zum Hauptinhalt
Die USA werden Jahr für Jahr von zerstörerischen Hurrikanen heimgesucht.

© Foto: dpa/dpaweb / A2800 EPA NOAA / HANDOUT

Wirtschaftliche Schäden durch Wirbelstürme: Für die USA irgendwann nicht mehr tragbar

Computersimulationen eines deutschen Forschungsteams zeigen, wie verwundbar die US-Wirtschaft durch den Klimawandel ist. Das ist auch weltwirtschaftlich riskant.

Wirtschaftliche Verluste durch Hurrikane in den USA werden irgendwann nicht mehr national auszugleichen sein, wenn die Erderwärmung unvermindert fortschreitet. Das ist das Ergebnis einer Studie auf Basis von Computersimulationen, die nun in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters veröffentlicht wurde. 

„Wenn zu viele Produktionsstandorte von einem Hurrikan getroffen werden und nicht mehr produzieren, springen andere Länder bei der Versorgung mit Gütern ein“, schreiben die Autor:innen. Die Auswirkungen von Wirbelstürmen im Klimawandel würden den USA einen wirtschaftlichen Nachteil verschaffen. „Je wärmer, desto stärker“, so Robin Middelanis vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Universität Potsdam, Hauptautor der Studie.

Es gibt eine Grenze, wie viel die US-Wirtschaft verkraften kann.

Anders Levermann, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Die Wissenschaftler untersuchten für ihre Studie den Hurrikan „Harvey“, der 2017 Texas und Louisiana heimsuchte. Der Sturm hat direkte Schäden von 125 Milliarden US-Dollar verursacht. Die Forschenden berechneten, wie die Auswirkungen von „Harvey“ bei unterschiedlichen Niveaus globaler Erwärmung aussehen würden. „Wichtig ist dabei, dass sich die Verluste durch lokale Unterbrechungen der Produktion über nationale und globale Lieferketten ausbreiten und damit zu erheblichen zusätzlichen indirekten wirtschaftlichen Auswirkungen führen“, so Middelanis.

Die Wissenschaftler simulierten mehr als 7000 regionale Wirtschaftssektoren mit mehr als 1,8 Millionen Lieferkettenverbindungen. So kamen sie zu dem Ergebnis, dass die US-Volkswirtschaft künftige Kaskaden von Produktionsausfällen durch Hurrikane nicht ausgleichen kann, wenn der Klimawandel ungebremst fortschreitet.

„Es gibt eine Grenze, wie viel die US-Wirtschaft verkraften kann – wir wissen nur nicht genau, wo sie liegt“, wird PIK-Mitautor Anders Levermann in einer Pressemitteilung zitiert . Die Computersimulationen zeigen demnach, dass Produktionsausfälle im Energiesektor zu denen gehören, die am stärksten von Ländern wie Kanada und Norwegen, aber auch von Venezuela und Indonesien kompensiert werden, und zwar auf Kosten der US-Wirtschaft.

Doch auch Ersatz sei kritisch zu sehen. Denn aus weltwirtschaftlicher Sicht könnten Veränderungen aufgrund unterbrochener Lieferketten bedeuten, dass weniger effiziente Produzenten einspringen. „Es ist eine pragmatische Schlussfolgerung, dass wir einen Anstieg der Treibhausgasemissionen vermeiden müssen, die diese Art von Störungen verstärken“, sagte Levermann.

Stürme werden heftiger

„Es ist wahrscheinlich, dass die Schäden durch Hurrikane größer werden, wenn wir unser Erdsystem weiter aufheizen“, betont Robin Middelanis. Auch wenn es in Zukunft voraussichtlich nicht mehr Hurrikane geben wird, könnten die stärksten unter ihnen verheerender werden, so Middelanis.

Die Frage, ob die Anzahl tropischer Wirbelstürme durch den Klimawandel zunimmt, ist in der Forschung noch offen. Häufiger vertreten wird aber die Annahme, dass die Wirbelstürme durch die Erwärmung in ihren Auswirkungen heftiger werden. Ein Grund dafür ist, dass in einer wärmeren Atmosphäre und bei wärmeren Wassertemperaturen mehr Energie für die Entwicklung starker tropischer Wirbelstürme zur Verfügung steht.

Eine aktuelle Studie kam zu dem Schluss, dass die Gesamtzahl der tropischen Wirbelstürme weltweit gesehen bis 2050 nicht zunimmt, wohl aber die Anzahl der schweren Wirbelstürme - das allerdings nicht überall auf der Erde in gleichem Maße.

Nicht alle Veränderungen der Wirbelstürme, wie häufigeres Auftreten oder höhere Windgeschwindigkeiten, lassen sich laut IPCC-Bericht eindeutig auf den Klimawandel zurückführen. Dennoch lasse sich feststellen, dass die Schäden solcher Stürme aufgrund des Klimawandels zugenommen haben, wie Klimaforscherin Friederike Otto vom Imperial College London erklärte.

„Die Regenfälle, die mit Stürmen einhergehen, sind aufgrund der durch den Menschen verursachten Erderwärmung intensiver und wahrscheinlicher geworden“, so Otto. Hinzu komme, dass der Meeresspiegel angestiegen ist und dadurch Sturmfluten, die mit Stürmen einhergehen, höher ausfallen und sie zu größeren Schäden führen können als ohne den Klimawandel.

Die entscheidende Frage für die US-Wirtschaft sei nun, ob sich die wachsenden Kosten durch die Stürme wirtschaftlich bewältigen lassen. „Nein, jedenfalls nicht so wie bisher“, sagen die Forschenden um Middelanis.

„Unsere Berechnungen zeigen zum ersten Mal, dass die US-Wirtschaft, immerhin eine der stärksten auf unserem Planeten, irgendwann nicht mehr in der Lage sein wird, die Produktionsausfälle in Lieferketten aus eigener Kraft auszugleichen.“ Die zunehmenden Schäden durch Hurrikane würden die Fähigkeiten der Wirtschaftssupermacht USA übersteigen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false