst beim Kochen zu / Und was es gibt? Naja, ich mach so gern Musik.“ Ihr Gesang ist schwelgerisch, die Endsilben heben sie manchmal in close harmony ins Falsett, wie es auch die Beach Boys oder Turtles kaum besser hinbekommen hätten.

Das opulente Klangbild der mit Bläsern und Streichern aufgenommenen Platte können sie live nicht reproduzieren. Ein Defizit,  das Rubel und Crescenti mit Charme und Spontanität wettmachen. Von einem Kassettenrekorder spielen sie zwischen ihrer Liedern Sprachaufnahmen und den Applaus zurückliegender Auftritte ein.

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Daraus ergibt sich eine Art Hörspiel, bei dem es um Kaffeekochen und Raststätten-Besuche geht, man denkt gleich an das Cover des Albums. Es zeigt ein Blitzerfoto, auf dem die beiden Musiker mit überhöhter Geschwindigkeit auf der Autobahn abgelichtet wurden.

Die Düsseldorf Düsterboys mischen neue Stücke mit alten Gassenhauern. Zwischendurch wechselt Rubel von der Gitarre an die Orgel, und wenn Crescenti dann stehend in sein Mikro singt, dessen Kabel er kunstvoll um die Hand geschlungen hat, erinnert er an einen Schlagerstar aus der „Hitparade“.

Dem Machismo der Rockkultur begegnen Rubel und Crescenti mit ihrem Konzept einer fragilen Männlichkeit. Ihr märchenhafter Song „Das erste Mal“, den sie summend zelebrieren, bringt es programmatisch auf den Punkt: „Ich hab dir was versprochen / Es liegt im nächsten Tal / Was hart war, ist zerbrochen / Das Zarte ausgesprochen.“ Ein Liebeslied oder eine Freundschaftshymne? Egal.

Großer Jubel, als das Konzert nach zwei Stunden endet. Die Düsterboys spielen ihre mysteriöse Ballade „Lavendeltreppen“ und natürlich „Teneriffa“. Den Refrain der vorvorletzten Zugabe singt der halbe Saal mit: „Schlaf dich aus / Gehen wir nicht nach Haus.“ Gute Nacht!

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