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ICE-Züge der Deutschen Bahn (DB) in Hamburg.

© dpa/Christian Charisius

Nach EVG-Urabstimmung: Kein unbefristeter Streik bei der Deutschen Bahn

Schlichtung annehmen oder unbefristet streiken - vor diese Entscheidung stellte die Bahn-Gewerkschaft EVG ihre Mitglieder. Das Ergebnis fiel deutlich aus.

Bei der Deutschen Bahn droht in den nächsten Wochen kein unbefristeter Streik. Bei der Urabstimmung der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG haben sich weniger als 50 Prozent der Abstimmungsteilnehmer für einen solchen Arbeitskampf ausgesprochen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag am Rande einer Sitzung des geschäftsführenden EVG-Vorstandes erfuhr.

Für einen unbefristeten Streik wäre eine Zustimmung von 75 Prozent nötig gewesen. Im Umkehrschluss dürfte der monatelange Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn damit nun beendet sein.

52,3 Prozent für Schlichtungsempfehlung

52,3 Prozent sprachen sich laut dpa-Informationen in der Urabstimmung für eine mühsam ausgearbeitete Schlichtungsempfehlung aus. Die Gewerkschaft hatte angekündigt, diesen Schlichterspruch bei einer Zustimmung von 25 Prozent anzunehmen.

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Die EVG und die Deutsche Bahn stecken seit Ende Februar im Tarifkonflikt, zweimal legte die Gewerkschaft in dieser Zeit mit Warnstreiks den Zugverkehr stundenlang nahezu komplett lahm.

Arbeitsgericht verhinderte dritten Warnstreik

Ein dritter Warnstreik wurde vom Arbeitsgericht in Frankfurt am Main verhindert. Nach dem Gerichtstermin kamen die Verhandlungen besser voran, letztlich scheiterten sie aber im Juni.

Die Einkommen von gut 70.000 Beschäftigten werden sich noch einmal deutlich erhöhen. Der EVG-Bundesvorstand hatte nach hitzigen Diskussionen den Mitgliedern empfohlen, den Schlichterspruch anzunehmen.

Hohe Erwartungen verhindern ein besseres Abstimmungsergebnis

Allerdings gab es in der EVG auch einige Sorgen, dass nicht allzu viele Mitglieder bei der Urabstimmung für die Schlichtungsempfehlung votieren würden. Ein Ergebnis über 50 Prozent galt zuletzt nicht als sicher. In den vergangenen Wochen hatten viele Mitglieder etwa mit Beiträgen in sozialen Netzwerken betont, dass sie mit dem Schlichtungsergebnis nicht einverstanden sind.

Die Verhandlungsführer wurden zum Teil sehr deutlich kritisiert. Gewerkschaftskreisen zufolge hatten sich vor und während der Urabstimmung auch einige große Landesverbände skeptisch zum Schlichtervorschlag geäußert.

Die EVG war mit der Forderung nach 650 Euro mehr für die 180.000 Beschäftigten bei 12 Monaten Laufzeit in die Verhandlungen gegangen. Entsprechend hoch waren die Erwartungen – der Schlichterspruch erfüllt diese sicher nicht bei allen.

Das Ergebnis mit mehr als 50 Prozent Zustimmung gibt den Verantwortlichen aber zumindest die Sicherheit, dass die Schlichtung mit einer Mehrheit der Abstimmungsteilnehmer im Rücken unterschrieben werden kann. Die Wahlbeteiligung lag bei 65,3 Prozent.

Es droht neuer Ärger

Mit Blick auf die kommenden Monate droht aber neuer Ärger: Der große Konkurrent der EVG, die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit Claus Weselsky an der Spitze, könnte bald mit einem womöglich besseren Tarifabschluss auftrumpfen.

Zwischen der GDL und der DB gilt noch bis Ende Friedenspflicht, danach wird ein neuer Tarifvertrag ausgehandelt. Unter den EVG-Abschluss wird sich Weselsky absehbar nicht drücken lassen, diese rote Linie ist vermutlich gesetzt.

Weselsky will für seine Leute 555 Euro mehr pro Monat erreichen sowie eine Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden. Auch die Inflationsausgleichsprämie gehört zu seinen Forderungen, der Tarifvertrag soll nach seiner Vorstellung zwölf Monate laufen.

Weselsky steht für eine offensive Gangart bei Tarifverhandlungen – Warnstreiks sind dann wieder möglich. Dass EVG-Mitglieder nach einem guten GDL-Deal die Gewerkschaft wechseln, hängt aber von mehr Faktoren ab. Die EVG hat in den allermeisten DB-Betrieben eine Mehrheit – dementsprechend wird dort das Tarifwerk dieser Gewerkschaft angewendet. Nach EVG-Tarifvertrag werden derzeit rund 180 000 DB-Beschäftigte bezahlt, nach GDL-Tarif nur gut 8000. (dpa)

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