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Marienkäfer

© Gritte

Als das Leben den Sex erfand: Der Ursprung von Mann und Frau

Milliarden Jahre lang begnügte sich das Leben mit simpler Zellteilung. Doch als es die Geschlechter erfand, explodierte die Evolution – mit Folgen bis heute.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Es gibt tausend gute Gründe, wenigstens einmal im Jahr einen Frauentag zu feiern. Nur einer ist bislang nie erwähnt worden. Dabei ist es der grundlegendste Grund, den man (und frau) sich vorstellen kann: Ohne Frau gäbe es Mann nicht. Nicht nur, weil damals vor über einer Milliarde Jahren, als Frauen noch nicht erfunden waren, es auch an Männern fehlte, denen die Frauen hätten fehlen können. Sondern auch, weil ohne die Geschlechter, ohne die Erfindung von Sex, die Evolution diese Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten nie hätte hervorbringen können – schon gar nicht Homo sapiens.

Die ersten zwei Milliarden Jahre vermehrte und veränderte sich das Leben nur durch Teilung. Aus einer Zelle wurden zwei, die heranreiften, sich teilten und so weiter und so fort. Soweit, so gut. Aber hatte eine der Zellen zufällig eine nützliche Mutation, gab es keinen Weg, diesen Vorteil mit anderen der gleichen Art zu teilen. Es dauerte also lange, bis sich neue Fähigkeiten, neue Überlebenstricks, durchsetzen konnten.

Fossil der Alge Bangiomorpha pubescens, der ersten bekannten zweigeschlechtlichen Lebensform auf der Erde.
Fossil der Alge Bangiomorpha pubescens, der ersten bekannten zweigeschlechtlichen Lebensform auf der Erde.

© Nicholas J. Butterfield

Erst Sex, die Kombination von Genmaterial von zwei verschmelzenden Elternzellen ermöglichte das. Es ist kein Zufall, dass das Leben erst so richtig Fahrt aufnahm, vielfältig wurde und fast jeden Winkel der Erde eroberte, seit es Sex hat, meint Nicholas Butterfield.

Der britische Paläobiologe entdeckte im Jahr 2000 das bislang älteste Zeugnis von Sex, oder, wenn man angesichts des Frauentages so will, den ältesten Beleg für die Existenz von „Frauen“: das Fossil einer 1,2 Milliarden Jahre alten Alge. Das Besondere an Bangiomorpha pubescens ist, dass sie Sporen ähnelnde Strukturen trägt - der früheste Hinweis auf eine Lebensform, die zwischen männlichen und weiblichen Individuen unterschied.

Irgendwo in einem der Urozeane begann es also mit dem mal kleineren, mal größeren Unterschied. Für all das, was sich daraus in menschlichen Kulturen an Ungleichbehandlung von Frauen entwickelte, kann man die Biologie aber nicht verantwortlich machen. Im Sinne der Evolution war keines der Geschlechter je wichtiger als das andere.

Was wir zum Leben mitbekommen und was wir weitergeben – jedes Wochenende Geschichten rund um Gene und mehr in der „Erbonkel“-Kolumne.

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