zum Hauptinhalt
Taylor Swift.

© dpa/Danish Ravi

Entertainer oder Partymuffel?: Was Menschen reif für die Bühne macht

Taylor Swift dürfte ganz oben auf der Skala stehen, Albert Einstein eher unten: Wie gesellig ein Mensch ist, bestimmt offenbar ein einziges Gen ganz entscheidend mit.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Ein Partylöwe war der Erbonkel noch nie. Nichts gegen die Musik, die Snacks, die Cola. Aber das Gewusel und Geplapper meist viel zu vieler Menschen auf engem Raum löst eher Beklemmungen als Fröhlichkeit aus. Aber zum Glück gibt es ja Entertainer, Stimmungskanonen und Comedy-Könige genug, deren Auftritte sich neidlos aus einer gemütlichen Ecke heraus genießen lassen.

Aber warum sind Menschen so unterschiedlich gesellig? Sicher, die Umwelt spielt eine Rolle: In der Einsamkeit der sibirischen Tundra sind die Gelegenheiten rar, sein inneres Feierbiest auszuleben. Aber offenbar hat Geselligkeit auch eine erbliche Komponente. Ein Gen, wurde jetzt an der University of California San Diego entdeckt, steht dabei ganz besonders im Rampenlicht: GTF21.

Menschen, denen die Region mit diesem Gen auf dem 7. Chromosom fehlt, entwickeln unter anderem eine „Cocktail-Party-Persönlichkeit“, eine auffallend hohe Kontaktfreudigkeit und Redseligkeit. Das Gegenteil, eine eher autistische Persönlichkeit entsteht, wenn die Erbgut-Region mit dem GTF21-Gen doppelt vorkommt. „Ohne dieses Gen ist jeder auf der Welt dein Freund“, sagt der Neuro- und Stammzellwissenschaftler Alysson Muotri. Das gilt auch für Fruchtfliegen und Mäuse: Fehlt ihnen GTF21, kommen sie einander näher und futtern lieber in Gesellschaft als allein.

Ein Geselligkeitsgen

Zwar gibt es hunderte von Genen, die zur Ausbildung von autistischen oder eben bühnenreifen Persönlichkeiten beitragen, aber GTF2I „ist das einzige Gen, von dem wir wissen, dass es die Sozialisierung direkt reguliert“, sagt Muotri. Offenbar greift es in die Entwicklung des Gehirns im Embryo zu einem Zeitpunkt ein, in dem sich Bereiche entwickeln, die später das Sozialverhalten steuern. Die meisten Menschen, die also auf der Partylöwen-Skala von 1 bis 10 keine 12 oder -2 erreichen, haben eine eher ausgeglichene GTF21-Dosis.

Besteht also Hoffnung für den Erbonkel und andere Partymuffel? Wird es bald eine Pille geben, die GTF21 drosselt und jeden zur Rampensau macht? Selbst wenn: Wo alle zum Comedian mutieren, fehlt bald das lachende Publikum. Die Mischung macht’s.

Was wir zum Leben mitbekommen und was wir weitergeben – jedes Wochenende Geschichten rund um Gene und mehr in der „Erbonkel“-Kolumne.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false