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Als Cola noch Wein enthielt: Werbung für Pemberton’s French Wine Coca aus dem Jahr 1885.

© Atlanta, Ga., J. P. Harrison & Co., Printers and Binders

Heute vor 137 Jahren: Wie eine verzweifelte Suche in der Gründung von Coca-Cola endete

Am 8. Mai 1886 wurde die braune Limo zum ersten Mal in einer Apotheke in Atlanta ausgeschenkt. Der Erfinder erkannte in seinem Getränk, das Kokain enthielt, ein Heilmittel. Der Rest? Ist Geschichte.

Eine Kolumne von Miray Caliskan

Eigentlich war John Stith Pemberton verzweifelt auf der Suche nach einem Mittel, das ihn von seiner Morphiumsucht abbringen sollte. Dass er aufgrund dessen das berühmteste Getränk der Welt zusammenmixen würde, konnte er nicht ahnen: Coca-Cola.

Die Geschichte ist so überraschend wie tragisch: Pemberton war ein Apotheker und Chemiker aus Atlanta in Georgia, der gerne mit Pflanzen und Kräutern experimentierte und mehrere Medikamente und Sirupe entwickelte. Dann kam der amerikanische Bürgerkrieg (1861 bis 1865) und mit ihm die Sucht. Während seines Militärdienstes zog er sich so schwere Verletzungen zu, dass er vom Schmerzmittel abhängig wurde.

Von seinem Getränk namens „Pemberton’s French Wine Coca“, das er um 1885 erfand, erhoffte er sich endlich Heilung. Dafür mischte er Wein mit Kokablättern, die Kokain enthalten, koffeinhaltigen Kolanüssen, Damiana, einer Pflanze, der im 19. Jahrhundert und noch heute eine stärkende und aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird, sowie weiteren Zutaten. Sein Getränk ähnelte Vin Mariani, das 1863 in Paris entwickelt wurde. Es gilt als ein historischer Vorläufer von Coca-Cola. 

John Stith Pemberton hat den Erfolg seines Getränks nicht mehr erlebt.

© mauritius images / TopFoto

Pemberton sah in seinem süßen Getränk ein Heilmittel und verschrieb es allen, die es wollten, gegen Kopfschmerzen, Impotenz, Nervosität, Müdigkeit – und als Abstinenzgetränk etwa gegen Morphinsucht. Als Atlanta und Fulton County 1886 ein Alkoholverbot aussprachen, musste er seine Mixtur ändern und experimentierte erneut herum.

Er ersetzte den Wein mit kohlensäurehaltigem Wasser und schuf so die erste Charge der weltberühmten Limo. Den Namen wählte sein Geschäftspartner und Buchhalter Frank Mason Robinson: Coca, das von Kokablättern abgeleitet wurde, und Cola, das von den Kolanüssen stammte. Er meinte, die beiden Cs sähen schöner aus. Robinson war es auch, der die Farben und das Logo in der geschwungenen Schrift aussuchte.

Das Coca-Cola-Logo hat sich über die Jahrzehnte kaum verändert, entspricht also fast dem Original von Frank Mason Robinson.

© Getty Images via AFP/JUSTIN SULLIVAN

Am 8. Mai 1886, heute vor 137 Jahren, wurde Coca-Cola dann zum ersten Mal in „Jacobs‘ Pharmacy“ für wenige Cent pro Glas verkauft. Die Apotheke befand sich in der Innenstadt von Atlanta – eine Tafel erinnert noch heute an die ersten Coca-Cola-Verkäufe. Sein Getränk bewarb Pemberton weiterhin als „Lebenselixier“ und „wertvolles Gehirntonikum“. Es wurde zu einem Hit. Im ersten Jahr wurden weniger als 100 Liter der braunen Limo verkauft, im zweiten schon fast 4000.

Kurz darauf wurde Pemberton krank, fast bankrott und kämpfte nach wie vor gegen seine Abhängigkeit. 1888 verkaufte er schließlich die Rechte an seinem Rezept an seinen Kollegen Asa Candler, für sehr wenig Geld wohlgemerkt – die Kaufkraft entspräche heute nicht einmal 10.000 Euro. Candler gründete die Coca-Cola Company und machte die Marke zu einer der größten und erfolgreichsten der Welt. Pemberton verstarb nur Monate nach dem Verkauf im Alter von 57 Jahren. Den Erfolg seines Getränks erlebte er nicht.

Heute wird Coca-Cola in über 200 Ländern verkauft, in Dutzenden Versionen. Und noch heute ist in der Limo ein Extrakt aus Kokablättern enthalten, der seit den 1930ern in einem speziellen Verfahren allerdings „entkokainisiert“ wird.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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