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Borussia Dortmund auf dem Weg zur ersten deutschen Meisterschaft seit elf Jahren.

© Bearbeitung: Tagesspiegel / picture alliance / SvenSimon

Zehn Jahre Bayern-Dominanz : Täte der Bundesliga ein neuer Meister gut?

Zwei Punkte Vorsprung hat Dortmund vor dem letzten Spieltag auf den FC Bayern. Die Chance auf einen anderen Meister als den FCB ist groß wie lange nicht mehr. Drei Experten sagen, warum das so wichtig wäre.

Dass am letzten Bundesliga-Spieltag die Meisterschaft noch nicht entschieden ist, kam zuletzt immer seltener vor. Dass dabei nicht einmal der FC Bayern München auf dem ersten Platz steht, ist noch länger her. In unserer Serie „3 auf 1“ erklären drei Expert:innen, ob es der Bundesliga guttäte, wenn am Ende Dortmund den Titel feiern würde. (Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.)


Die Fans sehnen sich nach Veränderung

Alles neu macht der Mai. Borussia Dortmund wird Meister. Nach elf langen Jahren. Es gibt kleine, und sogar nicht so kleine Fans, die noch nie in ihrem Leben bewusst eine andere Meisterschaft als die des Vereins aus dem Süden erlebt haben.

Diese in Europa einmalige Einseitigkeit des sportlichen Wettbewerbs hat viele Fans angeödet. Dies wirkte sich entsprechend auf den Zuschauerschnitt aus, der seinen höchsten Wert im Jahre 2012 erklomm, zufälligerweise, als der BVB zuletzt Meister wurde, und diesen seither nicht mehr erreichte.

Edin Terzic und seine Mannschaft haben dringend benötigte Erfrischung in die Bundesliga zurückgebracht.

Sebastian Rauball

Logisch: Wer, außer Bayern-Fans und hoffnungslosen Optimisten, guckt schon noch gerne Fußball, wenn man vorher weiß, wer Meister wird? Edin Terzic und seine Mannschaft haben dringend benötigte Erfrischung in die Bundesliga zurückgebracht. Von daher drückt ganz Fußball-Deutschland, und wahrscheinlich, ganz heimlich, auch einige Fans aus München, Borussia Dortmund am Samstag die Daumen. Die Fans sehnen sich nach Veränderung. Diese Veränderung heißt echte Liebe.


Ein neuer Meister könnte auch den Bayern helfen

Neun Punkte Rückstand hatte Borussia Dortmund im November 2022 auf den FC Bayern. An diesem 15. Spieltag wurde die Saison wegen der WM für rund zwei Monate unterbrochen. Und so richtig rechnete keiner mehr damit, dass das Rennen um die Meisterschaft noch einmal spannend werden könnte. Wenn ein deutscher Verein zuletzt dafür bekannt war, solche Vorsprünge aus der Hand zu geben, dann Dortmund selbst.

Dass ein Großteil der Fans den Kampf um die Schale schon vor dem Rückrundenbeginn abgeschrieben hatte, verdeutlicht einmal mehr die Langeweile an der Bundesligaspitze. Umso wichtiger ist es, dass die Dominanz der Bayern als ewiger Meister endet. Auch damit sich in Zukunft vielleicht nicht schon vor der neuen Saison alle einig sind, dass die Meisterschaft wieder in den Süden wandert.

Vielleicht täte ein neuer Meister nicht nur der Bundesliga, sondern sogar den Bayern selbst mal ganz gut.

Julie Klostermann

Und ganz nebenbei: Die letzte titellose Saison des FC Bayern war die Spielzeit 2011/12. An die im Jahr darauffolgende Triplesaison dürften sich sogar Bayern-Fans gerne erinnern. Vielleicht täte ein neuer Meister also nicht nur der Bundesliga, sondern sogar den Bayern selbst mal ganz gut.


Der BVB kann sich nur noch selbst schlagen

Schlafende Löwen soll man nicht wecken, so lautet ein Sprichwort. Aber der FC Bayern schläft schon so lange, dass er womöglich gar nicht mehr aufwacht, sollte nicht mal ein Verein kräftig an ihm rütteln. Borussia Dortmund kann den Rekordmeister nicht nur ärgern – nein: Er wird. Denn der BVB kann sich nur noch selbst schlagen. Mit Mainz empfängt er zum Abschluss das formschwächste Team der Liga.

Auf die gänzlich titellose Saison werden die Bayern eine Transferoffensive folgen lassen – was der Bundesliga nur recht sein kann.

Christopher Stolz

Es gibt sogar zwei Gründe, weshalb der neue Meister ein Segen für die Bundesliga sein wird. Denn das unsanfte Wecken des Löwen aus München wird mit Sicherheit eine wütende Reaktion hervorrufen. Nun ist nämlich vorerst nicht nur die europäische Konkurrenz in der Champions League enteilt, womit sich die Bayern abfinden mussten.

Auf die gänzlich titellose Saison werden die Bayern eine Transferoffensive folgen lassen – was der Bundesliga nur recht sein kann. Und auch der BVB wird sicherlich den einen oder anderen klangvollen Namen mehr holen können – der Titel des nationalen Meisters macht schließlich sexy. Die Dortmunder Erlösung kommt also gerade recht.

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