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Rafael Herlich mit seinen Bildern.

© Frank Bachner

Bilder gegen Antisemitismus: Berliner Ibn-Rushd-Goethe-Moschee zeigt Fotos von Rafael Herlich

Der israelische Künstler Rafael Herlich fotografiert Menschen aller Religionen. Seine „Friedensbilder“ sind in der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee von Seyran Ateş zu sehen.

Der alte Mann trägt ein dunkelblaues Jackett, es wirkt unauffällig, aber es hat eine hohe symbolische Bedeutung. Dieses Jackett hat Shaul Ladany rund 48 Jahre zuvor bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 1972 in München getragen. Der Israeli war als Leichtathlet Teil der israelischen Mannschaft.

Wenige Tage später überfielen palästinensische Terroristen das Olympische Dorf und ermordeten israelische Sportler. Shaul Ladany überlebte.

Herlich stellt Menschen in den Mittelpunkt seiner Bilder

48 Jahre später fotografierte der Künstler Rafael Herlich den Ex-Leichtathleten. Sein Foto ist Teil der Ausstellung „Gesicht zeigen gegen Antisemitismus und Rassismus“. Die Bilder von Herlich sind in der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee von Seyran Ateş ausgestellt. Am Sonntag wurde die Ausstellung eröffnet.

Rafael Herlich mit dem Foto des Überlebenden des Olympia-Attentats, Shaul Ladany.

© Frank Bachner

Herlich fotografierte Menschen aller Religionen, Muslime, Juden, Christen, oft in religiösem Zusammenhang. Einen Imam, eine evangelische Pfarrerin. Für Herlich, in Tel Aviv geboren, seit 40 Jahren in Deutschland, sind es „Friedensbilder“. Sie sollen symbolisieren, „dass Juden, Muslime und Christen gemeinsam gegen Gewalt sind“.

Rafael Herlich ist ein Botschafter des Dialogs.

Nicola Beer (FDP), Vizepräsidentin des Europäisches Parlaments

Nicola Beer (FDP), die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, die Herlich seit langer Zeit unterstützt, sagte in ihrer Laudatio, „man sieht in jedem seiner Bilder, dass er den Mensch in den Mittelpunkt stellt und gegen Antisemitismus und Rassismus kämpft“. Er habe die Mission, „die Vielfalt religiösen Lebens darzustellen“. Herlich sei „ein Botschafter des Dialogs“, weil er auch an Schulen diese friedfertige Vielfalt vermittle.

Um gegen Stereotype und Klischees zu kämpfen, zeigt Herlich in Schulen auch immer wieder ein Bild mit drei Spielern des jüdischen Sportvereins Makkabi. Ein Jude, ein Christ, ein Muslim. Die Schüler sollen herausfinden, wer welche Religion hat. Die Erkenntnis, dass dies schlichtweg nicht möglich ist, löse bei den oft muslimischen Schülern Nachdenklichkeit aus, sagte Herlich.

Moschee nach Anschlags-Drohungen geschlossen

Dass die Ausstellung in der Moschee von Seyran Ateş stattfindet, hat auch eine symbolische Bedeutung. „Sie kämpft schon immer gegen Antisemitismus und für einen liberalen Islam“, sagte Nicola Beer.

Die Menschenrechtsaktivistin Ateş hatte die Ausstellung vor einem Jahr in Brüssel eröffnet, wo sie auf Betreiben von Beer erstmals stattgefunden hatte. Dort entstand die Idee, die Bilder auch in Ateş’ Moschee in Moabit auszustellen.

Ateş selbst ist besonders betroffen von Intoleranz. Weil radikale Islamisten einen Anschlag auf die Moschee geplant hatten, ist diese seit Wochen geschlossen. Das Freitagsgebet findet nur nach Anmeldung und in geschlossener Gesellschaft statt. Seyran Ateş lebt seit 17 Jahren unter massivem Polizeischutz. Wann die Moschee wieder normal eröffnet, ist offen.

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