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Bei starker Hitze und Trockenheit geben auch Sonnenblumen den Geist auf.

© Olivier Chassignole/dpa

Heiß, sonnig und trocken: Extreme Sommer könnten zur Regel werden

Der Sommer 2022 brach viele Rekorde – und ist nach Ansicht der Wissenschaft ein Vorgeschmack auf die Zukunft.

Zu heiß, viel zu trocken und extrem viel Sonne: Die meteorologische Bilanz des Sommers 2022 hört sich erst einmal nach Traumwetter an. Doch die seit dem Frühjahr anhaltende Dürre, die in ganz Mittel- und Südeuropa zu spüren war, brachte Landwirtschaft, Natur und das Grundwasser arg in Bedrängnis. Rekord-Tiefstände in Flüssen, ausgetrocknete Felder, verdörrte Wiesen und Waldbrände waren Folgen. Für Klimaforschende steht fest, dass der außergewöhnlich heiße Sommer 2022 ein Vorgeschmack für das ist, was als Folge der Erderwärmung auf uns zukommt. 

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„Die Sommerbilanz des deutschen Wetterdienstes zeigt erneut, dass sich die Welt und auch Deutschland mitten im Klimawandel befinden“ , sagte Fred Hattermann, Hydrologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) dazu. Die Trockenheit in diesem Jahr sei die Fortführung eines Trends, der sich schon über längere Zeit abzeichnete, verstärkt in den letzten fünf Jahren. Der Sommer 2022 nun war nach vorläufigen Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der sonnenreichste seit Beginn der Aufzeichnungen. „Wir dürften damit in Zeiten des Klimawandels einen bald typischen Sommer erlebt haben“, sagt DWD-Meteorologe Uwe Kirsche.

In weiten Teilen Europas weniger Wasser im Boden

Die Bodenfeuchte geht bereits seit Jahrzehnten in vielen Regionen Europas und auch Deutschlands zurück – vor allem im Sommer. Besonders betroffen davon ist der Osten Deutschlands. Über lange Zeiträume ist hier bereits zu beobachten, dass die Grundwasserstände fallen. Aber auch Teile Westdeutschlands wie etwa Nordbayern sind betroffen. 

Ein Landwirt bearbeitet mit Traktor und Grubber den trockenen Boden auf einem Acker in Brandenburg und wirbelt dabei viel Staub auf.

© Patrick Pleul/picture alliance/dpa

„Satellitendaten zeigen deutlich, dass in weiten Teilen Europas weniger Wasser im Boden und im Grundwasser gespeichert ist“, so Hattermann. Ursachen dafür sind nicht nur abnehmende Niederschläge, sondern auch die durch die höheren Temperaturen stark angestiegene Verdunstung. „Wenn es dann regnet, ist das Potential für intensivere Niederschläge da.“ 

Das ist eine Entwicklung, die sich nach Hattermanns Erwartung in Zukunft noch verschärfen dürfte: „Alle unsere Analysen zeigen, dass es mit weiter steigender Globaltemperatur sogar noch schlimmer wird.“ Auch in den kommenden Jahren sei leider keine Entspannung zu erwarten.

[Bereits im Frühjahr war der Hydrologe und Klimaforscher Fred Hattermann im Tagesspiegel zu der Einschätzung gekommen, dass die Trockenheit im Jahr 2022 zu einem großen Problem werden könnte. Den Beitrag lesen Sie hier auf Tagesspiegel Plus.]

Der Trend zeichne sich seit Jahrzehnten immer stärker auch in Messdaten ab und reiche weit über die Sommermonate hinaus, so der Meteorologe Peter Hoffmann vom PIK. Flusspegel und Wasserspeicher würden schneller kritische Werte erreichen, wenn Trockenjahre wie 2018, 2019 und auch 2022 in kürzeren Abständen aufeinanderfolgen

„Der Sommer 2022 ist erneut ein Warnzeichen dafür, dass extremere Sommer bereits zur Regel geworden sind“, so Hoffmann. Diese Extremsommer seien durch häufigere Hitzewellen jenseits der 35- Grad-Marke und anhaltende Phasen ohne flächendeckenden Regen gekennzeichnet. Statt längerem Landregen, der früher die Böden nachhaltig durchfeuchtete, komme es gegenwärtig verstärkt zu lokal begrenzten Sturzregen. Diese könnten mit einem Mal sogar Mengen überschreiten, die sonst in einem ganzen Monat üblich sind. Das Wasser würde dann eher abfließen als im Boden zu versickern.

Der Höchstwert war 40,1 Grad in Hamburg

Der diesjährige Sommer zählt zu den vier wärmsten der vergangenen mehr als 140 Jahre – und ist der sechstrockenste Sommer in diesem Zeitraum. Der deutschlandweite Höchstwert wurde am 20. Juli mit 40,1 Grad in Hamburg gemessen, ein Rekordwert. 

Die durchschnittliche Temperatur lag laut vorläufiger Bilanz des DWD bei 19,2 Grad. Das sind 2,9 Grad mehr als in der Periode 1961 bis 1990. 2022 liegt damit gleichauf mit dem Sommer 2019, dem bis dato drittwärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Nur die Sommer 2003 (19,7 Grad) und 2018 (19,3 Grad) waren noch wärmer.

Fast 820 Sonnenstunden wurden im bundesweiten Durchschnitt gemessen, deutlich mehr als der bisherige Rekord im Sommer 2003 mit 793,3 Stunden. „Demnach ist es der sonnigste Sommer, seitdem die Sonnenscheindauer aufgezeichnet wird“, so DWD-Meteorologe Andreas Friedrich. 

Auch der Herbst, der für die Meteorologen am heutigen 1. September beginnt, könnte zumindest im Osten zu trocken bleiben. „Bei der Dürre, der Trockenheit und den Niedrig-Pegelständen kann man noch keine Entwarnung geben, das kann sich noch in den Herbst hineinziehen“, so der Meteorologe Friedrich.

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