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Einsatzkräfte der Polizei stehen an der Unfallstelle in der Leipziger Straße. Bei einem schweren Unfall in Berlin-Mitte sind vier Menschen schwer verletzt worden.

© dpa/Pierce Adler

Update

Mutter und Kind sterben nach schwerem Unfall in Berlin: 83-jähriger Autofahrer fuhr laut Zeugen zu schnell und auf Radstreifen

Ein Auto fährt in der Nähe des Potsdamer Platzes in eine Frau mit Kinderwagen. Nach der Mutter erliegt auch ihr Sohn seinen Verletzungen. Am Sonntag kamen 130 Menschen zu einer Mahnwache zusammen.

| Update:

Der 83-jährige Autofahrer, der bei einem schweren Verkehrsunfall in Berlin-Mitte in der Nähe des Potsdamer Platzes am Samstag eine Frau und ein Kind angefahren hat, ist nach Zeugenaussagen mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs gewesen und verkehrswidrig auf einem Radfahrschutzstreifen gefahren. Das teilte die Berliner Polizei am Sonntagvormittag mit.

Die 41-jährige Frau und ihr vierjähriger Sohn sind infolge des Unfalls gestorben. Die Mutter war bereits am Samstagmittag im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlegen. Das Kind wurde in einer Klinik am Samstag noch notoperiert, verstarb dann am Abend jedoch ebenfalls, wie ein Sprecher des Lagezentrums dem Tagesspiegel am Sonntagmorgen sagte.

Der Vater des Kindes und die Schwester der Frau waren nach dem Unfall am Samstag mit einem Schock ins Krankenhaus gekommen. Alle vier seien als Touristen aus Belgien in Berlin gewesen, sagte der Sprecher des Lagezentrums am Sonntag.

Verkehrssenatorin Manja Schreiner setzt auf Unfallkommission

Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) will vorerst noch keine Konsequenzen in Bezug auf die Verkehrssicherheit am Unfallort ziehen. Zunächst werde die Unfallkommission der Polizei den Hergang vor Ort untersuchen. Anschließend entscheide die Senatsverkehrsverwaltung, ob und wie an der Stelle für mehr Sicherheit gesorgt werden könne. „Aus unserer Sicht ist es nicht der richtige Moment, dem vorzugreifen“, erklärte Schreiner am Montag,

„Wir haben den tragischen Unfall auf der Leipziger Straße mit Bestürzung zur Kenntnis genommen“, sagt der stellvertretende Senatssprecher Michael Ginsburg. Aktuell fände eine Unfallauswertung statt, deren Ergebnis es abzuwarten gelte. „Das Bundesverkehrsministerium hat klargemacht, dass eine Fahrtauglichkeitsuntersuchung für Senioren nicht geplant ist.“

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Nach ersten Erkenntnissen vom Samstag kam es in einem Baustellenbereich in der Leipziger Straße in der Nähe des Einkaufszentrum „Mall of Berlin“ zu dem Unfall. Wegen der Baustelle am Bundesrat ist die Leipziger Straße hier auf zwei Fahrspuren verengt.

Überblick über den Unfallort.
Überblick über den Unfallort.

© Grafik: Tagesspiegel,/Quelle: Polizei Berlin, Kartenbasis: Goole Earth Pro ( Satelitenaufnahme vom 19.8.2023)

Schwerer Unfall auf Leipziger Straße: 83-Jähriger wollte Stau umfahren

Laut Polizei soll der 83-jährige Autofahrer gegen 10 Uhr mit überhöhter Geschwindigkeit die Leipziger Straße in Richtung Potsdamer Platz befahren haben. Als er sich verkehrsbedingt wartenden Fahrzeugen näherte, soll der Mann mit seinem Ford verkehrswidrig auf den rechts gelegenen Radfahrschutzstreifen geschwenkt sein, um an dem Stau vorbeizufahren.

Gleichzeitig soll die 41-jährige Frau aus Belgien mit ihrem Sohn zwischen stehenden Autos hindurch auf die Leipziger Straße gelaufen sein, obwohl sich in der Nähe eine Fußgängerampel befindet, sagte eine Polizeisprecherin dem Tagesspiegel. Dann wurden Mutter und Kind frontal von dem Ford erfasst. Anschließend prallte der 83-Jährige noch auf einen Skoda, der dadurch wiederum auf einen BMW auffuhr, der gerade an der roten Ampel wartete.

Polizisten stehen an der Unfallstelle in der Leipziger Straße.
Polizisten stehen an der Unfallstelle in der Leipziger Straße.

© dpa/Christophe Gateau

Nach Feuerwehrangaben hatten Rettungskräfte versucht, Mutter und Kind noch am Unfallort wiederzubeleben. Sie seien auf dem Weg ins Krankenhaus weiter reanimiert worden, hieß es.

Der 83-jährige Fahrer kam leicht verletzt ins Krankenhaus, wurde nach ambulanter Behandlung und einer Blutentnahme aber wieder entlassen. Eine freiwillige Atemalkoholmessung bei dem Mann hatte einen Wert von 0,0 Promille ergeben. Sein Führerschein wurde beschlagnahmt und sein Auto zur Erstellung eines Gutachtens sichergestellt.

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Darüber hinaus mussten 16 Personen, die den Unfall mitangesehen oder Ersthilfe geleistet hatten, psychologisch betreut werden, unter anderem durch Notfallseelsorger. Sie standen zum Teil unter Schock. Drei von ihnen kamen ebenfalls zur Behandlung ins Krankenhaus.

Die Unfallstelle war noch lange nach dem Unfall mit rot-weißem Flatterband gesichert. Die sonst recht verkehrsreiche Leipziger Straße war nach Angaben der Polizei für fünf Stunden in beide Richtungen komplett gesperrt. Auch Busse durften nicht passieren.

„Jedes Mal frage ich mich: Ist es beim nächsten Mal mein Kind?“

Am Sonntagabend versammelten sich rund 130 Menschen zu einer Mahnwache am Unfallort, darunter auch mehrere Eltern mit ihren Kindern. Verschiedene Verbände, darunter der ADFC Berlin, FUSS e.V., Changing Cities e.V. und der VCD Nordost hatten ab 17.30 Uhr dazu aufgerufen.

„Jedes Mal, wenn ein Kind in Berlin überfahren wird, frage ich mich: Ist es beim nächstes Mal meins?“, sagte Antje Kapek, Verkehrsexpertin der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Man sei weit entfernt von einer Vision Zero, einer Vision von null Verkehrstoten und von einer Stadt, in der alle sicher unterwegs sein könnten.

Die Mahnwache am Unfallort an der Leipziger Straße.
Die Mahnwache am Unfallort an der Leipziger Straße.

© Anna Thewalt

Roland Stimpel, Sprecher von Fuss e.V., hatte sich im Vorfeld der Mahnwache mit einem Appell an die Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) gewandt: „Nehmen Sie Abstand von dem Plan, hier und auf 29 anderen Straßen das Tempolimit von 30 auf 50 zu erhöhen.“ Darüber hinaus forderte er fest installierte Blitzer sowie höhere Strafen für Raserei und den Missbrauch von Geh- und Radwegen.

Zum Unfallfahrer, der 83 Jahre alt war, sagte er dem Tagesspiegel, dass es nicht um spezifische Alterskontrollen ginge. „Es braucht generell eine höhere Kontrolldichte“, so Stimpel. Nach den Wortbeiträgen fand eine Schweigeminute für die getöteten Unfallopfer statt.

Almut Neumann, Stadträtin für den öffentlichen Raum im Bezirk Mitte, hatte am Sonntagnachmittag auf der Plattform X gemahnt: „Die Tat des 83-jährigen Autofahrers, der wartende Autos auf dem Fahrradstreifen mit überhöhter Geschwindigkeit überholt und damit eine Mutter und ihr vierjähriges Kind getötet hat, zeigt einmal mehr: Wir brauchen sicherere Infrastruktur für die Schwächsten im Verkehr!“ (mit dpa)

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