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Hahn im Korb: Thomas Gottschalk mit Teilnehmern der ZDF-Show „Wetten, dass..?“

© dpa / Philipp von Ditfurth dpa

So lief „Wetten, dass..?“: Zwischen Robbie Williams, Zeus, Lützerath und Hui Buh

Warum Namen, Fragen und Zahlen behalten? Wie Thomas Gottschalk im Modus „betreutes Moderieren“ erneut sein „Wetten, dass...?“ zelebrierte.

Irgendwann mittendrin, „Wetten, dass..?“ köchelte im Lagerfeuerfernsehmodus vor sich hin, ließ Bagger Eier löchern, Fahrradfahrer Kästen hochfahren, junge Männer auf einer Achterbahn Handys in die Luft werfen und Thomas Gottschalk Fragen vergessen, irgendwann stieß Robbie Williams auf der Couch am Samstagabend in Friedrichhafen im ZDF die Frage aller Fragen aus: „Why?“.

Ja, warum denn nicht? Warum nicht dreieinhalb Stunden Eskapismus-TV in Zeiten von Krieg, Corona, Klimakrise und Gaspreisdeckel? Warum nicht einmal im Jahr ein Showkonzept am Leben halten, dass ziemlich genau so schon Anfang der 1990er ausgesehen hatte, als Robbie Williams noch mit „Take That“ Gast bei Europas erfolgreichster Unterhaltungsshow war.

Nicht nur beim Blick auf die Quoten am nächsten Morgen dürfte sich ZDF-Intendant Norbert Himmler, der im Saal in Friedrichshafen in der ersten Reihe saß (hat er dort auch schon 1990 gesessen?), selber Recht gegeben haben: Thomas Gottschalk bloß nicht in Rente gehen lassen und regelmäßig aus der Show-Kiste holen.

Wer am Samstagabend etwas besseres vorhatte: Er oder sie hat bei „Wetten, dass..?“ natürlich, wie immer, nichts verpasst, außer Brot und Spiele, Musik und Quatsch. Ein Wetten-Mix aus Kraft/Geschicklichkeit (Bagger, Handyhochwurf) und Gedächtniskünstlern (Stoffpuppen-Raten, Fingerprints auswendig lernen). Auf der Wett-Couch jene, die in dieser Woche vor einem zweistelligen Millionenpublikum (10,09 waren es immerhin noch; Marktanteil: 39,5 Prozent) etwas zu verkaufen haben.

Veronica Ferres, John Malkovich mit Ferres-Tochter Lilly Krug (einen Hollywoodfilm), Bully Herbig und Christoph Maria Herbst (den Kinofilm „Hui Buh und das Hexenschloss“), oder eben Robbie Williams seine neue Platte. Dazu zwei Influencerinnen für die Generation Z .

Robbie Williams setzte sich nach seiner Gesangseinlage sogar für 30 Minuten neben Gottschalk auf die Couch. Irgendwann hatte er genug gesehen, „das Flugzeug wartete“ (gibt es diesen Flieger eigentlich wirklich?) und Thomas Gottschalk ging, Michelle Hunziker sei dank, wieder ins Prinzip „betreutes Moderieren“ über. Wenn Gottschalk die Frage entfiel, half Hunziker aus.

Gottschalk ist schon ein Phänomen: Der Mann schaut sich quasi Zeus-gleich selber schmunzelnd beim Moderieren zu, mit mitterweile 72 Jahren (vermeintlich) über allem stehend. Ihr wollt mich so haben? Ihr kriegt mich so. Noli me tangere. Keinem anderen Moderatoren würde man es derart durchgehen lassen, auf der Show-Bühne permanent Zahlen, Namen und Daten zu vergessen.

Egal. Am Ende wurde ein Klimaaktivist Wettkönig, der das Braunkohledorf Lützerath retten will, spendete Herbert Grönemeyer für die Berliner Tafel und tanzten Herbig und Herbst in Frauenkleidern CanCan. Da war Robbie Williams wohl schon länger in der Luft. Thomas Gottschalk verabschiedete sich bis zum nächsten Jahr.  Nur ein bisschen Götterdämmerung. Why? Warum nicht?

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