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„Hemingway“-Katze: mit sechs Fingern an der Pfote.

© Wikipedia/Creative Commons/Ventus 55

Gib mir fünf!: Was die Zahl der Finger mit Sex zu tun hat

Fünf Finger, fünf Zehen – das gilt für (fast) alle Landwirbeltiere. Aber warum eigentlich? Weil die Gene, die Hand und Fuß formen, auch noch eine andere, überlebenswichtige Funktion haben.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Nicht sechs, nicht vier, sondern fünf. Immer sind es fünf Zehen und fünf Finger, jedenfalls wenn es sich um ein Landwirbeltier handelt. Ja, auch die einzehigen Hufe der Pferde, die drei Krallen und Flügel der Vögel oder die sechsfingrigen Grabeschaufeln von Maulwürfen entstehen aus einem embryonalen Stadium mit Fünffingrigkeit, der Pentadaktylie.

Aber warum? Warum ließ die Evolution bei den Vierbeinern fünfe gerade sein? Warum „Gimme five“, nicht „six“? Wegen Sex.

Das jedenfalls legen Forschungsergebnisse nahe, denen zufolge die Gene, die seit über 400 Millionen Jahren in Wirbeltierembryonen die Entwicklung von Hand und Fuß steuern, auch die Geschlechtsorgane formen. Werden sie zufällig verändert, aufgrund einer Mutation, dann verändert sich nicht nur die Zahl der Finger oder Zehen, sondern auch das jeweilige Fortpflanzungswerkzeug. Was den Nebeneffekt hat, dass die Genveränderung nicht weitergegeben wird – die Fünffingrigkeit wird zementiert.

So ziehen etwa Mutationen im Hoxa13-Gen sowohl bei Mäusen als auch bei einer Familie in Michigan, USA, solche Veränderungen nach sich: das „Hand-Fuß-Genital-Syndrom“. Anders als die „Füchslefüße“ und „Schmetterlingsfinger“, wie die Betroffenen ihre veränderten Extremitäten nennen, wiegen Penisdeformationen und verdoppelte Gebärmütter schwerer: Sie erschweren die Fortpflanzung.

Allerdings haben die meisten Menschen oder Landwirbeltiere mit überzähligen oder fehlenden Fingern keine Genitalveränderungen. Die berühmte sechsfingrige Maine-Coon-Katze „Snowball“ von Ernest Hemingway etwa hatte reichlich Nachkommen. Doch das sind immer nur individuelle Ausnahmen. Regulär haben Maus, Mensch, Katze und alle anderen Arten von Landwirbeltieren fünf Finger – mit Ausnahme einer Krallenfroschart. Xenopus tropicalis hat tatsächlich mehr: sechs. So wie einst die ersten Wirbeltiere, die mal mit sechs, fünf, sieben oder mehr Fingern an Land krochen. Damals, im Erdzeitalter Devon, als die Evolution sich noch nicht festgelegt hatte.

Was wir zum Leben mitbekommen und was wir weitergeben – jedes Wochenende Geschichten rund um Gene und mehr in der „Erbonkel“-Kolumne.

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