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Ehemaliger US-Präsident Donald Trump

© REUTERS/Gaelen Morse/File Photo

Streit um Präsidentschaftskandidatur: In Trumps engstem Kreis bröckelt der Zusammenhalt

Donald Trump will am Dienstag eine „große Ankündigung“ machen. Sein engster Kreis ist sich uneinig, ob das nach der Enttäuschung über den Midterms-Ausgang jetzt der richtige Zeitpunkt ist.

Eigentlich wollte Donald Trump am kommenden Dienstag eine „große Ankündigung“ machen. Das Thema: seine geplante US-Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2024. Dann fanden die Midterms in den USA statt – und viele der vom Ex-Präsidenten unterstützten rechten Wahlkandidaten stehen nun mit leeren Händen da.

Nach Informationen der britischen Zeitung „The Guardian“ gibt es nun Streit: Soll Trump seine Rede noch halten oder sie bis nach der Stichwahl im US-Bundesstaat Georgia aufschieben? 

Die engsten politischen Berater des US-Unternehmers wollen an dem ursprünglichen Termin festhalten, sagten ungenannte Quellen dem „Guardian“. Abwarten wäre aus ihrer Sicht ein Zeichen von Schwäche.

Zudem hätte es für Trump keinen Vorteil, bis zur Stichwahl zu warten, heißt es. Denn der Republikaner Herschel Walker habe bei den Kongress-Zwischenwahlen in Georgia bereits 35.000 Stimmen weniger erhalten als der Amtsinhaber Raphael Warnock - auch wenn der Demokrat die nötigen 50 Prozent der Stimmen nicht erreichen konnte. 

Erst Arizona, Nevada und Georgia abwarten

Diese Ansicht teilen jedoch nicht alle. Den Quellen des „Guardian” zufolge sollen einige in Trumps Kreis darauf drängen, die Rede aufzuschieben.

Hierbei handele es sich zwar hauptsächlich nicht um offizielle Mitarbeiter Trumps. Ihre Argumentation trifft aber einen wunden Punkt: Ein Aufschub würde Trump ermöglichen, die Ergebnisse der Senatswahlen in Arizona und Nevada abzuwarten, die nach wie vor zu knapp ausfallen. Zudem lasten Teile der Republikanischen Partei dem Ex-Präsidenten das mäßige Abschneiden bei den Midterms an. 

Trump liebäugelt seit längerer Zeit mit einer Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2024. Ihm wurde aber offenbar abgeraten, vor den Zwischenwahlen seine Wahlkampagne offiziell bekanntzugeben. Am Samstag machte Trump es dann aber spannend und stellte für Dienstag eine „sehr große Ankündigung“ in Aussicht.

Auch die konservative Medienlandschaft distanziert sich

Unterdessen geht auch das einflussreiche Medienimperium des Milliardärs Rupert Murdoch nach den Kongress-Zwischenwahlen auf deutliche Distanz zu Donald Trump. Das konservative „Wall Street Journal“ bezeichnete den Rechtspopulisten am Donnerstag in seinem Leitartikel als den „größten Verlierer der Republikanischen Partei“.

Trump sagte, er sei mit dem Murdoch-Sender Fox News ohnehin fertig. „Für mich war Fox News immer weg“, schrieb der Ex-Präsident auf seiner Online-Plattform Truth Social.

Fox News nennt Donald Trump den „größten Verlierer“

Fox News - lange Zeit Trumps Lieblingssender - fand harsche Worte für den 76-Jährigen und lobte zugleich in höchsten Tönen Trumps innerparteilichen Rivalen Ron DeSantis, der bei der Gouverneurswahl in Florida mit großem Vorsprung wiedergewählt wurde.

„Der größte Gewinner der Midterms war ohne Zweifel Gouverneur DeSantis, dessen Erdrutschsieg im Bundesstaat Florida atemberaubend war“, schrieb Fox-News-Kolumnistin Liz Peek. „Der größte Verlierer? Donald Trump.“ 

Ron DeSantis, Gouverneur von Florida

© REUTERS/Marco Bello/File Photo

Die Murdoch-Medien sind in den USA äußerst einflussreich und hatten lange Zeit sehr wohlwollend über Trump berichtet. Während seiner Zeit im Weißen Haus etwa gab Trump Fox News regelmäßig lange Interviews, in denen er kaum kritische Fragen befürchten musste. Im konservativen Lager wenden sich nach den Halbzeitwahlen aber viele von Trump ab und setzen auf DeSantis.

Der prominente Fox-Moderator Tucker Carlson machte zwar das republikanische Establishment für den Wahlausgang verantwortlich, sagte aber auch, Trump sei politisch immer ein „zweischneidiges Schwert“ gewesen.

Die ebenfalls zum Murdoch-Konzern gehörende Boulevard-Zeitung „New York Post“ setzte Trump in einer Karikatur auf ihrem Titelblatt auf eine Mauer und bezeichnete ihn als „Trumpty Dumpty“, der einen „tiefen Fall“ erlitten habe - eine Anspielung auf ein bekanntes Kinderlied, in dem eine Figur namens Humpty Dumpty von einer Mauer fällt.

Die Zeitung zitierte dazu einen Experten mit der Einschätzung, zwei Wörter könnten erklären, warum die Republikaner bei den Midterms ein enttäuschendes Ergebnis eingefahren hätten: „Donald Trump“.

Die Hoffnungen der Republikaner haben sich zerschlagen

Die Hoffnungen der Republikaner auf einen deutlichen Wahlsieg bei den Midterms hatten sich am Dienstag zerschlagen. Die Konservativen dürften zwar eine Mehrheit im Repräsentantenhaus gewinnen, diese dürfte aber knapper ausfallen als erwartet.

Im Senat könnten die Demokraten von Präsident Joe Biden ihre hauchdünne Mehrheit verteidigen. In beiden Kongresskammern sind die Rennen so eng, dass die großen US-Sender immer noch keine Gesamtsieger ausgerufen haben.

Der Ausgang der Wahl ist bemerkenswert, weil die US-Wähler die Midterms häufig nutzen, um der Partei des jeweiligen Präsidenten einen Denkzettel zu verpassen. Biden hat außerdem schlechte Umfragewerte, unter anderem wegen der hohen Inflation im Land.  (mit AFP)

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