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Kreuzfahrten - wie hier nach Lissabon - stehen hoch im Kurs.

© IMAGO/Robert Poorten

Trotz Hitze und Waldbränden: Das Mittelmeer bleibt das Lieblingsziel der Deutschen im Sommer

Die Tui rechnet mit einem starken Reisesommer. Doch der Klimawandel könnte das Reisen verändern, sagt Konzernchef Ebel. Holland oder Belgien könnten gewinnen.

Auch Reiseprofis sind dem Wetter ausgeliefert. Tui-Konzernchef Sebastian Ebel erinnert sich mit Schaudern an das schlechte Wetter auf der Ostseeinsel Fehmarn in diesem Sommer. Ein „Horror“, sagt der Chef des größten europäischen Reisekonzerns. Ähnlich schlimm war es in Oslo, ein „Alptraum“.

Regen und Kälte im Norden Europas, Hitze und Waldbrände im Süden machen die Wahl des richtigen Urlaubsziels zu einer Herausforderung für die Reisekonzerne und ihre Gäste. Ebel ist überzeugt, dass sich die Reisesaison verlängern wird. In diesem Jahr fliegt die Tui noch im November Touristen nach Griechenland, früher war im Oktober Saisonschluss. Denkbar, dass man dort bald auch Weihnachten oder Silvester als Pauschalurlauber feiern kann.

Belgien statt der Balearen?

Die Kapverdischen Inseln, die Kanaren oder Portugal, in denen es im Sommer weniger heiß ist als im Süden Europas, könnten als Sommerziele aufsteigen. Ebel hält es aber auch für möglich, dass neue Destinationen vom Klimawandel profitieren: Holland, Polen oder Belgien. Auch Skandinavien käme wohl in Frage, aber zwischen einem Urlaub in der Türkei und in Norwegen herrsche schon ein beachtlicher Preisunterschied, betont Ebel.

Der Sommer 2023 verläuft sehr gut.

Sebastian Ebel, Tui-Konzernchef

Trotz Hitze und Bränden bleibt das Mittelmeer das Lieblingsziel der Bundesbürger, wenn sie Sommerurlaub im Ausland machen wollen. Ein Touristik-Hotspot ist die griechische Urlaubsinsel Rhodos, in deren Süden es vor kurzem gebrannt hatte. 8000 Urlauber musste die Tui evakuieren, wer wollte, wurde nach Hause geflogen. Viele Urlauber wollten aber bleiben und bekamen neue Hotels im Norden. 80 Prozent der 40.000 Tui-Gäste seien von dem Feuer nicht betroffen gewesen, betont der Konzern. Dennoch konnten Touristen ihre Buchungen canceln und ihren Urlaub abbrechen. Rund 25 Millionen Euro hat das die Tui gekostet, auch Urlauber, die keine Tui-Kunden waren, habe man ausgeflogen, betont Ebel.

Tui verdient wieder Geld

Trotz dieser Einbußen läuft das Geschäft gut. Am Mittwoch legte der Hannoveraner Konzern seine Zahlen für den Zeitraum von April bis Juni dieses Jahres vor. Der in der Corona-Zeit schwer gebeutelte Konzern hat in diesem Quartal erstmals seit der Pandemie einen Betriebsgewinn von knapp 170 Millionen Euro erzielt. Im vergleichbaren Quartal des Vorjahres hatte das Minus noch bei 27 Millionen Euro gelegen. In den ersten neun Monaten des laufenden Fiskaljahres bleibt der Konzern aber noch in den roten Zahlen – mit knapp 226 Millionen Euro. Die staatlichen Hilfen, mit denen die Tui während des Corona-Reiselockdowns vor der Pleite gerettet worden war, sind inzwischen komplett zurückgezahlt, die Nettoverschuldung sank um 1,1 Milliarden Euro auf 2,2 Milliarden Euro.

„Der Sommer 2023 verläuft sehr gut und die Nachfrage nach Urlaubsdestinationen ist weiterhin hoch“, berichtet Ebel. Aktuell liegen die Buchungen um sechs Prozent über dem Vorjahresstand, die Preise sind um sieben Prozent gestiegen. Die Tui hat 95 Prozent des Buchungsniveaus aus der Zeit vor Corona erzielt, die fehlenden fünf Prozent führt Ebel auf das geringere Interesse an Fernreisen aufgrund der hohen Flugpreise zurück.

Sebastian Ebel ist Tui-Konzernchef.
Sebastian Ebel ist Tui-Konzernchef.

© picture alliance/dpa/Carsten Koall

Besonders gut laufen Kreuzfahrten, auch die Hotelsparte wirft Gewinn ab. Große Hoffnung setzt Ebel auf einen Geschäftsbereich, der stark im Kommen ist: Touren, Ausflüge und Aktivitäten. Verglichen mit dem Vorjahresquartal hat die Tui ein Drittel mehr Events verkauft.

Der Reiseriese will bei seinen Buchungen in Zukunft auch auf KI setzen. In Großbritannien experimentiert man schon mit ChatGPT. Statt mühsam bei der Urlaubssuche Ziel, Reisezeitraum oder Wunschflughafen einzugeben, soll man in Zukunft die KI die perfekte Reise suchen lassen. „Ich möchte zwei Wochen Tauchurlaub machen und ab London fliegen“, eine solche Ansage soll reichen. Bisher, sagt Ebel, waren die Ergebnisse vielversprechend. Fehmarn war wahrscheinlich nicht dabei.

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