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Sehen Sie, wie einfach das ist? Die „Solar Batterie“ der Bell Labs bestand aus zusammengeschalteten Siliziumstreifen.

© Popperfoto/Getty Images

Tagesrückspiegel – Heute vor 69 Jahren: Es werde Strom aus Sonnenlicht

Es begann mit einem Spielzeug, aber nur zu Demonstrationszwecken. Der Stromerzeugung aus Sonnenlicht wurde schon früh eine große Zukunft vorausgesagt.

Eine Kolumne von Otto Wöhrbach

Vor kurzem wurden in Deutschland die letzten drei noch laufenden Kernkraftwerke abgeschaltet. Die Lichter werden trotzdem nicht ausgehen – unter anderem deshalb nicht, weil heute vor 69 Jahren, am 25. April 1954, die Bell Laboratories in New Jersey (USA) eine neue Möglichkeit vorstellten, elektrischen Strom zu erzeugen: Solarzellen, deren Silizium-Schichten direkt Sonnenlicht in elektrische Energie verwandelten.

Der Reporter der New York Times war beeindruckt: „Diese Erfindung könnte den Beginn einer neuen Ära einläuten, in der sich einer der größten Träume der Menschheit verwirklicht – die Nutzung der nahezu unerschöpflichen Sonnenenergie zum Wohle unserer Zivilisation.“

Vision der Solardächer

Welch kühne Prophezeiung beim Anblick des kleinen Spielzeug-Riesenrads, das sich zur Demonstration mit dem Strom aus dem Solarmodul der Bell Labs drehte. Doch der solarbetriebene Menschheitstraum hatte viele Feinde: Hohe Kosten für die Herstellung, geringe Stromausbeute, aber auch Vogelschiss und Steine werfende Kinder.

So schien der  Einsatz von Solarzellen zunächst nur in abgelegenen Regionen ohne eigene Stromversorgung sinnvoll zu sein, für den Betrieb einzelner Lampen und kleiner Funkgeräte etwa, oder auch für den Antrieb der skurril anmutenden Solarfahrzeuge, die an den Rennen des erstmals 1987 ausgetragenen „World Solar Challenge“ quer durch Australien teilnahmen.

Der Anteil von Solarstrom erreichte in Europa im vergangenen Sommer zwölf Prozent.
Der Anteil von Solarstrom erreichte in Europa im vergangenen Sommer zwölf Prozent.

© dpa / Ben Birchall

Das Weltall wurde schnell ein Einsatzraum für Solarzellen. Schon der Strom des ersten Telekommunikations-Satelliten „Telstar“ für Live-Fernsehsendungen zwischen den USA und Europa ab 1962 stammte aus 3600 Solarzellen. Ihre Leistung: Insgesamt knapp 15 Watt.

Umso erstaunlicher die Weitsicht, mit der Maurice E. Paradise, Präsident einer Elektronikfirma in Chicago, bereits 1955 vorhersah, dass Solarzellen nicht nur im All, sondern auch im Alltag der Menschen auf der Erde eine große Rolle spielen würden: Häuser, deren Dächer mit Paneelen aus Solarzellen belegt seien, würden einmal alle in ihnen benötigte Energie erzeugen.

Laut Angabe der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) wurden allein im vergangenen Jahr weltweit Solarmodule mit einer so großen Fläche aufgestellt, dass sie so viel Strom liefern wie rund 130 Kernkraftwerke. Allerdings nur – und darauf hatte schon Maurice Paradise hingewiesen – solange die Sonne scheint und die Solarzellen senkrecht beleuchtet. Bei schräger Beleuchtung sinkt ihre Leistung. Aber auch Kernkraftwerke laufen ja nicht ununterbrochen.

Der Name der Elektronikfirma in Chicago (USA), deren Präsident Paradise war, verriet übrigens weniger Weitsicht: „National“ Fabricated Products. Der Großteil der weltweit produzierten Solarpaneele stammt heute aus China.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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