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Ukrainische Soldaten überprüfen ihre Munition in einer Stellung an der Frontlinie in der ostukrainischen Region Donezk, am 24. Oktober 2022, mitten im russischen Einmarsch in die Ukraine. (Archiv)

© Foto: AFP/Dimitar DILKOFF

Ukraine-Invasion Tag 245: Die nächste Entscheidungsschlacht könnte in der Region Luhansk bevorstehen

Wladimir Putin beim Training der strategischen Atomstreitkräfte, afghanische Ex-Elitesoldaten in der russischen Armee. Der Überblick am Abend.

Wieder blickt die Weltöffentlichkeit vor allem in den Süden der Ukraine, nach Cherson. Von dort kommen derzeit die schlagzeilenträchtigsten Nachrichten: die mögliche Sprengung des Staudamms Nowa Kachowka, russische Evakuierungsaktionen von Zivilisten, Meldungen über eine mögliche „schmutzige Bombe“ im AKW Saporischschja.

So war es schon im Sommer: Die Welt blickte nach Cherson, wo die Ukraine eine große Offensive ausgerufen hatte. Doch militärisch wichtiger waren, was viele übersahen: Die Vorbereitungen der ukrainischen Offensive im Nordosten des Landes, in Charkiw. 

Ebenso weitreichend könnte sein, was derzeit in der Region Luhansk passiert. Dort rücken die Ukrainer langsam aber stetig auf zwei strategisch wichtige Städte vor, die eine Verteidigungslinie bilden: Kreminna und Svatove. Sie sind aktuell die Hauptstützpunkte der Russen an der Front im Nordosten. Dort finden sich auch Teile der Einheiten, die aus Charkiw geflohen sind, aber auch viele neu rekrutierte Soldaten. Wie viele Einheiten Russland dort genau zusammengezogen hat, lässt sich nicht seriös beziffern. 

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Sicher dagegen ist: Fällt eine der beiden Städte wieder an die Ukraine, würde das die gesamte Frontlinie im Norden von Luhansk schwächen. Schon jetzt steht die Verbindungsstraße P66 zwischen Kreminna und Svatove unter ukrainischem Feuer, Kiews Einheiten sind bis auf wenige Kilometer an die Straße herangerückt. Russische Social-Media-Kanäle meldeten heute heftige Kämpfe in der Nähe der beiden Städte. 

Fällt Kreminna oder Svatove, wäre der nächste Schritt wohl eine Einkesselung der in russischer Hand verbliebenen Stadt. Beobachter gehen davon aus, dass das den Ukrainern die Möglichkeit für weitere vergleichsweise große Gebietsgewinne ermöglichen würde, weil die nächste Verteidigungslinie der Russen weit in der Region Luhansk liegt. 

Ein interessantes Detail: Den Verteidigungswall, den die Söldnergruppe Wagner derzeit in Luhansk errichtet, verläuft weitgehend an den Grenzen vom 24. Februar. Beobachter spekulierten in den vergangenen Tagen, ob sich Russland damit schon auf einen größeren Rückzug in Luhansk vorbereitet.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick

  • Standort über Social Media verraten? Kadyrow tobt nach schwerem Schlag gegen Tschetschenen-Einheit. Mehr hier.
  • „Haben nichts zu verlieren“: Seit der Machtübernahme der Taliban verstecken sich Tausende Soldaten der Nationalarmee in Afghanistan. Russland scheint deren Lage nun nutzen zu wollen. Sie könnten bald in der Ukraine kämpfen. Mehr hier
  • Ukraine meldet verdächtige russische Arbeiten in AKW Saporischschja: Den Angaben des Betreibers Energoatom hat das russische Militär in Saporischschja nicht autorisierte Bauarbeiten durchgeführt. Auf dem Gelände befinden sich Kernbrennstoffe. Mehr hier.
  • Kriegsgegner in Russland sabotieren offenbar heimische Schienennetze: Den britischen Geheimdiensten zufolge gab es seit Juni bereits sechs Sabotageakte der Anti-Kriegs-Gruppe. Die russische Armee ist von den Schienen enorm abhängig. Mehr hier.
  • Die Zahl neuer Ehen macht das wahre Ausmaß von Putins Mobilisierung deutlich: Putin wollte angeblich 300.000 Reservisten einziehen lassen. Russische Journalisten berechneten nun, dass es fast eine halbe Million gewesen sein müssen – mithilfe der Zahl der Eheschließungen. Mehr hier.
  • Russische Offizielle führen neuerdings einen weiteren Grund für den Krieg in der Ukraine an. Man müsse das Nachbarland vom Satanismus befreien. Militärexperten sehen ein System. Mehr hier
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat ein Training der strategischen Atomstreitkräfte verfolgt. Aufgabe der Einheit ist es unter anderem, auf eine Bedrohung durch einen atomaren Angriff zu reagieren. Die Übung diene der Vorbereitung auf einen möglichen feindlichen Atomwaffenangriff auf Russland, erklärte Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Mehr in unserem Liveblog
  • Die atomaren Drohungen Russlands werden die Nato nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg nicht von einer weiteren Unterstützung der Ukraine abhalten. Das Bündnis lasse sich nicht einschüchtern oder davor abschrecken, das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine solange wie nötig zu unterstützen, sagte der Norweger am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit Rumäniens Regierungschef Nicolae Ciuca.
  • Indiens Verteidigungsminister Rajnath Singh hat seinen russischen Kollegen Sergej Schoigu ermahnt, dass keine Seite im Konflikt in der Ukraine eine Atombombe einsetzen dürfe. Singh betonte in einem Telefonat, dies würde gegen den Grundsatz der Menschlichkeit verstoßen. Das teilte das Verteidigungsministerium in Neu Delhi am Mittwoch mit.
  • Der Kreml ist nach eigenen Angaben grundsätzlich zu Gesprächen mit den USA, Frankreich und Papst Franziskus über die Ukraine bereit. „Russland ist offen für alle Kontakte“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag laut russischen Nachrichtenagenturen. Man müsse aber bedenken, dass Kiew Verhandlungen ausgeschlossen habe.
  • Die Nummer zwei des Vatikan begrüßt die erklärte grundsätzliche Gesprächsbereitschaft des russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Wir wissen nicht, was diese Worte bedeuten, welche Grundlage sie haben und welche Entwicklung sie nehmen können. Aber wenn sich eine kleine Lücke auftut, werden wir sie auf jeden Fall nutzen“, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin laut italienischen Medien am Mittwoch am Rande einer Veranstaltung.
  • In einem Update zur Situation in der Region Cherson hat der pro-russische Beamte Kirill Stremousow neben „Evakuierung” auch von einem „Umsiedlungsprogramm” gesprochen. Das deute auf eine langfristig geplante und permanente Umsiedlung der mehrheitlich ukrainischen Bevölkerung in gefestigt russisch-besetze Gebiete hin, schreibt der US Think Tank Institute for the Study of War (ISW). 
  • Vermögenswerte in den vier jüngst annektierten ukrainischen Regionen könnten nach Angaben des Präsidialamtes in Moskau an russische Unternehmen übertragen werden. Es sei offensichtlich, dass „aufgegebene Vermögenswerte“ nicht inaktiv gelassen werden könnten, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. 
  • Der Autobauer Mercedes-Benz will sich weiter aus Russland zurückziehen und seine Anteile an russischen Tochtergesellschaften an einen lokalen Investor veräußern. Das sagte Finanzvorstand Harald Wilhelm am Mittwoch in Stuttgart. Bei dem Investor handele es sich um den lokalen Händler Avtodom.
  • Die Ukraine hat laut Berichten die ersten Nasams-Luftabwehrsysteme aus den USA erhalten. Weitere sollen in den nächsten Monaten folgen. Laut ukrainischen Angaben hat das deutsche System Iris-T, das seit einigen Wochen in der Ukraine im Einsatz ist, eine Trefferquote von 90 Prozent.

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