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Frank Ulrich Montgomery, damals noch als Präsident der Bundesärztekammer.

© picture alliance/dpa

Exklusiv

Ärzte debattieren um Impfpflicht: Montgomery unterstützt Kassenarzt-Chef Gassen

Weltärzte-Präsident Montgomery plädiert für Corona-Schutzimpfungen, aber gegen eine Pflicht, die den Willen der Patienten nicht berücksichtigt.

Der Präsident des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, unterstützt in der Impfpflicht-Debatte den Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). "Andreas Gassen hat recht", sagte Montgomery dem Tagesspiegel. "Ärzte werden Bürger nicht gegen deren Willen impfen und auch Ärzten steht das Recht zu, selbst nicht zu impfen."

Die Interaktion zwischen Patient und Mediziner basiere auf einem Vertrauensverhältnis, nicht auf Zwang. Einen Impfzwang dürfe es also nicht geben. Allerdings, ergänzte Montgomery: "Man darf Impfzwang und Impfpflicht nicht verwechseln."

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KBV-Chef Gassen hatte gesagt, eine etwaige Impfpflicht werde sich in den Arztpraxen nicht umsetzen lassen. "Wir werden unseren Ärzten nicht zumuten, eine Impfpflicht gegen den Willen der Patienten zu exekutieren", sagte Gassen der "Bild"-Zeitung. "Die Praxen sind kein Ort, um staatliche Maßnahmen durchzusetzen, sondern leben vom Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient." In den Praxen würden somit keine Impfunwilligen geimpft.

Die allermeisten Ärzte seien ohnehin "engagierte Verfechter des Impfens", sagte Montgomery. Wer aus den Äußerungen Gassens ableite, Ärzte seien gegen das Impfen, der irre sich. "Gerade die niedergelassenen Vertragsärzte impfen in großer Zahl", sagte Montgomery. "Wir haben keinen Mangel an impfenden Ärzten, eher hapert es an der Verteilung des Impfstoffs."

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Nur eine hohe Impfquote helfe uns aus den Wellenbewegungen der Pandemie, sagte Montgomery. Zahlreiche Ärzte haben sich ähnlich geäußert, allerdings weniger Verständnis für das Statement von KBV-Chef Gassen gezeigt. Von einer Phantomdebatte war die Rede, da die meisten Mediziner die Impfkampagne überzeugt unterstützten.

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) plädierte am Donnerstag im Beisein von Charité-Chef Heyo Kroemer für eine allgemeine Impfpflicht - über die rechtlichen und organisatorischen Details werde man intensiv beraten müssen.

Göring-Eckardt hatte zuvor die Berlins landeseigenen Universitätsklinik besucht: Sie habe sich vor der drohenden "Omikron-Krise" über die Lage auf den Stationen informieren wollen. An der Charité werden die schwersten Covid-19-Fälle Berlins versorgt.

Gassen vertritt als KBV-Chef mittelbar Deutschlands niedergelassene Ärzte. Der KBV gehören die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) der Bundesländer an, denen wiederum alle niedergelassenen Mediziner, die gesetzlich Versicherte versorgen, beitreten müssen.

Die KV regelt die ambulanten Versorgung, also die Praxen. Montgomery war von 2011 bis 2019 der Präsident der Bundesärztekammer. Sie ist Dachverband der Landesärztekammern, der alle zugelassenen Mediziner angehören müssen. Die Kammern kümmern sich um Fragen der Weiterbildung und Berufsethik.

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