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Robert Habeck versucht, sein Heizungsgesetz zu retten.

© action press/action press

77 Fragen der FDP an Habeck: Diese Antworten des Ministers sind für Mieter und Eigenheimbesitzer relevant

Mehr als zwei Stunden beantwortete Wirtschaftsminister Habeck die Fragen der FDP. Dabei machte er auch sehr genaue Angaben zu möglichen Kosten beim Heizungswechsel.

Es sollte ein Signal der Entspannung sein: Mehr als zwei Stunden nahm sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), um am Dienstagabend den Ampel-Berichterstattern offene Fragen zu seinem umstrittenen Heizungsgesetz zu erläutern. 77 Fragen hatten die Liberalen zuvor eingereicht und Habeck beantwortete sie Frage für Frage.

Inzwischen hat das Bundeswirtschaftsministerium die Antworten auch schriftlich noch einmal auf 45 Seiten an die Fraktionen verschickt. Darunter sind auch relevante Informationen für Verbraucher:

Was kosten Wärmepumpen, Pelletkessel und Co?

In Antwort 72 schlüsseln Habecks Beamte auf, was die verschiedenen Heizungen momentan im Schnitt kosten. Dabei gibt es signifikante Unterschiede. Für ein Einfamilienhaus kostet eine Gasheizung je nach Sanierungszustand der Immobilie zwischen 10.980 und 11.380 Euro.

Wärmepumpen sind in der Anschaffung teuer, aber im Betrieb günstig.

© dpa/Silas Stein

Alternativen sind teurer, so kostet eine Wärmepumpe (Luft/Wasser) zwischen 22.420 und 45.920 Euro. Ein Pelletkessel ist für etwa 33.780 Euro zu haben. Hybridgeräte taxiert das Ministerium zwischen 31.170 und 44.970 Euro.

Neben den Investitionskosten müssten aber auch die Betriebskosten der verschiedenen Heizungstechnologien berücksichtigt werden, betont das Ministerium. „Insbesondere bei Wärmepumpen übersteigen die Einsparungen bei den Betriebskosten gegenüber den Betriebskosten für eine Gasheizung über einen Zeitraum von 18 Jahren deutlich die Mehrkosten bei der Anschaffung.“

Welche Kosten drohen Mietern?

In Frage 34 stellen die Liberalen Habeck eine Rechenaufgabe. Darin wollen sie wissen, wie hoch die Modernisierungskosten für Mieter eines Mehrfamilienhauses mit sechs Wohnungen sind, wenn die Ölheizung gegen eine zentrale Wärmepumpe ausgetauscht werden muss.

53
Euro könne man durch den Betrieb einer Wärmepumpe pro Monat in einer 83 Quadratmeter großen Wohnung sparen.

Habecks Beamte rechnen diesen Fall für Mieter von 83 Quadratmeter großen Wohnungen durch. Demnach würden die Investition knapp 80.000 Euro und die Instandsetzungskosten etwa 20.000 Euro betragen. Die Modernisierungsumlage für Mieter würde demnach 79 Cent pro Quadratmeter betragen - also eine Mietsteigerung von 65,5 Euro im Monat.

Allerdings gebe es auch Förderungen, wodurch die Modernisierungsumlage auf 42 Cent pro Quadratmeter (Mietsteigerung 34,8 Euro) sinken könne. Und Habecks Haus rechnet die geringeren Betriebskosten für eine Wärmepumpe im Vergleich zu einer neuen Gasheizung vor: 64 Cent würden Mieter dadurch pro Monat pro Quadratmeter sparen. Ein Nebenkostenminus von 53 Euro.

Wie entwickelt sich der Gaspreis?

Da der CO₂-Preis steigen wird, wird auch das Gas teurer werden. Liegt der Preis pro Tonne aktuell noch bei 30 Euro, rechnet Habecks Ministerium 2025 mit 55 Euro pro Tonne, 2030 mit 115 Euro und 2040 mit 300 Euro. Je zehn Euro mehr beim CO₂-Preis verteure sich die Kilowattstunde um 0,2 Cent, heißt es vom Ministerium.

6
Cent wird der CO₂-Preis im Jahr 2030 pro Kilowattstunde Gas betragen. Momentan liegt er bei einem Cent.

Allein der Anteil des CO₂-Preises am Gaspreis steigt also bis 2030 von aktuell einem Cent auf sechs Cent. Zum Vergleich: Eine Kilowattstunde kostet aktuell rund neun Cent. Und wie sich dazu der Weltmarktpreis für Gas entwickelt, ist unklar.

Woher soll der Strom zum Heizen in Zukunft kommen?

Basierend auf Berechnungen der Bundesnetzagentur hat das Wirtschaftsministerium Prognosen für den Strommix für die Jahre 2025, 2028 und 2030 gewagt. Auffällig: trotz des bislang für 2038 geplanten Kohleausstiegs rechnen Habecks Beamte bereits 2030 damit, dass weder Braun-, noch Steinkohle verstromt wird.

Insgesamt rechnet das Wirtschaftsministerium aber dennoch mit einer Steigerung der Nettostromproduktion. So sollen im Jahr 2050 insgesamt 582 Terawattstunden Strom produziert werden. Fünf Jahre später soll sich der Wert auf 706 Terawattstunden erhöhen. Damit könnten etwa der Strombedarf in der Wärme- und der Verkehrswende gedeckt werden.

Windräder sollen den Strom der Zukunft liefern.

© dpa/Jens Büttner

Konkret soll der Neustrom vor allem durch den massiven Zubau erneuerbarer Energien zustandekommen. So soll die Produktion von Solarstrom von 92 Terawattstunden 2025 auf 195 Terawattstunden in 2030 steigen. Bei der Windenergie (Land und See) rechnet das Ministerium mit einem Zuwachs von 186 auf 345 Terawattstunden. Auch die Stromproduktion durch Gas werde bis 2028 auf 117 Terawattstunden steigen, doch bereits 2030 rechnet das Ministerium mit nur noch 93 Terawattstunden.

Wo bekommt man eine Mietheizung her?

Wessen fossile Heizungen in Zukunft unreparierbar kaputt geht, muss laut Gesetzentwurf nicht sofort eine klimafreundliche Heizung einbauen, sondern kann bis zu drei Jahre auf eine Mietheizung setzen. „Einzelne Anbieter von Mietheizungen sind bereits vorhanden“, heißt es aus dem Hause Habeck. Bundesweit gebe es bereits 440 Anbieter für dieses Segment, darunter auch Stadtwerke. Im Schnitt hätten diese 300 Mietheizungen verfügbar.

Bei Havarien würden diese Mitheizungen schon jetzt während der Zeit der Bauarbeiten zum Einsatz kommen. „Die Branche schätzt ihre Wachstumsaussichten selbst sehr positiv ein“, heißt es weiter. Zu den Kosten für eine Mietheizung kann das Ministerium jedoch keine Angabe machen. Das regle der Markt „im Wettbewerb“. Diese Antwort müsste der FDP eigentlich gefallen haben.

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