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Die Menschen nutzten Camps, von denen aus sie zu bestimmten Jahreszeiten jagten.

© Julius Csostonyi

Spuren im Stoßzahn: Wo sich Wege von Mammuts und Menschen kreuzten

Ein 14.000 Jahre alter Stoßzahn liefert Hinweise auf die Wanderungen eines Mammuts in Nordamerika. Sein Fundort könnte auch darauf hin deuten, wie es zu Tode kam.

Gegen Ende der letzten Kaltzeit vor rund 14.000 Jahren wurde in der Kältesteppe Nordamerikas ein Mammut geboren. Seinen Lebensweg haben Forschende nun anhand einer chemischen Analyse eines seiner Stoßzähne nachgezeichnet. Sie fanden auch Hinweise darauf, wie die ersten Menschen, die die Beringlandbrücke nach Nordamerika überquerten, zu den Tieren standen.

Wie das Forschungsteam um Audrey Rowel und Mat Wooller von der Universität von Alaska in Fairbanks, sowie Clement Bataille von der Universität von Ottawa in Kanada in der Zeitschrift „Science Advances“ berichtet, blieb das Tier seine ersten Jahre in der Region im Nordwesten des heutigen Kanadas. Als Jugendliche wanderte das weibliche Mammut dann in rund zweieinhalb Jahren ungefähr tausend Kilometer nach Nordwesten und lebte schließlich weitere drei Jahre im Zentrum des heutigen Alaskas.

Spuren des Lebenswandels

„Das ist eine echte Spitzenforschung, in der neueste Technologien angewendet wurden, um die Lebensgeschichte eines längst toten Tieres zu untersuchen“, sagt Faysal Bibi vom Museum für Naturkunde in Berlin, der an der Studie nicht beteiligt war. Das Team um Wooller maß in jeder einzelnen Schicht des geborgenen Mammut-Stoßzahns, die Mengen zweier Atom-Varianten.

Das Elfenbein wurde gemahlen und auf seine Inhaltsstoffe untersucht.
Das Elfenbein wurde gemahlen und auf seine Inhaltsstoffe untersucht.

© Sidney Roth/McMaster University

Strontium-86 und Strontium-87 kommen in Gesteinen wie Granit je nach Alter und Herkunft in unterschiedlichen Mengen vor. Im Boden über dem Felsen wurzelnde Pflanzen übernehmen diese Mischung, die dann auch auf Pflanzenfresser wie Mammuts oder Rentiere übertragen wird. Aus dem Strontium-Isotopen-Verhältnis in einem Bereich der lebenslang wachsenden Stoßzähne kann man also auf das Gebiet schließen, in dem das Tier weidete, als dieser Bereich des Stoßzahnes wuchs.

Rare Nahrungspflanzen

Bereits 2021 hatte eine Gruppe um Mat Wooller mit einer solchen Isotopen-Analyse den Stoßzahn eines Mammut-Bullen untersucht und die Ergebnisse in der Zeitschrift „Science“ vorgestellt. Dieses Tier hatte vor über 17.000 Jahren gelebt und war ähnlich weit umhergewandert wie die Mammut-Kuh, die vor 14.000 Jahren dort weidete.

Das jetzt untersuchte Tier nutzte Bergweiden. Vor 14.000 Jahren veränderte sich die Steppe. Viele für die Mammuts als Nahrung wichtige Kräuter und Gräser wichen Birken- und Weiden-Büschen. Vielleicht war das Tier deshalb in höhere Lagen ausgewichen, wo die bevorzugten Nahrungspflanzen noch wuchsen.

Zum Zeitpunkt seines Todes, wahrscheinlich im Spätsommer oder frühen Herbst, war das Weibchen nach den Isotopen-Werten gut genährt. Sein Stoßzahn wurde an einem Ort gefunden, an dem Steinzeitmenschen zu dieser Jahreszeit vorübergehend Lager machten. Wahrscheinlich nutzten sie das Elfenbein der Mammuts, aßen aber auch das Fleisch zumindest von Jungtieren.

Fundstück oder Jagdtrophäe

Hinweise auf aktive Jagd gibt es nur wenige. Die Steinzeitmenschen könnten den Stoßzahn auch von einem toten Mammut geholt haben. Allerdings fertigten die Menschen in Alaska vor 14.000 Jahren gleiche Waffen an wie die damaligen Bewohner Sibiriens, die seitJahrtausenden Mammuts jagten. Ihre ersten Spuren im Inneren des heutigen Alaskas stammen aus der Zeit vor rund 14.000 Jahren. Etwa tausend Jahre später verschwanden dort die Mammuts.

Das ist noch kein Beweis dafür, dass die Tiere von Menschen ausgerottet wurden: „Auch wenn Menschen Mammuts gejagt haben, müssen die Rüsseltiere dadurch noch lange nicht ausgestorben sein“, sagt Bibi. Allerdings sei der Verdacht nicht unbegründet. „Immer, wenn Menschen in einer vorher nicht besiedelten Region neu auftauchten, starben dort bald darauf große Tiere aus“, sagt der Paläontologe. Das gelte etwa auch für die jüngere Geschichte der letzten Jahrhunderte, in denen Menschen abgelegene Inseln erreichten.

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