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Wer stimmt für die AfD? „Kleine Leute“ vor allem und nicht zuletzt Jüngere.

© dpa/Swen Pförtner

Wer wählt die AfD?: Stark in der Arbeiterschaft, schwach bei den Alten

Die Rechtsaußenpartei setzt aufs Land und auf die Kleinstädte. In Bayern und Hessen ist sie auch unter Jungwählern relativ erfolgreich.

Man kennt das Bild: In Wahlabendsendungen oder auf Fotos aus dem Wahlkampf mit Spitzenleuten der AfD sind meist ältere Männer (oder Alice Weidel) von älteren Männern umringt. Die Rechtsaußenpartei, in Teilen rechtsextremistisch, gilt als Partei von eher alten, weißen Männern, die Mühe hat, Frauen zu gewinnen. Ein Blick in die Fraktionen in Bundestag und Landtagen oder jetzt auch auf die Landeslisten in Bayern und Hessen bestätigt das – ein deutlicher Männerüberhang überall, das Alter über dem Durchschnitt.

Die AfD bekam die meisten Stimmen aus der Gruppe der 35- bis 44-Jährigen.
Die AfD bekam die meisten Stimmen aus der Gruppe der 35- bis 44-Jährigen.

© Grafik: Tsp/Bartel | Quelle: ARD, Infratest dimap

Was für die Mandatsträger- und Funktionärsschicht der AfD weithin zutrifft, gilt allerdings für ihre Wählerschaft zunehmend weniger. Das zeigen die Zahlen der Forschungsgruppe Wahlen und von Infratest dimap, die vor den Landtagswahlen in Bayern und Hessen erhoben und auch in den Nachwahlbefragungen am Sonntag erhoben wurden.

Demnach wählten im Schnitt beider Wahlen etwa 20 Prozent der Männer die AfD, bei den Frauen kam die Partei auf gut 13 Prozent. Das bestätigt das hergebrachte Bild zwar noch tendenziell. Aber beim Blick auf die Altersstruktur der AfD-Wählerschaft kommt es ins Wanken.

Denn da liegt der Schwerpunkt eindeutig bei den Jahrgängen zwischen 25 und 60 Jahren. Hier kommt die AfD auf Stimmenanteile klar über ihrem Gesamtergebnis. In Bayern waren es laut Infratest etwa 18 Prozent, in Hessen 22 Prozent.

17
Prozent der unter 25-jährigen Wähler haben das Kreuz bei der AfD gemacht.

Nicht zuletzt unter den ganz Jungen ist sie stark – ihr Anteil in der Gruppe unter 25 Jahren, zu denen auch die Erstwähler zählen, liegt bei 17 Prozent. Man darf davon ausgehen, dass mittlerweile ganze Familien in drei Generationen AfD wählen – nur Oma und Opa sind dann häufiger nicht darunter.

Denn in der Gruppe zwischen 60 und 70 Jahren ist der Zuspruch zwar immer noch hoch (etwa 15 Prozent), aber bei den Alten fällt er markant ab: Bei den Wählerinnen und Wählern über 70 sind es nur noch acht Prozent, die ihr Kreuzchen bei der AfD machen. Ohne die Alten – die nach wie vor überdurchschnittlich stark zur Union und auch zur SPD halten – wäre die AfD deutlich stärker. Auf deren Ableben baut die Partei ihren Zukunftsoptimismus.

In Großstädten nur ein Zehntel

Dass die AfD ihre Zustimmung vor allem auf dem Land und in Kleinstädten bekommt, hat sich am Sonntag bestätigt. In Hessen war es dort fast schon ein Viertel der Wähler, die sich für die AfD entschieden. In Bayern, wo die Freien Wähler außerhalb der Städte eine Konkurrenz sind, war es ein Sechstel. In den Großstädten dagegen bleibt die AfD zurück. Dort fällt die Zustimmung auf ein Zehntel.

Besonders erfolgreich ist die Rechtspartei bei den „kleinen Leuten“, also im Milieu der Arbeiterschaft, der Angestellten und der Selbstständigen mit eher geringem Einkommen, die entweder Hauptschulabschluss oder mittlere Reife haben. Bei Menschen ohne Abitur liegt der AfD-Anteil bei einem Fünftel bis einem Viertel. Bei Akademikern mit einem Hochschulabschluss wählen allerdings auch noch etwa zehn Prozent rechts außen.  

Vor SPD und Union

Zwar gehen mit Blick auf die Arbeiterschicht die Erkenntnisse der Wahlforscher auseinander – Infratest kommt hier in Hessen auf einen Anteil von 40 Prozent, in Bayern auf 31 Prozent, während die Forschungsgruppe Wahlen im Schnitt beider Länder auf 27 Prozent kommt. Klar ist damit aber, dass die AfD in der Arbeiterschaft die stärkste Kraft ist, vor SPD und Union.

Dass sich die AfD mittlerweile eine Stammwählerschaft aufgebaut hat, ist bekannt – am Sonntag gaben 39 Prozent in Hessen und sogar 47 Prozent in Bayern an, aus Überzeugung AfD gewählt zu haben. Die Wählerwanderungszahlen zeigen zudem, dass der weitaus größte Teil der AfD-Wähler am Sonntag angegeben hat, die Partei auch fünf Jahre zuvor schon gewählt zu haben.

Der Aufschwung gegenüber 2018 rührt demnach nicht zuletzt von Stimmen damaliger Nichtwähler. Man darf davon ausgehen, dass die AfD – unabhängig von ihrer besonderen Stärke in Ostdeutschland – nunmehr bundesweit ein stabiles Wählerpotenzial von deutlich über fünf Prozent hat.

Und wo sind die regionalen Hochburgen der Partei? In Bayern ist es der Streifen vom nördlichen Franken über die Oberpfalz bis hinunter nach Niederbayern, in dem die Partei überdurchschnittlich abschneidet – dort kommt sie auf bis zu 21 Prozent der Gesamtstimmen. Auch in einigen Wahlkreisen im Regierungsbezirk Schwaben ist sie stark. Dagegen fällt sie im Großraum München und rund um Nürnberg deutlich ab.

In Hessen heimst die die Partei vor allem in der Mitte des Landes, grob gesagt im Dreieck zwischen Waldeck, Fulda und Limburg, viele Stimmen ein. Dort machte am Sonntag fast jeder vierte Wähler sein Kreuzchen bei der AfD. Überdurchschnittlich stark ist sie auch im Norden, in den traditionellen SPD-Hochburgen rund um Kassel. Schwächer dagegen schneidet sie im Südteil rund um Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt ab.

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