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Franziska Giffey (3.v.l.) und Astrid-Sabine Busse (r.) besuchen eine Zwölfte Klasse im Heinrich-Hertz-Gymnasium.

© picture alliance/dpa / Annette Riedl

Wahlkampf an Berlins Vorzeigegymnasium: Giffey verkündet Erfolge bei Schuldigitalisierung

Noch immer sind nicht alle Berliner Schulen an die zentrale Datenbank angeschlossen, aber die Regierende Bürgermeisterin sieht Fortschritte. Ein Ortstermin.

Die Frage, ob das Glas halb voll oder halb leer ist, würde die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) so gar nicht stellen – auch nicht in Bezug auf Berlins Schuldigitalisierung. „Wir arbeiten weiter daran, beste Lernbedingungen an allen Berliner Schulen zu schaffen. Dazu ist die Digitalisierung einer der zentralen Schlüssel“, lautete ihre Ansage am Freitag bei einem Auftritt in Berlins erfolgreichster Schule für Mathematik und Naturwissenschaften, dem Friedrichshainer Heinrich-Hertz-Gymnasium.

Wie also funktioniert dieser Schlüssel? Passt er? Dazu lieferten Giffey und ihre Parteifreundin, Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse, vier Wochen vor der Wahl ein paar Zahlen. Demnach können inzwischen 729 von 790 öffentlichen Schulstandorten auf die zentrale Plattform der Bildungsverwaltung zugreifen, die ihnen die Nutzung aller IT-Verfahren und IT-Dienste ermöglicht. Der Verwaltungs-, Datenschutz- und Sicherheitsaufwand werde dadurch zu einem sehr großen Teil in ein zentrales Rechenzentrum verlagert.

Voran geht es auch bei der Lehrer- und Schülerdatei (LUSD): 578 von 693 Schulen, die teils auch über mehrere Standorte verfügen, sind dort integriert. Das bedeutet beispielsweise, dass eine Schülerin oder ein Schüler bei der Einschulung nur einmal erfasst werden muss und dann mittels einer Nummer bis zum Schulabschluss in der zentralen Datei verbleibt. Dies erleichtert nicht nur Schulwechsel, sondern auch die Lehrkräfteplanung, die Erstellung von Zeugnissen sowie die Organisation der zu belegenden Fächer für das Abitur.

15
Jahre sind vergangen, seitdem Berlin das Ziel einer Schüler- und Lehrerdatei verkündete.

Genau darin hatte lange das größte Hindernis bestanden: Die Weiterentwicklung der im Jahr 2016 aus Hessen übernommenen LUSD-Software war wegen der Vielzahl an Varianten und Fächern für die Berliner Schulabschlüsse zu einer Endlosgeschichte geworden. Zunächst hieß es, dass bis 2018 alle Schulen in die Datei integriert würden, dann wurde dieser Termin Jahr für Jahr verschoben. Nun wird Ende 2023 für die Aufnahme der letzten Schulen anvisiert. Von dieser fünfjährigen Verzögerung war am Freitag allerdings genauso wenig zu hören wie davon, dass bereits zwischen 2008 und 2016 rund 50 Millionen Euro für einen kompletten Fehlversuch mit externen Servern ausgegeben worden waren, um die Datei an den Start zu bringen.

24 Millionen Euro liegen für die Anschaffung von Schüler-Tablets brach

Die nächste Schlappe droht bereits: Die Bildungsverwaltung verfolgt das Ziel, für 24 Millionen Euro mehreren Schülerjahrgängen Tablet-Computer zu schenken. Diesen Plan hatte der Hauptausschuss im Frühjahr 2022 gestoppt und eine Wirtschaftlichkeitsprüfung zu der Frage verlangt, ob Leasing nicht besser sei als Kauf. Die letzte Ausschusssitzung vor der Wahlwiederholung ist am Mittwoch, noch aber findet sich der Punkt nicht auf der Tagesordnung. Somit „könnte es eng werden“, wie ein Parlamentarier am Freitag schlussfolgerte. Nicht auszuschließen wäre daher, dass die Millionensumme verfällt.

Aber auch darum ging es nicht beim Termin im Hertz-Gymnasium, wo es der Förderverein war, der das Computerkabinett ausgestattet hat. An den Tablets demonstrierten dort die aufgeweckten Schüler und ihr Klassenlehrer den wahlkämpfenden Senatsdamen, wie gut Digitalisierung im Unterricht funktioniert.

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