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Zwei Leopard-2-Panzer am Truppenübungsplatz Senne.

© picture alliance/dpa/Federico Gambarini

Exklusiv

Deutsche Kasernen ausspioniert?: Bundeswehr plant Aufrüstung gegen Drohnen

Spionierten russische Dienste in Deutschland jene Truppenübungsplätze mit Drohnen aus, auf denen ukrainische Offiziere ausgebildet werden? Die Bundeswehr rüstet auf.

Die Bundeswehr-Spitze will noch umfangreicher in Anti-Drohnen-Technik investieren. Das erfuhr der Tagesspiegel aus Sicherheitskreisen. In den vergangenen Monaten waren Flüge verdächtiger Drohnen über deutschen Kasernen beobachtet worden – und zwar auch an jenen Standorten, an denen Bundeswehr-Soldaten ukrainische Offiziere an Nato-Waffen ausbilden.

Ob Agenten russischer Nachrichtendienste die Drohnen steuerten, wie ein Kenner der Vorfälle vermutet, ist nicht belegt. Das Bundesverteidigungsministerium äußere sich „über etwaige sicherheitsrelevante Vorfälle“ nicht, wie ein Sprecher mitteilte.

Derzeit nutzt die Bundeswehr den HP-47 Effektor-Störsender zur Drohnenabwehr. Schon vergangenen Sommer gab es dem „Spiegel“ zufolge verdächtige Drohnen-Sichtungen, weshalb die Bundeswehr begann, neue Störwaffen zu beschaffen. Dieser Prozess werde nun intensiviert, heißt es intern, denn die Zahl der verfügbaren „Jammer“ sei nach wie vor zu gering.

Die Störsender, im englischen Fachjargon „Jammer“ genannt, sind mobile Geräte zur Unterbrechung der Funksignale einer Drohne: Wird eine Drohne gesichtet, zielt ein Soldat mit dem Jammer darauf, der je nach Gerätetyp über die Schulter gelegt wird. Der Jammer verschießt Störsignale statt Munition. Je nach Drohnen-Modell kann das Fluggerät gezwungen werden, zum Ausgangsort zu fliegen, zu landen oder abzustürzen. Es geht insbesondere darum, die Bordkamera der Drohne zu blockieren.

1500
Liegenschaften deutschlandweit nutzt die Bundeswehr.

Aus „Gründen der militärischen Sicherheit“ mache man über Anzahl der Jammer und ihre Standorte keine genauen Angaben, teilte das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr mit. Jammer werden auch von Spezialkräften der Polizei genutzt, um an einem Einsatzort bestimmte Handys zu blockieren, damit Verdächtige vor einem Zugriff nicht telefonieren können.

Nicht nur an den Bundeswehr-Standorten Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz und Grafenwöhr in Bayern, wo Ukrainer trainiert wurden, waren vergangenes Jahr dem „Spiegel“ zufolge verdächtige Fluggeräte beobachtet worden. Auch im niedersächsischen Munster habe es mindestens einen Vorfall gegeben, sagte ein Kenner, der als „Spionageversuch“ gewertet werden könne. Dort läuft die Ausbildung ukrainischer Soldaten an den Panzern „Marder“ und „Leopard II“.

Die Bundeswehr nutzt in Deutschland fast 1.500 Liegenschaften, darunter Truppenübungsplätze, Kasernen, Verwaltungsgebäude und Kreiswehrersatzämter. Bundeswehrgelände dürfen laut Luftverkehrsordnung grundsätzlich nicht mit Drohnen überflogen werden, es gilt ein Mindestabstand von 100 Metern. Der gilt auch für Bundeswehr-Manöver auf anderen Arealen.

Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 hat das Bundeskriminalamt hierzulande circa 6000 Straftaten registriert, die mit dem Krieg im Zusammenhang stehen, berichtete die „Neue Osnabrücker Zeitung“. In der Zahl sind vor allem Delikte wie Beleidigung, Bedrohung, Körperverletzung und Sachbeschädigungen enthalten. Von Spionage-Fällen war dabei nicht die Rede.

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