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Mit Schmerzen 1966 gegen England: Klaus Steinbacher als Franz Beckenbauer.

© Eckhard Jansen/Bavaria Fiction/Sky Studios

Sky verfilmt Beckenbauers Leben: Schaun mer mal

Wir können doch Weltmeister werden. Sky zeichnet das Leben der Fußball-Ikone Franz Beckenbauer nach. Den Kaiser dürfte die Verfilmung freuen.

Braune Lederschuhe auf grünem Rasen. Der Film über den Kaiser beginnt mit einer Szene, die jeder Fußballfan in Deutschland kennt: 1990, Franz Beckenbauer in der Stunde des großen Triumphes gedankenverloren und ganz allein über das Spielfeld im Stadio Olimpico in Rom. Oben am Nachthimmel ein Flugzeug.

Dem scheint der Kaiser näher als dem Trubel im Römer Stadion. Franz Beckenbauer ist mit Deutschland gerade zum zweiten Mal Weltmeister geworden: einmal als Spieler und einmal als Trainer. Eine Lichtgestalt.

Es hat 25 Jahre gebraucht bis dorthin (und erstaunlicherweise noch mal über 30 Jahre bis zur Verfilmung des Lebens dieser Fußballer-Legende bei Sky). Gegen viele Widerstände.

Für Bayern-Trainer „Tschik“ Čajkovski ist der junge Mann, der da Mitte der 1960er Jahre auf den Münchner Trainingsplatz kommt, nur der „Strohhalm“. Beckenbauers bodenständiger Vater hat anderes mit ihm vor. Fußballersein versprach keine wirklich aussichtsreiche Karriere. So begann der Franz zunächst eine Ausbildung als Versicherungskaufmann.

Was soll ich mit dem Strohhalm?

Bayern-Trainer „Tschik“ Čajkovski über den jungen Franz Beckenbauer

Den Weg von dort zum gefeierten Weltstar erzählt das Biopic: Beckenbauer wurde der jüngste Nationalspieler, den das Land jemals hatte, mit dem ersten Höhepunkt, das verlorenene WM-Finale 1966 gegen England, dem acht Jahre später der Triumph im eigenen Land folgte.

Dabei ist im Film zwischen Dichtung und Wahrheit ist nicht immer fein zu scheiden. Der Pay-TV-Sender legt Wert auf die Bezeichnung „Spielfilm“. Vor allem der intellektuelle Anspruch, den Beckenbauers erste Liebe Brigitte (Teresa Rizos) mit Peter-Handke-Lesungen ins Haus holen wollte und der Zwist mit Intimus Paul Breitner und Uli Hoeneß 1974 scheinen stark überzeichnet.

Da geht’s dann stark ins Süffige. Der Rest dieses Lebens ist ja weitestgehend bekannt. An Beckenbauers Beruflichem und Privatem kam auch die Boulevardpresse nicht vorbei. Alleine drei Frauen bis 1990, Steuergeschichten, diverse Fragezeichen zur WM-Vergabe nach Deutschland 2006 (was im Film nicht mehr vorkommt) - es gibt wohl kaum eine Person des öffentlichen Lebens in Deutschland, der es gelungen ist, so über Schwierigkeiten hin weg zu spielen und zu lächeln. Stets an seiner Seite: Manager Robert Schwan (nie ohne Pfeife im Mund: Stefan Murr).

Der Film von Tim Trageser („Der Kaiser“, Sky, ab 16. 12.) reißt mit naiv-sympathischem Grundton keine weiteren Gräben auf, wirkt etwas aus der Zeit gefallen. Des Kaisers Affären?Ah, geh! Kritische Distanz? Eher nicht. Ein bisschen so wie der kolportierte Beckenbauer-Satz: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? Dem Kaiser wird’s gefallen. Vor allem in der Person Klaus Steinbacher („Oktoberfest 1900“), der sich dem unwiderstehlichen Charme Beckenbauers anverwandelt hat, ohne ihn ans Komödienstadlhafte zu verraten.

Und was sagt Beckenbauer dazu? Gar nichts. Die Fußball-Legende, mittlerweile 77, hat sich seit Jahren aus der Öffentlichkeit zurück gezogen, war auch am Wochenende bei der Filmpremiere in München nicht dabei. Das spricht ja alles auch für sich: ein XXL-Leben, Giesing, München, New York, Kitzbühel. Vier Frauen, zwei Weltmeister-Titel. Eine Lichtgestalt, ein Sonntagskind. Und ein Film wie ein Kraftsuppe.

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